Wozu dienen Smart Contracts?

Stellen Sie sich vor, Sie müssten ein Haus verkaufen. Das ist ein ziemlich komplizierter und mühsamer Prozess, der eine Menge Papierkram, Kommunikation mit verschiedenen Firmen und Personen sowie ein hohes Maß an verschiedenen Risiken mit sich bringt. Aus diesem Grund entscheidet sich die absolute Mehrheit der Hausverkäufer für die Beauftragung eines Maklers, der sich mit dem gesamten Papierkram befasst, die Immobilie anbietet, als Vermittler fungiert, wenn die Verhandlungen beginnen und den ganzen Prozess bis zum Ende betreut.

Darüber hinaus bietet viele Makler einen Treuhandservice an, der bei solchen Transaktionen besonders nützlich ist. Die Summen sind ja normalerweise ziemlich hoch man kann dem in der Regel unbekannten Käufer meist nicht einfach blind vertrauen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Geschäfts teilen sich Verkäufer- und Käuferagenten jedoch rund sieben Prozent des Verkaufspreises als Provision. Dies bedeutet für den Verkäufer einen erheblichen finanziellen Nachteil.

Es sind Situationen wie diese, in denen Smart Contracts wirklich nützlich sein könnten. Sie könnten auch den ganzen Verkaufsprozess wesentlich vereinfachen. Am wichtigsten ist dabei vielleicht, dass sie das Vertrauensproblem lösen können. Denn Smart Contracts arbeiten nach dem"Wenn-Dann"-Prinzip, d.h. das Eigentum am Haus geht erst dann auf den Käufer über, wenn der vereinbarte Geldbetrag an das System übertragen wurde.

Das bedeutet, dass sowohl das Geld als auch das Eigentumsrecht im System gespeichert und exakt zur gleichen Zeit an die beteiligten Parteien verteilt werden. Darüber hinaus wird die Transaktion von Hunderten von Personen beobachtet und verifiziert, so dass eine einwandfreie Übergabe garantiert ist. Da Vertrauen zwischen den Parteien kein Thema mehr ist, kann auf einen Vermittler verzichtet werden. Alle Funktionen, die ein Immobilienmakler ausführt, können in einem intelligenten Vertrag vorprogrammiert werden, wobei gleichzeitig sowohl der Verkäufer als auch der Käufer beträchtliche Geldbeträge einsparen.

Und das ist nur ein Beispiel der Einsatzmöglichkeiten intelligenter Verträge. Sie sind außerdem in der Lage, den Austausch von Geld, Eigentum und anderen Wertgegenständen zu erleichtern, völlige Transparenz zu gewährleisten, Dienste und Nebenkosten eines Zwischenhändlers obsolet zu machen und Vertrauensfragen zwischen den Parteien zu lösen. Der Code eines bestimmten Contracts enthält alle von den Parteien vereinbarten Bedingungen und Konditionen und die Informationen über die Transaktion selbst werden in einer Blockchain, einem dezentralen, verteilten öffentlichen Verzeichnis, dem "distributed public ledger", festgehalten.

Ein Richter und ein Ether ruhen sich am Strand aus.

Wie funktionieren Smart Contracts?

Einfach ausgedrückt, funktionieren Smart Contracts ähnlich wie Verkaufsautomaten. Sie werfen einfach eine erforderliche Menge einer Kryptowährung in den Smart Contract, und Ihr Treuhandkonto, Hausbesitzrecht, Führerschein oder was auch immer landet automatisch in Ihr Konto. Alle Regeln und Strafen sind nicht nur durch intelligente Verträge vordefiniert, sondern werden auch von diesen durchgesetzt.

Interdependenz

Ein Smart Contract kann alleine funktionieren, aber er kann auch zusammen mit einer beliebigen Anzahl anderer Smart Contracts implementiert werden. Die Smart Contracts können so aufgestellt werden, dass sie voneinander abhängig sind. So kann z.B. der erfolgreiche Abschluss eines bestimmten Smart Contracts den Start eines anderen Smart Contracts auslösen, etc. Theoretisch können dadurch ganze Systeme und Organisationen vollständig mit intelligenten Verträgen betrieben werden. Teilweise wird dies bereits in verschiedenen Krypto-Währungssystemen genutzt, wo alle Regeln vordefiniert sind damit das Netzwerk selbst autonom und unabhängig arbeiten kann.

Bestandteile von Smart Contracts

Im Wesentlichen hat jeder Smart Contract drei integrale Bestandteile, welche auch als Objekte bezeichnet werden. Der erste sind Signaturen der von zwei oder mehreren, den Smart Contract nutzenden Parteien, bei denen die Einverständnis oder Ablehnung der Bedingungen des Vertrages mit digitalen Signaturen erklärt wird.

Das zweite Objekt ist der Gegenstand der Vereinbarung. Dies kann nur ein Objekt sein, das im Umfeld des Smart Contracts existiert. Alternativ müssen die Smart Contracts ungehinderten und direkten Zugriff auf das Objekt haben. Obwohl Smart Contracts bereits 1996 erstmals diskutiert wurden, war es gerade dieses Objekt, das ihre Entwicklung zunächst zum Stillstand brachte. Dieses Problem wurde teilweise erst nach Erscheinen der ersten Krypto-Währung im Jahr 2009 gelöst.

Schließlich muss jeder Smart Contact spezifische Bedingungen enthalten. Diese Begriffe müssen mathematisch vollständig und mit einer Programmiersprache beschrieben werden, die für die jeweilige Umgebung des Smart Contract geeignet ist. Dazu gehören die Anforderungen, die von allen Beteiligten Parteien erwartet werden, sowie alle Regeln, Belohnungen und Strafen, die mit diesen Bedingungen verbunden sind.

Umwelt

Damit sie existieren und funktionieren, müssen intelligente Verträge in einer geeigneten Umgebung betrieben werden. Zunächst einmal muss die Umgebung die Verwendung von Public-Key-Kryptographie unterstützen, die es den Benutzern ermöglicht, mit ihren einzigartigen, speziell generierten kryptographischen Codes Transaktionen gegenzuzeichnen. Das ist genau das System, das aktuell von der Mehrheit der derzeit existierenden Kryptowährungen verwendet wird.

Zweitens benötigen sie eine offene und dezentrale Datenbank, der alle Vertragsparteien voll vertrauen können und die vollständig automatisiert ist. Darüber hinaus muss die gesamte Umgebung dezentralisiert werden, damit der Smart Contract umgesetzt werden kann. Blockchains, insbesondere die Ethereum-Blockchain, sind eine perfekte Umgebung für intelligente Verträge.

Schließlich muss die Quelle der digitalen Daten, die der Smart Contract nutzt, absolut zuverlässig sein. Dies beinhaltet die Verwendung von Root-SSL-Sicherheitszertifikaten, HTTPS und anderen Secure-Connection-Protokollen, die bereits weit verbreitet sind und in den meisten modernen Programmen implementiert sind.

Mit Smart Contracts bekommen Sie:

Autonomie - Smart Contracts beseitigen die Notwendigkeit eines dritten Vermittlers und geben Ihnen im Wesentlichen die volle Kontrolle über die getroffenen Vereinbarungen.

Vertrauen - Niemand kann Ihre Dokumente stehlen oder verlieren, da diese verschlüsselt und geschützt in einem gesicherten, gemeinsam genutzten Hauptbuch gespeichert sind. Darüber hinaus müssen Sie den Menschen, mit denen Sie es zu tun haben, nicht vertrauen oder erwarten, dass diese Ihnen vertrauen, denn das unvoreingenommene System intelligenter Verträge macht Vertrauen unnötig.

Einsparungen - Notare, Immobilienmakler, Berater, Assistenz und viele andere Vermittler werden bei Smart Contracts nicht benötigt. Dadurch fallen die von diesen meist sehr hohen Gebühren weg.

Sicherheit - Bei korrekter Implementierung sind Smart Contracts extrem schwierig zu knacken. Darüber hinaus sind optimale Umgebungen für Smart Contracts durch komplexe Kryptographie geschützt, was eine sichere Aufbewahrung von Dokumenten ermöglicht.

Effizienz - Mit Smart Contracts lässt sich eine Menge Zeit sparen, die normalerweise für die manuelle Verarbeitung von Papierdokumenten, das Versenden oder den Transport an bestimmte Orte usw. benötigt wird.

Lesen Sie ebenfalls: So funktioniert die Blockchain-Technologie

Wer hat Sie erfunden und von wem werden sie benutzt?

Intelligente Verträge wurden erstmals 1996 von Nick Szabo, einem Informatiker und Kryptographen, beschrieben. Im Laufe mehrerer Jahre überarbeitete Szabo das Konzept und veröffentlichte mehrere Publikationen, in denen er das Konzept der Etablierung vertragsrechtlicher Geschäftspraktiken durch die Gestaltung von Protokollen für den elektronischen Geschäftsverkehr zwischen Fremden im Internet beschrieb.

Nick Szabo und Ether

Die Implementierung von Smart Contracts erfolgte jedoch erst 2009, als die erste Krypto-Währung Bitcoin zusammen mit der Blockchain erschien, welche endlich eine geeignete Umgebung für Smart Contracts bot. Interessanterweise hatte Nick Szabo 1998 bereits einen Mechanismus für eine dezentrale digitale Währung namens Bit Gold entwickelt. Er wurde nie implementiert, hatte aber bereits viele der Features, die Bitcoin etwa 10 Jahre später einführte.

Smart Contracts werden heutzutage hauptsächlich mit Kryptowährungen in Verbindung gebracht. Darüber hinaus kann man mit Fug und Recht sagen, dass das eine nicht ohne das andere existieren könnte und umgekehrt, denn dezentrale Kryptowährungsprotokolle sind im Wesentlichen Smart Contracts mit dezentraler Sicherheit und Verschlüsselung. Smart Contracts kommen in den meisten der derzeit existierenden Krypto-Währungsnetzwerke zum Einsatz und sind die herausragenden und eine der am meisten gehypten Eigenschaften von Ethereum.

Lesen Sie ebenfalls Was ist Ehthereum?

Beispiele für Smart Contracts

Während die Haltung von Regierungen, Finanzaufsichtsbehörden und Banken weltweit in Bezug auf Kryptowährungen zwischen extrem vorsichtig bis vorsichtig schwankt, wird die Technologie dahinter (Blockchain und Smart Contracts) weithin als revolutionär akzeptiert und auf vielen Ebenen umgesetzt.

So haben zum Beispiel erst kürzlich die Depository Trust and Clearing Corporation (DTCC) und vier Großbanken - Bank of America Merrill Lynch, Citi, Credit Suisse und J.P. Morgan - erfolgreich Credit Default Swaps auf der von Axoni entwickelten Blockchain mit Smart Contracts gehandelt. Der Smart Contract verwendete Informationen wie individuelle Handelsdetails und Risikokennzahlen der Kontrahenten, was laut einer Pressemitteilung ein neues Maß an Transparenz für Partner und Regulierungsbehörden ermöglicht.

Ähnliches geschieht überall. In diesem Monat hat ein Konsortium aus 61 japanischen und südkoreanischen Banken die Blockchain und Smart Contracts von Ripple getestet, um grenzüberschreitende Geldtransfers zwischen den beiden Nationen zu ermöglichen. Das neue System wird 2018 eingeführt. Sogar die Sberbank, eine von der für ihre Antihaltung russischen Regierung kontrollierte Bank, welche eine strikte Anti-Haltung gegenüber Kryptowährungen fährt, hat die Ethereum-Blockchain und die von ihr ermöglichten Smart Contracts bereits getestet.

Die Tests wurden im Lichte des Beitritts der Sberbank zur Enterprise Ethereum Alliance durchgeführt, einem Konsortium von mehr als 100 Unternehmen, darunter Top-Player wie Cisco, BP, ING, Microsoft und anderen. Die Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, eine Blockchain zu entwickeln, welche speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen abgestimmt ist, und mit der intelligente Verträge für bestimmte Unternehmen gestaltet und umgesetzt werden können.

Da Smart Contracts in Verbindung mit Kryptowährungen entstanden sind, werden sie immer noch überwiegend in der Finanz- und Bankenwelt eingesetzt. Jedoch kann diese Technologie auch von Regierungen weltweit genutzt werden, etwa um das Wahlsystem zugänglicher und transparenter zu machen. Lieferketten können damit sowohl die Waren überwachen als auch alle damit verbundenen Aufgaben und Zahlungen automatisieren. Immobilien, Gesundheitswesen, Steuern, Versicherungen und unzählige andere Branchen könnten von der Umsetzung intelligenter Verträge und den damit verbundenen Vorteilen profitieren.

Smart Contracts als eine Bowlingkugel und Korruption als Kegel

Cons

Intelligente Verträge sind eine extrem junge Technologie. Obwohl sie sehr vielversprechend ist, kann es dabei immer noch zu Problemen kommen. Zum Beispiel muss der Code, aus dem ein Vertrag besteht, perfekt sein und darf keine Bugs enthalten. Diese können zu Fehlern führen und mitunter dazu, dass diese von Betrügern ausgenutzt werden. Wie beim DAO Hack kann das Geld, das auf ein intelligentes Konto mit fehlerhaftem Code eingezahlt wird, gestohlen werden.

Die Neuartigkeit der Technologie wirft zudem noch viele Fragen auf. Wie werden solche Smart Contracts von der Regierung geregelt? Wie werden sie besteuert? Was passiert, wenn der Smart Contract keinen Zugang zum Vertragsgegenstand hat oder etwas Unerwartetes passiert? Falls dies bei einem traditionellen Vertrag geschieht, kann dieser vor Gericht aufgehoben werden. Die Blockchain wird den Smart Contract aber in Übereinstimmung mit der "Code is Law" Richtlinie ausführen.

Trotzdem gibt es die meisten dieser Probleme nur deshalb, weil es sich bei Smart Contracts um eine junge Technologie handelt. Mit einem solchen Potential wird diese Technologie sicherlich im Laufe der Zeit perfektioniert werden. Zweifellos sind Smart Contracts dabei, zu einem integralen Bestandteil unserer Gesellschaft zu werden.

Siehe auch:

News zu Smart Contracts