Die Führungsetage des großen Krypto-Unternehmens Coinbase hat sich jüngst dazu entschieden, politischen Diskurs in der eigenen Belegschaft zu unterbinden, um den Fokus zurück auf das Unternehmensziel zu lenken. Gründer und Geschäftsführer Brian Armstrong berief daraufhin eine außerordentliche Betriebsversammlung ein, in der er diese Änderung in der Unternehmenskultur mit seinen Mitarbeitern besprach. Inzwischen sind aus der Versammlung vom 1. Oktober an das Tech-Nachrichtenportal Motherboard geleakt worden.

Dahingehend schreibt Motherboard: „Ausschnitte aus einer internen Betriebsversammlung zeigen, dass Coinbase zum Vorwurf gemacht wurde, interne Diskussionen zu unterbinden und dass das Unternehmen politische Slack-Nachrichten gelöscht hat.“

Motherboard hat Coinbase um Stellungnahme gebeten, woraufhin das Krypto-Unternehmen entgegnete, dass „diese Anschuldigungen sehr extrem sind und nicht der Wahrheit entsprechen“. Allerdings stellte Coinbase auf erneute Anfrage von Motherboard nicht klar, welche der vorgetragenen Anschuldigungen falsch sein sollen.

Mit der Betriebsversammlung wollte neue Leitlinien für die interne Unternehmenskultur etablieren, weshalb er seine Belegschaft zum Dialog eingeladen hatte, um die veränderten Grundsätze von Coinbase zu besprechen.

Am 27. September hatte Armstrong zuvor einen Blogeintrag veröffentlicht, in dem er die Hintergründe für diese Veränderung genauer beleuchtete. Demnach würde sich sein Unternehmen angesichts des gereizten politischen Klimas zurück auf politische Neutralität besinnen, zumindest bezogen auf alle Themen, die nicht direkt in Verbindung mit Kryptowährungen stehen. Im Zuge dessen bat er seine Mitarbeiter darum, sich auf der Arbeit nicht mehr mit Politik zu beschäftigen. Knapp 5 % der Belegschaft haben mittlerweile das Angebot von Coinbase , unter Zahlung einer Abfindung freiwillig aus dem Unternehmen auszuscheiden.

Wie Motherboard des Weiteren berichtet, soll Coinbase die Belegschaft gebeten haben, bestimmte politische Inhalte aus dem Slack-Messenger zu löschen, der zur internen Firmenkommunikation gebraucht wird. Dabei soll die Führungsetage gezielt auf Personen eingegangen sind, die bestimmte Inhalte verbreitet haben.

In der Betriebsversammlung behauptete Armstrong noch, dass eine „schweigende Mehrheit“ der Belegschaft dem Wandel zur politischen Neutralität zustimmen würde. Laut Motherboard beschwichtigte dies diejenigen Mitarbeiter, die nun Repressionen fürchten, wenn sie eine politische Meinung äußern, wenig.

Vielmehr würden einige Mitarbeiter befürchten, zukünftig unter ständiger Überwachung zu stehen und dass das Unternehmen alle Nachrichten im Firmen-Messenger, darunter auch solche auf Firmenhandys, genauestens kontrolliert.

So schreibt Motherboard unter Berufung auf einen anonymen ehemaligen Coinbase Mitarbeiter, der die Firma nach der besagten Betriebsversammlung verlassen hat, dass die Zusicherungen des Unternehmens nicht überzeugend waren, weshalb eine Angst vor Überwachung und Zensur aufkam.

Obwohl einige Mitarbeiter ihre Meinungsfreiheit durch die neue Ausrichtung beschnitten sehen, stimmt die Führungsetage von Coinbase der neuen politischen Neutralität klar zu.