Im Rahmen der Virtual Blockchain Week hat Charlie Shrem, einer der Wegbereiter der Kryptobranche, seine positive Prognose zur zukünftigen Kursentwicklung von Bitcoin abgegeben, wobei er die Zusammenwirkung des bevorstehenden Halvings mit der aktuellen Geldpolitik während der Corona-Krise als treibende Kraft für ein neues Rekordhoch ausmacht.

Halving trifft auf Corona

Dabei hebt Shrem im Gespräch vom 30. April zunächst hervor: „Es ist verrückt, dass das Halving dieses Mal während der Corona-Krise stattfindet, weil es einfach einen solchen Seltenheitswert hat.“

„Allein in den USA wurden im Zuge der Krise 2 Bio. US-Dollar gedruckt und die Bevölkerung bekommt jetzt nach und nach dieses Geld“, wie Shrem in diesem Zusammenhang erklärt. „Zudem bekommen die Leute genau dann ihr Arbeitslosengeld ausgezahlt, wenn sie wieder zurück in Arbeit gehen können […] und wegen der Quarantäne konnten sie in den letzten Monaten ohnehin nur wenig ausgeben.“

Teile der amerikanischen Bevölkerung werden also kurzfristig ein überschüssiges Einkommen zur Verfügung haben, was umso spannender ist, da in knapp 10 Tagen das Bitcoin-Halving vor der Tür steht. So meint Shrem:

„Jetzt kommt das Halving, durch das der gesamte Verkaufsdruck Ende nächster Woche wortwörtlich halbiert wird. […] Viele Miner wollen ihre Vermögen zwar ansparen, aber in der Regel müssen sie ihre Bitcoin direkt wieder verkaufen, um ihre Betriebskosten zu decken. […] Wenn dieser Verkaufsdruck jetzt halbiert wird und all das neue Geld in den Markt fließt, was denkt ihr, wird dann passieren?“

Damit spielt Shrem unverkennbar darauf an, dass der Verkaufsdruck bzw. das Angebot halbiert wird, wenn die Halbierung der Anstiegsrate von Bitcoin erfolgt. Im Zusammenspiel mit dem zusätzlich verfügbaren Einkommen, also einer erhöhten Nachfrage, sollte dies den Bitcoin-Kurs nach oben treiben.

Während er also sehr optimistisch auf den Kryptomarkt blickt, äußerte sich Shrem in Interview kritisch über den Aktienmarkt. Besonders den oft zitierten Kursindex S&P 500 lehnt er als Barometer für den Gesundheitszustand der Wirtschaft ab, da dieser von der Regierung manipuliert werden könnte, „um der Bevölkerung zu suggerieren, dass alles in Ordnung ist“.

„In den Aktienmarkt habe ich kein Vertrauen, weil er leicht zu manipulieren ist. Deshalb kenne ich mich auch mit Aktien nicht besonders aus […]. Aber wollt ihr mir wirklich erzählen, dass das halbe Land arbeitslos ist, während der Aktienmarkt ein neues Rekordhoch erreicht. Wie können wir also daran festmachen, wie es unserer Wirtschaft wirklich geht?“

Rekordhoch kommt...mit Verzögerung

Obwohl der Krypto-Pionier das Halving als Katalysator für die Kursentwicklung sieht, befürchtet er gegenüber Cointelegraph, dass es womöglich einige Monate dauern wird, bis sich dieser Effekt mit voller Kraft auswirkt.

„Ich habe mir die Daten angeguckt und beim letzten Halving hat sich der Kurswert auch nicht sofort verdoppelt. Nichtsdestotrotz war die vorherige Halbierung der Startschuss für den Aufwärtstrend, der uns 2017 das bisherige Rekordhoch beschert hat, aber das war erst eineinhalb Jahre später“, so Shrem.

„Im Anschluss an das Halving hat sich eine positive Eigendynamik entwickelt, die dadurch angetrieben wurde, dass der Verkaufsdruck bzw. das Angebot halbiert wurde. Zur gleichen Zeit sind eine Menge guter Sachen passiert und ich bin überzeugt, dass es wieder so kommen wird.“

Faustregel für Glaubwürdigkeit

Auf die abschließende Frage, wer die Meinungsführer der Krypto-Community sind, antwortet der erfahrene Beobachter der Branche mit einer einfachen Faustregel: „Wenn Sie wissen wollen, wem Sie auf Twitter folgen sollen bzw. welchen Krypto-Experten Sie Glauben schenken können, dann gibt es da eine ganz einfache Faustregel, die ich befolge. Wie viele Menschen arbeiten für die betreffende Person? Führt sie oder er ein eigenes Unternehmen? Falls ja, wie viele Angestellte gibt es dort? […] Das ist wichtig, zu wissen, weil die Meinung dieser Person dann Gewicht hat.“

Und weiter:

„Wenn diese Person etwas Dummes sagt, dann kann das auf ihre Firma zurückfallen. Im schlimmsten Fall könnte das die Angestellten dann den Job kosten. An die Meinung dieser Person ist also eine Verantwortung geknüpft.“