Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, in einem gar nicht allzu fremden Land, dass wenige schlaue Leute Bitcoin erschufen. Am Anfang gab es nur wenige Enthusiasten für das Konzept, aber bald sahen immer mehr das Potential hinter der neuen Währung. Plötzlich stieg die Anzahl der Miner und Bitcoin-Besitzer und -bezahler explosionsartig.
Das ist generell etwas Positives, es gibt nur ein Problem: Bitcoins Transaktionsgeschwindigkeit ist begrenzt auf langsame 7 Transaktionen pro Sekunde. Zum Vergleich; Visa behandelt rund 24.000 Transaktionen in der gleichen Zeit. Bereits 2017 wurde klar, dass die Menge an Transaktionen zu jenem Zeitpunkt schon nicht zu bewältigen ist und dass Reformen nötig sind, um Bitcoin deutlich zu skalieren.
Wieso kann das mögliche Transaktionsvolumen nicht einfach vergrößert werden?
Gute Frage! Zu Beginn war Bitcoins Blockgröße auf 1MB limitiert (heute sind es 2MB). Warum also kann dies nicht beliebig weiter vergrößert werden, auf beispielsweise 820.100MB?
Die Frage kann mit einer Metapher von einer verstopften Autobahn erklärt werden. In unserem theoretischen beispiel versuchen wir Staus auf deutschen Autobahnen zu umgehen, indem wir die Maximalgeschwindigkeit auf 200kmh erhöhen. Was wird passieren? Zunächst gibt es ein enormes Sicherheitsproblem, da aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit auch die Unfälle und Verletzungen zunehmen und schwerwiegender werden. Ein anderes, für die Erklärung viel wichtigeres ist, dass kleinere Autos jetzt nicht mehr für die Autobahn zugelassen werden, da sie nicht schnell genug sind. Also gibt es auf der Autobahn plötzlich nur noch starke Menschen mit großen Autos, während der "normale Fahrer" zuhause bleiben, oder die Landstraße benutzen muss.
Das passiert, wenn die Geschwindigkeit (in diesem Fall stellvertretend für das Transaktionsvolumen) erhöht wird, es gelten nicht mehr die gleichen Möglichkeiten für alle. Mehr Blöcke = mehr Information, die pro Transaktion verrechnet werden muss Kleinere Noden werden nicht mehr in der Lage sein, die größeren Datenblöcke zu verrechnen und Dezentralisation als Kernkonzept wird unmöglich.
Nichtsdestotrotz herrscht weiterhin Bedarf an schnelleren Transaktionen - Was ist die Lösung?
Dieses Transaktionsgrößen-Problem spaltet die Bitcoin Community. Die eine Gruppe argumentiert, dass Bitcoin sowieso nie für "Kaffee-Zahlungen" gedacht war, die anderen sagen, es hat sich trotzdem zu skalieren. Da keine der beiden Seiten nachgeben wollte, wurde Bitcoin im August 2017 via eines Hard Forks gespalten. Das Ergebnis ist eine neue Version von Bitcoin namens "Bitcoin Cash". Bitcoin Cash benutzt die gleiche, zu Grunde liegende Programmiersprache, allerdings mit einer maximalen Blockgröße von 8MB. Das neue Limit ermöglicht die Verarbeitung von rund zwei Millionen Transaktionen pro Tag.
Bitcoin und Bitcoin Cash im Portemonnaie (oder “Wallet”)
Ok, das Paar hat sich getrennt. Wer bekommt jetzt das Sorgerecht für die Kinder?
Was passiert mit Leuten, die schon vor dem Fork Bitcoins besaßen? Die Lösung dazu lag darin, einen Klon von jedem Wallet zu erstellen. Der letzte geminte Block vor der Fork war Block 478558. Das heißt, wer vor diesem Block bereits andere Bitcoins besessen hattest, erhielt nach dem Fork die gleiche Menge in Bitcoin Cash. Eigentlich ganz einfach, oder? Ich wünschte, wir könnten das Gleiche mit Kindern anstellen. (kleiner Scherz, das wäre gruselig!) Stell dir mal vor, du hättest plötzlich vier statt ursprünglich 2 Kids... Und du kannst plötzlich nicht mehr mit Sicherheit sagen, wer dein originaler Sohn ist. Was passiert erst in der Schule, mit Freunden und der Familie? Klingt wie ein Alptraum. In der Bitcoinwelt wurde dieser Alptraum unter dem Namen "Replay Attack" wahr.
Nach dem Fork hatte jeder den gleichen Bitcoin mit dem gleichen Private Key in zwei Wallets. Das bedeutet, dass nach einer durchgeführten Transaktion, der Private Key noch für eine andere Transaktion in eine andere Währung genutzt werden kann. Statt mit dem Inhalt eines Wallets zu bezahlen, wird die Summe so auch aus dem zweiten abgezogen.
Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Apartments. Wenn jemand in eines einbricht und einen Laptop klaut, kann er dies auch in dem anderen. Klingt nicht gut, oder?
Also haben alle jetzt doppelt so viel? Das wiederum klingt hervorragend!
Nicht wirklich. Sobald die absolute Menge ansteigt, sinkt automatisch der relative Wert der Währung, so dass niemand durch den Fork tatsächlich reicher wird.
Noch eine beliebte Frage: Sind die beiden gegenseitig auswechselbar? Die Antwort ist: nein. Die beiden sind jetzt komplett eigenständig und unabhängig voneinander funktionsfähig - Ich wünsche beiden auf jeden Fall viel Glück.
Lesen Sie hier, wie Sie Bitcoin Cash beantragen können.
Unterschiede
Um die Verwirrung noch zu vergrößern, kann man jetzt also nicht mehr nur zwischen Bitcoin, Ripple, Etherum und anderen Kryptowährungen wählen - es gibt jetzt auch noch zwei Versionen des Bitcoin. Sie wollen wissen, welche besser ist? Tatsächlich sind sie sehr unterschiedlich, jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Lassen Sie uns einigen der Charaktereigenschaften auf den Grund gehen.
1. Ein neuer Name
Zunächst der Name an sich. Das Wort "Cash" wurde nicht zufällig gewählt - die Erschaffer planen mit der Währung eine neue Form von "schnellem Geld" einzuführen.
2. Vorteile/Nachteile
+ größere Blocks (maximal 8MB). Das führt dazu, dass mehr Transaktionen zu günstigeren Gebühren verarbeitet werden können.
- Bitcoin nutze viele Mining Pools. Dies ist wichtig, damit kein einzelner jemals in der Lage sein wird, beziehungsweise in die Situation kommt, einen Löwenanteil von 51% zu besitzen und damit die Währung kontrollieren zu können.
Bitcoin Cash auf der anderen Seite, ist sehr zentralisiert angelegt. Aktuell gibt es drei Mining Pools, die gemeinsam mehr als 51% ausmachen. Die neue Währung läuft daher Gefahr, in Zukunft von diesen drei Pools abhängig zu werden.
3. Technische Unterschiede
Bitcoin Cash ist sich seiner Schwachstellen bewusst. Es hat seine Sicherheitsmaßnahmen angepasst, um diese Missstände zu beheben und die Währung für alle sicherer zu machen.
Welche Faktoren beeinflussen den BCH Preis und wieso hat er im November so drastisch angezogen?
Bitcoin Cash wurde im August 2017 angekündigt. Der Startschuss fiel im November des gleichen Jahres. Am 12. November stieg der Preis zweimal am gleichen Tag und platzierte Bitcoin Cash offiziell hinter Bitcoin.
Welche Faktoren haben den Anstieg verursacht?
- Bitcoin hatte ein schlechtes Wochenende hinter sich. Aufgrund der niedrigeren Hashing-Power hingen etwa 10.000 Transaktionen in der "Warteschleife" des Netzwerkes. Daraufhin wechselten viele Käufer zu Bitcoin Cash.
- Bitcoin Cash war die Antwort auf Bitcoins bekanntes Geschwindigkeitsproblem und bot eine willkommene, bessere Lösung als Bitcoins SegWit2X. Bis heute bietet es die einzige technische Lösung für Skalierungsprobleme - ein bemerkenswertes Merkmal der Kryptowährung
- Eine weitere Funktion, die Bitcoin nicht bieten kann, ist der EDA Algorithmus, welcher das Netzwerk stabilisiert, wenn der Preis stark ansteigt.
Was sagen andere schlaue Leute über Bitcoin Cash?
Optimistische Meinungen
Dan Nathan, Gründer von Risk Reversal Advisors, sagt: "Ich habe Bitoin Cash und Ethereum gekauft. Die zwei erschienen mir vielversprechend, mit viel Luft nach oben, während Bitcoin mit Schwierigkeiten zu kämpfen schien."
Roger Ver, Bitcoin-Evangelist und Bitcoin-Unternehmensengel, glaubt: "Bitcoin Cash ist der reale Bitcoin und wird eine höhere Marktkapitalisierung, ein höheres Handelsvolumen und eine breite User Base haben."
Dr. Garrick Hileman, Wirtschaftshistoriker an der Cambridge University, sagt "Abgesehen von den finanziellen Gewinnen, die Bitcoinbesitzer durch die Einführung von Bitcoin Cash einfahren, profitieren sie vornehmlich davon, die technischen Vorteile anzuerkennen. Beispielsweise, wie genau BCH und die 8MB-Blöcke arbeiten und welche Nutzung sich daraus ergibt."
Ken Shishido, Bitcoin Cash Evangelist ist sich derweil sicher: "Sobald sich BCH besser etabliert hat, und den Leuten bewusst wird, dass sie damit tatsächlich Güter und Dienstleistungen kaufen können, wird der Preis nochmal durch die Decke gehen."
Pessimistische Meinungen
Adam Back ist ein Englischer Kryptograph und behauptet: "Bitcoin with Bitcoin Cash am Ende überlegen sein im Bezug auf Langzeitskalierungen, da Bitcoin Cashs' Infrastruktur ein kein Second Layer Scaling unterstützt."
Adam Back
Michael Graham ist der Meinung, dass Bitcoin bereits einen zu großen Vorsprung hat, um jemals ein-, geschweige denn überholt zu werden. "Auch wenn einige Stimmen am Markt der Meinung sind, dass Bitcoin Cash den Bitcoin überholen wird, herrschen allgemein Zweifel daran, dass Bitcoin seinen Platz an der Spitze als "Original Kryptocoin" aufzugeben bereit ist."
Neutrale Meinungen
Brian Kelly CEO & Founder BKCM LLC : "Ich glaube an Bitcoin als auch an Bitcoin Cash. Beide sind keine schlechte Wahl. Bitcoin ist die monetäre Basis und Bitcoin Cash die geschäftliche Währung, ähnlich M1."