Ben Maurer, der Digitaldirektor von Calibra, hat im Rahmen der Stanford Blockchain Konferenz am 19. Februar eine Präsentation zu Move, der Programmiersprache von Facebooks Libra, gehalten. Move soll die Blockchain hinter der dazugehörigen Kryptowährung sicherer und passende Finanz-Apps leichter programmierbar machen. Dahingehend erklärt Maurer:

„Move ist eine Smart Contract Programmiersprache, die im Zentrum von Libra steht und darauf ausgelegt ist, das gegenwärtige Finanzsystem zu modernisieren.“

In diesem Zusammenhang gibt er an, dass Libra es sich zum Auftrag gemacht habe, den unzureichenden Zugang zum Finanzsystem zu verbessern, denn aktuell wären noch 1,7 Mrd. Menschen weltweit „bankenlos“, obwohl 1 Mrd. Menschen davon bereits ein Smartphone besitzen würden. Zudem würden Migranten knapp 25 Mrd. US-Dollar durch Transaktionsgebühren für internationale Rücküberweisungen verlieren, obwohl sie mit diesen Zahlungen lediglich ihre Familien unterstützen wollen. Diesen Zustand unterstreicht Maurer mit einer persönlichen Anekdote, so hatte er sich jüngst mit einem Migranten unterhalten, der in einen Laden gehen und dort eine solche Transaktionsgebühr zahlen musste, um Geld an seine Familie zu schicken:

„Als Technologen sollte es uns beunruhigen, dass jemand erst in einen Laden gehen und dort eine Gebühr bezahlen muss, um Geld schicken zu können. Libra versucht, genau dieses Problem zu lösen, indem wir ein neues globales Zahlungssystem auf Basis von Blockchain entwickeln.“

Laut Maurer bietet Libra sowohl Nutzern als auch Entwickeln direkten Zugang zur eigenen Plattform, was beabsichtigt ist, um ein möglichst inklusives Finanzsystem für jedermann zu schaffen:

„Mit Libra müssen die Menschen ihre Gelder nicht mehr einem Zwischenhändler [Banken, etc.] anvertrauen. Libra bietet einen direkten Zugang zur Plattform und schafft ein viel inklusiveres System. Entwickler können ebenso frei auf die Plattform zugreifen, um Apps und Dienstleistungen für Menschen zu entwickeln, die im heutigen Finanzsystem außen vor sind.“

Warum braucht Libra eine neue Programmiersprache?

Die Zielsetzung ist damit klar, aber ungeachtet dessen musste Maurer noch erläutern, weshalb sich Facebook dazu entschieden hat, eine völlig neue Programmiersprache zu bauen, die als Grundlage der Plattform dienen soll.

Laut Maurer liegt dieser Schritt darin begründet, dass man eine Programmiersprache haben wollte, die auf den Umgang mit Geld zugeschnitten ist. Während viele andere Blockchains für verschiedenste Anwendungsbereiche konzipiert sind, soll Libra speziell für Zahlungen und Finanzdienstleistungen designt sein. Dementsprechend wird alles, was auf der Libra Blockchain läuft, durch Move abgebildet, so erklärt Maurer:

„Ein Libra Coin nutzt die Move Programmiersprache, aber neben der Digitalwährung werden auch andere Dinge darüber abgebildet, wie zum Beispiel eine bestimmte Signatur, die gebraucht wird, um eine bestimmte Transaktion zu verifizieren. Als wir Move entwickelt haben, haben wir uns darauf konzentriert, eine sichere und flexible Programmiersprache zu bauen, die für den finanziellen Anwendungsbereich einfach zu nutzen und zu analysieren ist.“

Obwohl Move von Grund auf neu entwickelt wurde, wurde schon im Projektentwurf bekanntgegeben, dass die Facebook-Entwickler dafür auf gewisse Konzepte der Blockchains von Bitcoin und Ethereum zurückgreifen werden. Im Rahmen der Konferenz wurde Maurer unerwarteterweise gefragt, wieviel Ethereum in Move steckt.

In seiner Antwort schreckte er daraufhin nicht davor zurück, zuzugeben, dass Move sich von schon bestehenden Lösungen hat inspirieren lassen. Dementsprechend habe man bei der Entwicklung viele verschiedene Ideen eingeholt, aber letztendlich gäbe es nichtsdestotrotz auch klare Unterschiede zwischen Move und anderen Blockchains:

„Wir zielen auf finanzielle Inklusion ab und haben uns deshalb darauf spezialisiert, ein Finanzsystem für diejenigen Leute aufzubauen, die keinen Zugang zum heutigen Finanzsystem haben.“

Laut dem technischen Entwurf der Libra Blockchain ist diese „darauf ausgelegt, eine preisstabile Kryptowährung zu betreiben, die als effizientes Zahlungsmittel für Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt fungieren kann“.

Wie Maurer zudem erklärt, ist die Libra Blockchain in der Lage, einen sogenannten Byzantinischen Fehler zu tolerieren und nichtsdestotrotz einen Konsens zu erreichen. Selbst wenn einige Nodes (Knotenpunkte) also fehlerhaft kommunizieren, kann eine Transaktion trotzdem bestätigt werden:

„Die Libra Blockchain ist so designt, dass sie Transaktionen durchführt. Jede Transaktion wird angewiesen, tolerant gegenüber dem Byzantinischen Fehler zu sein und wird im Anschluss in einen Block eingetragen. Dadurch ändert sich wiederum der Zustand der Blockchain. Jeder, der versucht, ein Finanzsystem auf einer Datenbank aufzubauen, wird merken, dass diese Vorgehensweise viel Sinn macht, da das Konzept der Blockchains ohnehin mit dieser Idee verwandt ist.“

Um Daten zu entschlüsseln, nutzt Libra sogenannte Hash-Bäume, wodurch laufende sowie bereits abgewickelte Transaktionen vom System eingesehen und verifiziert werden können. Dies ist ein grundlegender Unterschied zu den meisten Blockchains, da diese Blöcke in der Regel linear verketten.

Wie wird sich Move machen?

Obwohl Move derzeit noch in einer Frühphase ist, ist die Community gespannt, wie sich die Programmiersprache macht. So haben Entwickler des Startups Open Zeppelin jüngst sogar erste Schwachstellen in Move gefunden. Allerdings betonen sie in diesem Zusammenhang, dass die entsprechenden Fehler gefunden wurden, noch bevor die Blockchain ihren Betrieb aufgenommen hatte.

„Es gibt einige Innovationen in Move, die wirklich wertvoll sein könnten. Zum Beispiel ist die Art und Weise, wie die Sprache mit Coins und Werten umgeht einzigartig, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Facebook versucht regelrecht, alle Aspekte von Finanzsystemen in eine Formel zu verpacken. Ich bin gespannt, wie das funktioniert und ob das angenommen wird.“

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