Wie nach der Uhr gestellt hat der anhaltende Crash des Kryptomarktes wieder die altbekannten Unkenrufe im Stil von „Bitcoin ist tot“ auf den Plan gerufen.

Dabei ist diese Schwarzmalerei dieses Mal vielleicht so berechtigt wie selten, denn die vergangenen Wochen waren für die Krypto-Anleger ziemlich schmerzhaft, der traurige Höhepunkt bzw. Tiefpunkt wurde dabei nun in Form eines zwischenzeitlichen Tiefes von nur noch schlappen 17.600 US-Dollar erreicht. Nichtsdestotrotz könnten die „Beileidsbekundungen“ für den vermeintlichen Tod von Bitcoin (BTC) so unzutreffend sein wie die anderen 452-Male zuvor (siehe unten).

Counter für „Bitcoin-Todesanzeigen“. Quelle: 99Bitcoins

Erfahrene Krypto-Anleger haben inzwischen Nerven wie Drahtseile, die es allerdings auch dringend braucht, um nicht in Panik zu verfallen und objektive Entscheidungen treffen zu können. Dabei lohnt ein nüchterner Blick auf die On-Chain-Daten, um herauszufinden, ob es nun Zeit zum Kaufen oder Verkaufen ist. Was sagen einige der wichtigsten Kennzahlen für Bitcoin? Ist die Party schon vorbei?

Hält das 200-MA, was es verspricht?

Da wäre zunächst der 200-Week Moving Average (200-MA): Das Gleitende Mittel der letzten 200 Wochen hat sich in der Geschichte von Bitcoin bisher immer als solide Untergrenze bewiesen, die allerhöchstens vorübergehend unterschritten wurde.

Bitcoin-Kurs und 200-Week MA. Quelle: Twitter

Wie im obigen Kursdiagramm an den grünen Markierungen ersichtlich ist, lagen die lokalen Tiefpunkte jeweils in unmittelbarer Nähe des 200-MA, das jedes Mal weitere Abschwünge verhindern konnte.

Nach den Rückläufen auf diese „Untergrenze der Untergrenzen“ ging es jeweils wieder deutlich nach oben und zurück in einen neuen Aufwärtstrend.

Auch aktuell liegt der Bitcoin-Kurs wieder in unmittelbarer Nähe des 200-Week MA, wobei die Marke am 14. Juni bereits zwischenzeitlich unterboten wurde. Obwohl weitere Verluste zwar nicht ganz auszuschließen sind, lässt die bisherige Geschichte darauf hoffen, dass die Verweildauer unter dem wichtigen Gleitenden Mittel meist nur kurz ist.

Bremsen die etablierten Supports den freien Fall?

Neben dem „festen“ Support vom 200-Week MA gibt es zudem noch eine Reihe nennenswerter Unterstützungen, die in der Vergangenheit immer wieder zuverlässigen Rückhalt für Bitcoin geboten haben.

Bitcoin-Kurs und etablierte Supports. Quelle: TradingView

Das letzte Mal ist BTC im Dezember 2020 unter 24.000 US-Dollar abgerutscht. Damals hat sich die 21.900 US-Dollar-Marke als entscheidender Support hervorgetan, von dem sich die marktführende Kryptowährung bis auf 41.000 US-Dollar katapultieren konnte.

Falls die psychologisch wichtige 20.000 US-Dollar-Marke nun endgültig unterschritten sein sollte, finden sich bei 19.900 US-Dollar und 16.500 US-Dollar noch weitere wichtige Unterstützungen, die einen weiteren Einbruch zunächst bremsen sollten (siehe oben).

Wird Bitcoin unter Wert verkauft?

Die letzte wichtige Kennzahl, die Hoffnung gibt und darauf hindeuten könnte, dass sich Bitcoin womöglich in einer günstigen Kaufgelegenheit befindet, ist die sogenannte Market-Value-to-Realized-Value Ratio (MVRV), die zurzeit einen Wert von 0,969 Punkten aufweist.

Bitcoin-MVRV (orange) und Bitcoin-Kurs (schwarz) im Vergleich. Quelle: Glassnode

Wie am obigen Diagramm erkennbar ist, lag die MVRV – die den tatsächlichen Bitcoin-Kurs ins Verhältnis zum errechneten Marktwert setzt – in den letzten vier Jahren größtenteils über 1 Punkt (gestrichelte Linie). Nur während zwei größeren Abwärtstrends wurde diese Marke kurzzeitig unterboten.

Zum einen ist die MVRV im Corona-Crash vom März 2020 auf ein Tief von 0,85 Punkten abgerutscht, wo die Kennzahl dann für sieben Tage verweilte und zum anderen stand der Indikator während des Bärenmarktes von 2018 bis 2019 für satte 133 Tage unter 1.

Obwohl sich also auch hier nicht eindeutig sagen lässt, dass der Bitcoin-Kurs nicht weiter verlieren wird, lässt sich immerhin erahnen, dass das Schlimmste womöglich schon überstanden ist und dass die marktführende Kryptowährung nicht dauerhaft in diesen Niederungen verbleiben wird.