Ethereum hat Anfang dieser Woche eine starke Marktbewegung erlebt. Mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an gehebelten Positionen wurden liquidiert. Liquidationen entstehen, wenn Trader Kredite einsetzen, um größere Summen zu handeln, ihre Sicherheitsgrenzen jedoch nicht mehr erfüllen. Besonders Long-Positionen – also Wetten auf steigende Kurse – waren betroffen. Der ETH-Preis fiel dabei unter 4.200 US-Dollar, konnte sich jedoch kurz darauf wieder stabilisieren.

Über 400.000 Trader verlieren ihre Positionen

Innerhalb weniger Stunden wurden nach Daten von Coinglass rund 404.000 Händler liquidiert. Allein Ethereum (ETH) machte davon rund 900 Millionen US-Dollar aus. Damit war ETH der größte Verlierer unter den großen Kryptowährungen. Zwar ist der Preis nicht so stark gefallen wie im Mai 2021, als ein ähnliches Ereignis fast die Hälfte des Marktwertes vernichtete, dennoch gilt der aktuelle Vorfall als einer der schwersten seit Jahren.

Trotz des Kursrückgangs bleibt Ethereum mit rund 12,8 Prozent Marktanteil eine der wichtigsten Kryptowährungen. Analysten betonen, dass der Markt dieses Mal stabiler reagiert hat. Während 2021 massive Verluste panikartige Verkäufe auslösten, konnte sich der Preis jetzt schneller erholen. Trotzdem warnen Datenanbieter wie Alphractal, dass die Entschuldung des Marktes – auch „Deleveraging“ genannt – noch nicht abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass weitere Rücksetzer möglich sind, wenn zu viele Trader weiterhin mit Fremdkapital spekulieren.

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Einfluss von Großinvestoren und Ausblick

Einen zusätzlichen Druck auf den Kurs verursachten Großinvestoren, auch Whales genannt. Einer dieser Anleger überwies vor dem Crash ETH im Wert von mehr als 72 Millionen US-Dollar an die Börse Binance. Kurz darauf kam es zu weiteren Verkäufen. Solche Bewegungen können Wellen auslösen, die dann viele kleinere Trader mitreißen. Auch DeFi-Plattformen waren betroffen: Rund 22 Millionen US-Dollar an Kryptokrediten, die mit ETH oder Wrapped ETH (WETH) besichert waren, wurden aufgelöst.

Für die kommenden Wochen sehen Marktanalysten zwei Szenarien. Fällt ETH erneut unter 4.100 US-Dollar, könnten weitere Long-Positionen ausgelöscht werden. Steigt der Kurs hingegen über 4.400 US-Dollar, wäre eine Stabilisierung möglich. Manche Experten halten sogar ein neues Allzeithoch über 5.000 US-Dollar für denkbar, falls die Marktstimmung dreht.

Für Anleger zeigt diese Entwicklung die Risiken von gehebeltem Trading. Zwar ermöglicht der Einsatz von Fremdkapital höhere Gewinne, doch schon kleine Kursbewegungen können zu erheblichen Verlusten führen. Positiv ist, dass der Markt durch die Liquidationen insgesamt stabiler werden könnte. Wenn riskante Positionen verschwinden, haben langfristige Investoren eine solidere Basis.