Der spektakuläre Zusammenbruch der Kryptobörse hat die Rufe nach den „Proof of Reserves“ – also Mechanismen zur transparenten Abbildung von Kundengeldern – laut werden lassen. Während einige Kryptobörsen bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen haben, um für mehr Transparenz zu sorgen und das Vertrauen der Krypto-Anleger zurückzugewinnen, kritisiert der Kraken-CEO Jesse Powell derartige Maßnahmen nun als „sinnlos“, weil unter anderem nicht auch die entsprechenden Verbindlichkeiten offengelegt werden.

Wie Powell zu bedenken gibt, müssten die PoR die Summe alle Verbindlichkeiten, von den Nutzern verifizierbare Nachweise, dass jedes Konto in der Rechnung berücksichtigt wird, und Nachweise des Besitzes der jeweiligen Wallets beinhalten, um wirklich aussagekräftig sein zu können. Während der Proof of Reserve Mechanismus von Kraken bereits einen Abgleich mit den Verbindlichkeiten der Handelsplattform ermöglicht, hält deren CEO seiner Konkurrenz vor, dass diese eben keine Konten mit negativem Vermögen einbeziehen.

Auch dem einflussreichen Datendienst CoinMarketCap wirft Powell vor, nur unvollständige Proof of Reserves abzubilden, denn diesen wären nicht nur die bloße Summe von Wallet-Vermögen, sondern vielmehr Vermögen abzüglich Verbindlichkeiten.

Marktführer Binance hat jüngst im Eiltempo ein neues PoR-Feature an den Start gebracht, das auf Basis der sogenannten Merkle Trees den Nachweis der Vermögensstände der Plattform erbringt. Doch auch hier werden die Verbindlichkeiten außen vor gelassen, wie Powell seine Kritik wiederholt:

„Der ganze Sinn und Zweck ist, dass Kunden nachvollziehen können, ob eine Kryptobörse mehr Krypto-Vermögen hält, als sie schuldet. Einfach nur die Summe aus vorhandenen Geldern zu bilden, ist völlig sinnlos, ohne alles andere.“

Die Medien werden in die Generalkritik des Kraken-CEOs ebenfalls miteinbezogen, denn diese würden die Proof of Reserves „hochjubeln und damit Nutzer in die Irre führen“. Stattdessen sollten diese lieber die Absichten hinter PoR verständlich machen.

Die Krypto-Community hat die Einwände von Powell größtenteils befürwortet, und auch Binance-Chef Changpeng Zhao gibt sich scheinbar einsichtig. So würde seine Handelsplattform bereits planen, den eigenen Mechanismus von einem unabhängigen Dritten prüfen zu lassen.

Obwohl die Antwort von Zhao ebenfalls positiv aufgenommen wurde, weisen Teile der Community auf den Widerspruch hin, dass der für Kritik angeblich so offene Binance-Chef die Kommentarfunktion unter seinem Beitrag ausgeschaltet hat.