Obwohl Sam Bankman-Fried wegen seiner kürzlichen Verhaftung auf den Bahamas nicht an der Anhörung im Kongress teilnehmen konnte, haben die US-Gesetzgeber den ehemaligen FTX-CEO und die Geschäftspraktiken des Unternehmens heftig kritisiert.

Als einziger Zeuge bei einer Anhörung des US-Finanzdienstleistungsausschusses am 13. Dezember sprach der aktuelle FTX-CEO John Ray über viele der Aktivitäten der Kryptobörse vor seiner Übernahme als CEO am 11. November und darüber, was nachfolgende Untersuchungen ergeben hatten. Ray zufolge war Alameda Research abhängig von Geldern von FTX Trading, dem internationalen Zweig der FTX Group. Dabei habe es keine "interne Kontrollen und jegliche Trennung" zwischen den beiden Firmen gegeben.

Der FTX-CEO erklärte, die Eigentümer von Alameda und FTX, also Bankman-Fried, hätten in den meisten Unternehmen der FTX-Gruppe "freie Hand". Eine Trennung sei eher für die Öffentlichkeit vorgetäuscht worden, diese habe es in der Realität aber nicht gegeben. Auf eine Frage der Abgeordneten Ann Wagner aus Missouri fügte Ray hinzu, die finanziellen Schwierigkeiten von FTX würden sich von bekannten Insolvenzen wie etwa beim Energieriesen ENRON dadurch unterschieden, dass es "keinerlei Aufzeichnungen" gebe und viele Rechnungen und Spesenbelege über Slack liefen.

"FTX verwendete Quickbooks. Ein milliardenschweres Unternehmen verwendet Quickbooks", so Ray. "Nichts gegen Quickbooks, das ist ein sehr nettes Tool. Aber nicht für ein milliardenschweres Unternehmen."

FTX-CEO John Ray am 13. Dezember vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses

Viele Mitglieder des Repräsentantenhauses fragten, ob Bankman-Frieds Handlungen vorsätzlich waren oder auf grobe Inkompetenz zurückzuführen sind. Wagner sprach die "Entschuldigungstour" von SBF in den Medien nach der Insolvenz von FTX an, wo er behauptete, bei der Verlegung von FTX-Nutzern nach Alameda "eine Menge Fehler" gemacht zu haben.

"Ich halte solche Aussagen nicht für glaubwürdig", so Ray.

Der texanische Abgeordnete Al Green zitierte Martin Luther King Jr. im Zusammenhang mit den Handlungen von Bankman-Fried. "Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit" und fragte, ob es bei FTX ein "Fehlverhalten" gegeben habe.

"Bankman-Fried hat angedeutet, dass er einfach nur einen großen Fehler gemacht hat, dass er sein Bestes getan hat, um der Menschheit einen großen Dienst zu erweisen", so Green. "Es fällt mir schwer zu glauben, dass wir es hier mit gewissenhafter Dummheit zu tun haben."

Der Abgeordnete Frank Lucas aus Oklahoma fügte hinzu:

"Bankman-Fried hat eindeutig versucht, sich als der Klügste der Klugen darzustellen, aber klug zu sein macht einen weder ehrlich noch dumm, oder?"

Obwohl Bankman-Fried nicht anwesend war, um vor dem Ausschuss auszusagen, bestätigten die Gesetzgeber den Inhalt einer schriftlichen Aussage, die nach seiner Verhaftung durchsickerte. Der Abgeordnete des Bundesstaates Missouri Emanuel Cleaver sagte, die Tatsache, dass SBF in seiner Eröffnungsrede sofort Schimpfwörter verwendete, sei "respektlos" und "absolut beleidigend" für den Kongress. Der Gesetzgeber fügte hinzu, er erwäge angesichts der jüngsten Ereignisse, eine Resolution zur Umbenennung der Kryptowährung in "Creepy Dough Currency" einzubringen.

Das war die zweite Anhörung des Repräsentantenhauses, die sich mit dem Zusammenbruch von FTX befasste. Zuvor gab es eine Anhörung des Landwirtschaftsausschusses des Senats am 1. Dezember, bei der der Vorsitzende der CFTC Rostin Behnam der einzige Zeuge war. Die CFTC und die Wertpapieraufsicht SEC haben später beide jeweils Klagen gegen SBF, FTX und Alameda wegen Betrugs eingereicht.

Auch der Bankenausschuss des Senats hat für den 14. Dezember eine Anhörung anberaumt, bei der der Hollywood-Star Ben McKenzie, der Investor Kevin O'Leary, die Rechtsprofessorin Hilary Allen und Jennifer Schulp, die Leiterin der Studien zur Finanzmarktregulierung am Center for Monetary and Financial Alternatives des Cato-Instituts, als Zeugen auftreten werden. Es ist unklar, ob die Gesetzgeber Bankman-Fried in Anbetracht seiner aktuellen rechtlichen Probleme zu einer Aussage auffordern werden.

Das Ausschussmitglied Patrick McHenry sagte, der Ausschuss plane eine zweite Anhörung Zusammenbruch von FTX irgendwann im Jahr 2023.