Die Bank of Canada hat nach fast fünf Jahren intensiver Forschung ihre Pläne zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung, dem sogenannten „digitalen Loonie“, auf Eis gelegt. Diese Entscheidung kommt überraschend, da die Bank noch 2024 in Forschungspapieren den potenziellen Nutzen einer CBDC (Central Bank Digital Currency) für Kanada hervorgehoben hatte. Das Projekt wurde 2019 gestartet und sollte dazu beitragen, Kanadas monetäre Souveränität zu sichern und finanzielle Stabilität zu fördern, da die Nutzung von Bargeld landesweit weiter zurückgeht.
Bedenken über Auswirkungen auf Banken und den Datenschutz
Ein zentrales Argument gegen die Einführung des digitalen Loonie war die mögliche Reduzierung von Bankeinlagen. Laut Untersuchungen der Bank of Canada könnte eine CBDC die Einlagen um bis zu 12 % verringern. Das hat nicht nur bei Banken zu breiter Kritik geführt, sondern auch bei Politikern und Bürgern. Der konservative Oppositionsführer Pierre Poilievre äußerte scharfe Kritik an der Idee einer CBDC. Er warnte vor der Gefahr eines „politisierten Bankensystems“ und möglichen Eingriffen in die Privatsphäre der Kanadier. Poilievre rät stattdessen dazu, in Kryptowährungen wie Bitcoin zu investieren, um das Vermögen zu sichern, besonders angesichts der jüngsten Inflation in Kanada.
Die Skepsis gegenüber dem digitalen Loonie war in der Bevölkerung weit verbreitet. In einer Umfrage aus dem Jahr 2023 gaben 80 % der Kanadier an, das Forschungsprojekt der Zentralbank abzulehnen. Das mangelnde Vertrauen trug wahrscheinlich ebenfalls dazu bei, dass die Bank von der Umsetzung der CBDC abließ. Trotz der potenziellen Vorteile einer CBDC, wie niedrigeren Transaktionsgebühren und schnelleren Zahlungen, blieb die Einführung einer digitalen Währung für viele ein heikles Thema.
Internationale Entwicklung: G7-Länder setzen ebenfalls auf Abwarten
Nicht nur Kanada hat seine Pläne für eine Retail-CBDC zurückgestellt. Auch andere große Volkswirtschaften, wie das Vereinigte Königreich und Australien, haben in der ersten Hälfte des Jahres 2024 ihre Pläne überdacht. Während Australien sich nun auf eine Wholesale-CBDC fokussiert, hat Großbritannien angekündigt, weitere Studien durchzuführen, bevor eine Entscheidung zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung getroffen wird.
Trotz der Entscheidung, die Pläne für den digitalen Loonie vorerst zu beenden, kündigte die Bank of Canada an, weiterhin Forschung und Analysen zu Zahlungssystemen im In- und Ausland durchzuführen.
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