Die große Wirtschaftsberatung Ernst & Young (EY), die im Fall der kanadischen Kryptobörse QuadrigaCX mit deren Überwachung beauftragt ist, hat am 1. März ihren „Dritten Bericht des Prüfers“ vorgelegt.

In dem Bericht hat die Wirtschaftsprüfung sechs Krypto-Wallets ausgemacht, die hauptsächlich von der Börse genutzt wurden, um Bitcoin (BTC) zu verwahren. Abgesehen von einer versehentlichen Bitcoin-Transaktion, die sich auf fast 500.000 US-Dollar beläuft, wurden seit April 2018 keinerlei Einzahlungen mehr auf die betreffenden Wallets getätigt. Dahingehend heißt es:

„Bisher konnte der Prüfer nicht herausfinden, warum die Quadriga die entsprechenden Bitcoin Cold-Wallets seit April 2018 nicht mehr genutzt hat, allerdings werden noch alle weiteren Daten ausgewertet, um etwaige Gründe herauszufinden.“

Im Februar hatte die Kryptobörse Gläubigerschutz beantragt, nachdem Gründer Gerald Cotten zuvor plötzlich verstorben war. Cotten soll als einziger über die Passwörter zu den Cold-Wallets der Kryptobörse verfügt haben, wodurch die verwahrten Gelder der Kunden nicht mehr zugänglich geworden sind. Im Rahmen des Gerichtsprozesses soll nun herausgefunden werden, ob und wie die verlorenen Gelder wieder zurückgeholt werden können.

Des Weiteren hat der Bericht aufgedeckt, dass 14 Benutzerkonten „außerhalb des normalen Verfahrens der Quadriga erstellt wurden“, wobei die betreffenden Konten „scheinbar unter Nutzung von Decknamen kreiert wurden“. Dazu wird ausgeführt:  

„…die auffälligen Konten wurden für Handel auf der Quadriga Plattform genutzt, ohne dass es für diese einen dazugehörigen Kunden gab. Ernst & Young wurde darauf hingewiesen, dass die Einzahlungen auf die entsprechenden Konten künstlicher Natur waren und lediglich zur Durchführung von Handelsaktivitäten getätigt wurden.“

Die Wirtschaftsprüfung will versuchen, die Transaktionsdaten und Kontoführungsdaten der Plattform einzusehen, die auf Cloud-Servern von Amazon Web Services gespeichert sind. Dabei gibt es allerdings ein Problem:

„Da das Konto auf den Namen von Herrn Cotten angemeldet ist, weist Amazon darauf hin, dass Ernst & Young nicht zugriffsberechtigt ist, um eine Kopie der darauf verzeichneten Daten machen zu können.“

Die Kryptobörse Kraken hat in dieser Woche eine Belohnung von 100.000 US-Dollar ausgesetzt für Hinweise, die zur Auffindung der verlorengegangen Quadriga Gelder führen. Kraken schreibt in der entsprechenden Mitteilung, dass „alle Hinweise an das FBI, die kanadische Polizei und andere zuständige Strafverfolgungsbehörden weitergereicht werden, damit der Fall gelöst werden kann.“