Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat Rabi Sankar, der stellvertretende Zentralbankchef von Indien, seine ablehnende Haltung gegenüber Kryptowährungen bekräftigt und erklärt, weshalb diese seiner Meinung nach kein wirkliches Zukunftspotenzial haben.

Dabei nahm der Zentralbanker in der Gesprächsrunde zunächst die Blockchain-Technologie ins Visier, die das technische Grundgerüst aller Kryptowährungen ist, aber laut Sankar noch weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibt:

„Die Blockchain wurde schon vor einigen Jahren als revolutionäre Technologie gepriesen, aber bisher haben sich für diese noch keine wirklichen Anwendungsfälle herauskristallisiert, ganz besonders nicht in der Geschwindigkeit, die uns vorhergesagt wurde.“

In diesem Kontext sieht er auch den Anwendungsfall Kryptowährungen als wenig vielversprechend, denn letztendlich brauche es zwangsläufig Banken, um Liquidität zu schaffen und Bankendienstleistungen zu erbringen. Dies könne nicht rein technologisch geändert werden.

Für Sankar ist Technologie nur ein Hilfsmittel, das jedoch nicht dazu geeignet ist, völlig eigenständige Währungen zu schaffen:

„Eine Währung braucht einen Herausgeber und einen intrinsischen Wert. Die meisten Kryptowährungen haben keines davon, aber bekommen trotzdem von gutgläubigen Anlegern, Experten, Politikern und Wissenschaftlern einen Wert zugeschrieben.“

Auch die wertstabilen Kryptowährungen, also Stablecoins, die in der Regel an einen externen Vermögenswert wie den US-Dollar angebunden sind, sind nicht von dieser Kritik ausgenommen. Ganz im Gegenteil betont Sankar, dass das Aufkommen von Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs) wie der digitalen Rupie früher oder später für ein Ende von Krypto sorgen könnte:

„Wir sind der Auffassung, dass Zentralbank-Digitalwährungen auch noch den letzten Anwendungsfall von Kryptowährungen abtöten werden.“

Am 28. Mai hatte die indische Zentralbank einen dreistufigen Plan zur Einführung der digitalen Rupie vorgestellt, der dafür sorgen soll, dass die indischen Digitalwährung „reibungslos“ in das bestehende Finanzsystem integriert werden kann.