Kurz bevor der Tesla-CEO Elon Musk in Social-Media-Riesen Twitter gekauft hat, wurde viel über die freie Meinungsäußerung diskutiert. Diese Diskussionen gab es innerhalb und außerhalb der Krypto-Branche.

Twitter gab am Montag bekannt, der Vorstand habe ein Angebot von Musk angenommen, der die Aktien des Unternehmens für 54,20 US-Dollar pro Aktie in bar kaufen wollte. Damit wird Twitter nun für rund 44 Milliarden US-Dollar zu einem privaten Unternehmen. Die Transaktion soll noch im Jahr 2022 abgeschlossen werden, muss zuvor aber noch von den Twitter-Aktionären und bestimmten Aufsichtsbehörden genehmigt werden.

In einem seiner letzten Tweets vor dem Bekanntwerden des Kaufs schrieb Musk: "Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben, denn genau das ist Meinungsfreiheit." Laut Twitter sagte der Tesla-CEO: "Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie und Twitter ist der digitale Marktplatz."

Viele Leute glauben jedoch, dass mit diesem Milliardenkauf möglicherweise das Gegenteil bewirkt wird. Angelo Carusone, Präsident der gemeinnützigen Medienaufsichtsbehörde Media Matters for America, äußerte vor dieser Bekanntgabe Bedenken, wenn Twitter den Verkauf zugestimmt, sei das "ein Sieg für Desinformation und die Leute, die damit hausieren gehen". Er meinte, Musk könne allein beschließen, Leute, die wegen Anstiftung zur Gewalt auf der Plattform gesperrt wurden, wieder zu entsperren.

Jackson Palmer, einer der Miterfinder des Meme-Token Dogecoin (DOGE), den Musk oft auf der Social-Media-Plattform beworben hat, bezeichnete diesen Kauf als "feindliche Übernahme", die sich gegen die Freiheitsidee richtet. Bitcoin-Bulle Anthony "Pomp" Pompliano gratulierte dem neuen Twitter-Besitzer, während die Krypto-Kreditfirma BlockFi eher mit Humor reagierte, da sie eine Fotomontage mit dem Dogecoin-Hund und den Twitter-Logo postete.

Der Gründer und CEO von MicroStrategy Michael Saylor äußerte sich nicht direkt zu der Übernahme. Er antwortete Musk lediglich in einem Tweet mit dem Text des ersten Zusatzes der Verfassung der Vereinigten Staaten. Das soll signalisieren, dass er die Übernahme gut findet. Die Abgeordnete des Repräsentantenhauses Jody Hice, die bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 fälschlicherweise von Wahlbetrug gesprochen hat, lobte die Übernahme ebenfalls als einen Sieg für den ersten Zusatz der Verfassung.

Es ist nicht ganz klar, was die Leute, die über den ersten Verfassungszusatz reden, genau meinen. Der Verfassungszusatz schränkt private Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten nicht ein, sondern hindert den Kongress daran, Gesetze zu erlassen, die bestimmte Arten der Meinungsäußerung verbieten. US-Gerichte haben in der Vergangenheit bereits entschieden, dass sich die Meinungsfreiheit nicht auf die Anstiftung zu "unmittelbar bevorstehenden gesetzeswidrigen Handlungen" erstreckt. In den Twitter-Regeln heißt es, Nutzer dürfen keine "Gewalt gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen androhen" oder andere zu gezielten Belästigungen anstiften. 

Musk hat auf Twitter über 83 Millionen Follower und damit weit mehr als der ehemalige Twitter-CEO Jack Dorsey, der lediglich 6,3 Millionen Follower hat. Damit könnte er durch den Kauf das Verhalten auf der Plattform und in den sozialen Medien insgesamt beeinflussen. Der Tesla-CEO sagte am 14. April, eine seiner obersten Prioritäten für Twitter sei die Beseitigung von "Spam- und Scam-Bots und Bot-Armeen", darunter auch solche, die mit Kryptobetrug zu tun haben.

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Bei Redaktionsschluss lag die Twitter-Aktie bei 51,70 US-Dollar und ist in den letzten 30 Tagen um über 32 Prozent gestiegen.