Die Einführung des digitalen Rubels soll die russische Wirtschaft bis 2029 deutlich verändern. Laut einer Analyse der National Rating Agency (NRA) könnte die neue digitale Währung bis zu 260 Milliarden Rubel (bis zu 3,25 Mrd. US-Dollar, Stand: 21.08.2025) pro Jahr in die Wirtschaft bringen. Banken werden am Anfang Verluste spüren, sollen langfristig aber ebenfalls profitieren.
Einführung des digitalen Rubels und erste Auswirkungen
Ab dem 1. September 2026 startet die verbindliche Nutzung des digitalen Rubels. Zunächst sind große Banken und Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 120 Millionen Rubel (ca. 1,5 Mio. US-Dollar) verpflichtet, ihn zu akzeptieren. Ab 2027 gilt die Pflicht auch für mittlere Marktteilnehmer, ab 2028 für alle Händler und Dienstleister. Damit will die Zentralbank eine landesweite Nutzung sicherstellen.
Der digitale Rubel ist eine digitale Zentralbankwährung (CBDC). Ziel ist es, den Zahlungsverkehr effizienter und günstiger zu machen. Für den Außenhandel verwendet Russland dafür bereits Bitcoin und USDT.
Die NRA geht davon aus, dass die Wirtschaft in den ersten Jahren nur begrenzt profitiert. Für Unternehmen werden zusätzliche Einnahmen von 30 bis 50 Milliarden Rubel (ca. von 373 bis 621 Mio. US-Dollar) pro Jahr erwartet. Banken hingegen könnten zunächst nur 5 bis 8 Milliarden Rubel (ca. 62-100 Mio. US-Dollar) mehr verdienen.
Gleichzeitig warnt die NRA vor Einbußen: Ab 2027 könnten Banken zwischen 45 und 95 Milliarden Rubel (ca. zwischen 561 Mio. und 1,18 Mrd. US-Dollar) an klassischen Gebühren verlieren, was rund 8 bis 10 % des Nettogewinns entspricht.
In der Bevölkerung ist die Stimmung bezüglich CBDC weniger gut. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lehnt den digitalen Rubel ab und nur 7 % verstehen, um was es sich dabei handelt.
🚨 BREAKING: 🇷🇺Russia just passed legislation forcing ALL large businesses to accept digital rubles (₽) by September 2026.
— Real World Asset Watchlist (@RWAwatchlist_) July 17, 2025
Plot twist: 51% of Russians say they WON'T use it & only 7% actually understand what it is 😬 pic.twitter.com/oFTYsOpAjv
Auch die Kosten für die technische Einführung sind hoch. Pro Bank könnten Investitionen von 200 bis 300 Millionen Rubel (ca. 2,5-3,7 Mio. US-Dollar) nötig sein. Insgesamt wird der gesamte Sektor bis zu 50 Milliarden Rubel (ca. bis zu 624 Mio. US-Dollar) aufwenden müssen, um den digitalen Rubel in bestehende Systeme zu integrieren.
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Chancen ab 2029 und langfristige Risiken
Die größte Wirkung soll der digitale Rubel ab 2029 entfalten. Dann rechnet die NRA mit einem stabilen jährlichen Effekt von 200 bis 260 Milliarden Rubel (ca. 2,5-3,25 Mrd. US-Dollar) für die Wirtschaft in Russland. Banken könnten 17 bis 61 Milliarden Rubel (211-757 Mio. US-Dollar) zusätzlich einnehmen. Neue Einnahmequellen sollen vor allem durch Produkte auf Basis von Smart Contracts entstehen. Außerdem erwarten Analysten Vorteile bei der Abwicklung von Zahlungen zwischen Banken und beim Liquiditätsmanagement von Unternehmen.
Die Pilotphase läuft bereits seit zwei Jahren. Rund 2.500 Krypto-Wallets wurden eröffnet, über 100.000 Transaktionen durchgeführt. Zentralbankchefin Elwira Nabiullina betonte, dass der digitale Rubel vor allem für Außenhandel und Großzahlungen sinnvoll sei.
Kritische Stimmen kommen jedoch aus der Branche. Sberbank-Chef Herman Gref sieht keine klaren Vorteile für Bürger und Unternehmen, da bargeldlose Zahlungen in Russland bereits weit verbreitet sind.
Zusätzlich bestehen Sicherheitsrisiken. Die NRA warnt vor der Gefahr, dass neue Technologien wie Quantencomputer langfristig die Verschlüsselungssysteme untergraben könnten. Dadurch wäre auch der digitale Rubel anfällig für Betrugsversuche. Trotz dieser Bedenken verfolgt die russische Regierung ihren Zeitplan konsequent weiter. Für die Wirtschaft bedeutet das Projekt sowohl große Chancen als auch tiefgreifende Veränderungen.