Mehrere EU-Politiker haben ein Schreiben unterzeichnet, in dem sie eine "sichere" Entwicklung von künstlicher Intelligenz fordern. Der CEO von Google warnte unterdessen davor, leistungsstarke KI-Technologien auf den Markt zu bringen, bevor die Gesellschaft sich darauf einstellen kann.

In einem offenen Brief des EU-Parlamentsmitglieds Dragoș Tudorache vom 16. April auf Twitter wurde mehr Zusammenarbeit und eine universelles Regelwerk für die Entwicklung von KI gefordert.

Tudorache forderte zusammen mit 11 weiteren in dem Brief genannten EU-Politikern die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen und den US-Präsidenten Joe Biden auf, ein Gipfeltreffen zum Thema KI einzuberufen und sich auf eine Reihe von Grundsätzen für die Entwicklung, Kontrolle und den Einsatz der Technologie zu einigen.

"Die jüngsten Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) haben gezeigt, dass der technologische Fortschritt schneller und unvorhersehbarer vonstatten geht, als es die politischen Entscheidungsträger weltweit erwartet haben", so das Schreiben.

"Wir bewegen uns sehr schnell."

In dem Schreiben werden die Direktoren des Handels- und Technologierats (TTC), eines Forums für die USA und die EU zur Koordinierung von Ansätzen in Wirtschafts- und Technologiefragen, darum gebeten, sich auf eine vorläufige Tagesordnung für den vorgeschlagenen KI-Gipfel zu einigen und Unternehmen und Länder weltweit aufzufordern, sich bei der Entwicklung von KI "um ein besonders großes Verantwortungsbewusstsein zu bemühen".

"Unsere Botschaft an die Industrie, die Forscher und die Entscheidungsträger in Europa und weltweit lautet, dass die Entwicklung einer sehr leistungsfähigen künstlichen Intelligenz zeigt, dass aufmerksam sein und sorgfältig überlegen muss. Gemeinsam können wir die Geschichte in die richtige Richtung lenken", wie es in dem Brief weiter heißt.

Der Google-CEO Pichai Sundararajan, auch bekannt als Sundar Pichai, rief in einem Interview mit CBS am 16. April ebenfalls zur Vorsicht im Hinblick auf die Schnelle Entwicklung von KI auf und sagte, die Gesellschaft könnte Zeit brauchen, um sich an die neue Technologie zu gewöhnen.

"Man sollte eine solche Technologie nicht erst dann auf den Markt bringen, wenn sie sehr, sehr leistungsfähig ist, denn dann hat die Gesellschaft keine Zeit, sich anzupassen. Ich denke, das ist eine vernünftige Betrachtungsweise", sagte er.

"Das Tempo, in dem wir als soziale Institutionen denken und uns anpassen können, scheint mit dem Tempo, in dem sich die Technologie entwickelt, nicht Schritt halten zu können", fügte er hinzu.

Pichai merkte jedoch auch an, es gebe zwar Grund zur Besorgnis, er sei aber dennoch "optimistisch", weil sich, verglichen mit anderen technischen Fortschritten in der Vergangenheit, so viele Menschen so früh im Lebenszyklus der KI Gedanken über deren Auswirkungen machten.

"Ich denke, dass es verantwortungsbewusste Menschen gibt, die versuchen, herauszufinden, wie man mit dieser Technologie umgehen kann, und das tun auch wir", sagte er.

Die Europäische Union befasst sich bereits mit ihrem Gesetz über künstliche Intelligenz mit der KI-Technologie. Der Europäische Datenschutzausschuss hat zudem eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung des generativen KI-Chatbots ChatGPT eingerichtet.

Der Brief der EU-Politiker weist dieselben Bedenken auf, die bereits von mehr als 2.600 führenden Tech-Unternehmern und Forschern geäußert wurden. Diese forderten eine vorübergehende Pause bei der weiteren KI-Entwicklung, weil sie "tiefgreifende Risiken für die Gesellschaft und die Menschheit" sehen.

Der Tesla-CEO Elon Musk, der Apple-Mitbegründer Steve Wozniak und andere KI-CEOs, CTOs und Forscher haben ein Schreiben unterzeichnet, das von der US-amerikanischen Denkfabrik Future of Life Institute (FOLI) am 22. März veröffentlicht wurde.

Die EU-Politiker stimmen zwar der "Kernbotschaft" des FOLI-Briefes zu und teilen "einige der Bedenken". Mit "einigen der alarmistischeren Aussagen" sind diese allerdings nicht einverstanden.

In einem Interview mit Fox News am 16. April betonte Musk erneut, das seiner Meinung eine großes Risiko von KI ausgehen könnte. Er sagte, dass KI wie jede andere Technologie missbraucht werden könnte, wenn sie mit bösen Absichten entwickelt wird.