Cointelegraph hat mit Francesco Firano gesprochen. Er ist der CEO von BitGrail, einer italienischen Börse, auf die wohl ein Cyberangriff ausgeführt wurde. Das würde den Verlust einer beträchtlichen Summe von Nano-Token (ehemals Raiblocks) bedeuten.

BitGrail hat den Handel am Donnerstag, den 8. Februar, eingestellt. Die Börse erklärte, dass 17 Mio. Nano bei dem Hackangriff gestohlen wurden. Eine Summe, die etwa 150 Mio. Euro zu der Zeit entsprochen hat, als der Verlust entdeckt wurde.

Die Stellungnahmen der Nano-Entwickler zu dieser Angelegenheit, in Kombination mit dem nachvollziehbaren Ärger der von dem Diebstahl betroffenen Nutzer und der Streuung von verwirrenden Informationen, haben eine feindliche Stimmung gegenüber dem BitGrail-Team geschaffen. Diese wandelte sich in ernste Drohungen und einschüchternde Nachrichten.

"All diejenigen, die mir mit dem Tod drohen: Könntet ihr das geordnet unter diesem Tweet tun? Es wird langsam lästig in all meinen Posts nachzusehen"

- Francesco The Bomber (@bomberfrancy) 11. Februar 2018

Heute, am 13. Februar, hat das BitGrail-Team ein Update auf ihrer Webseite und den Statusbericht zu den Ermittlungen veröffentlicht. In der Stellungnahme heißt es:

"Wir betonen nochmals, dass wir bei den zuständigen Behörden Anzeige erstattet haben und diesen auch Informationen zu dem Hack und den verwendeten Bugs (die nicht unserer Software zuzuschreiben sind) gegeben."

BitGrail erklärte, dass sie bei der Kommunikation mit den Nano-Entwicklern einen guten Dialog zustande gebracht haben.

"Wir haben eine weitere Anzeige wegen schwerer übler Nachrede in der Presse (da Zeitungen auf der ganzen Welt über ihre verleumderischen Behauptungen berichtet haben) gegen die Nano-Entwickler erstattet."

Cointelegraph: Wie reagiert das BitGrail-Team auf die Behauptungen, dass es versucht habe, den Diebstahl durch Anfragen an das Nano-Team zu vertuschen?

Francesco Firano: Wir haben, im Gegensatz zu denen, nichts zu verheimlichen. Wir sind nicht dazu gezwungen, jemanden zu verleumden und Anschuldigungen ohne Beweise zu machen. Ich kann verstehen, dass sie sehr gestresst wegen dieser Angelegenheit sind.

CT: Wie weit sind Sie mit der Lösung für diese Angelegenheit?

FF: Zunächst versuchen wir uns einen Überblick zu verschaffen, wie wir rechtlich vorgehen wollen. Sobald wir genau wissen, was rechtlich in Ordnung und was nicht ist, können wir weitermachen.

CT: Was sagen Sie zu den Reaktionen der internationalen Community zu dieser Angelegenheit?

FF: Kein Kommentar, die Reaktion kommentiert sich bereits selbst.

CT: Haben Sie schon eine mögliche Lösung für das verlorene Geld Ihrer Kunden in Aussicht?

FF: Wenn es soweit ist, werden wir unsere Kunden informieren.

CT: Glauben Sie, Sie finden eine Lösung auch dann, wenn das Nano-Team nicht kooperieren sollte?

FF: Nein, es ist unmöglich, die gestohlene Summe zurückzuerstatten.

CT: Wir haben erfahren, dass jemand Ihre persönliche Adresse online veröffentlicht hat. Können Sie bestätigen, dass das tatsächlich passiert ist? Wurden Sie bedroht?

FF: Drohungen und Adressen sind in meinen Posts nun überall deutlich zu sehen.

CT: Einige Mitglieder der Community haben gefragt, ob Ihr Team bereits von der Sicherheitslücke wusste und ob Sie daran gearbeitet haben. Was würden Sie diesen Nutzern sagen?

FF: Unbegründete und böswillige Anschuldigungen wurden durch das Nano-Entwicklerteam verbreitet. Die Wahrheit ist, dass deren Block-Explorer auf den 19. Januar datiert ist. Das ist der Tag des Diebstahls. Da Raiblocks keine Zeitstempel auf der Chain haben, können wir nicht wirklich herausfinden, wann genau es passiert ist. Wir können uns nur auf den Block-Explorer verlassen, der völlig unzuverlässig ist, wie man der privaten Unterhaltung, die sie bereits veröffentlicht haben, entnehmen kann.

CT: Warum haben Sie Nano nach einer Ledger-Modifizierung gefragt?

FF:  Ich werde mal einen Auszug aus dem Chat zeigen, den das Nano-Team unerlaubt veröffentlicht hat.

"The Bomber, [08.02.18 19:30]

macht ihr euch darüber Gedanken, wie wir die Situation lösen können?

The Bomber, [08.02.18 19:32]

Es könnte eine Lösung sein, wenn ich euch BitGrail mit allen Wallets und DBs gebe, und ihr macht einen Fork bei den verbrannten Transaktionen, um die Nutzer damit zurück zu vergüten

The Bomber, [08.02.18 19:32]

die Alternative ist, dass das Geld wahrscheinlich für immer verloren ist

The Bomber, [08.02.18 19:39]

Leute, ich verstehe, dass das ein Schock für alle ist. Aber wir müssen das Problem lösen und den Nutzern irgendwas sagen."

Wie man sieht, ist unsere einzige Absicht ist es, die stark betroffenen Nutzer zurück zu vergüten. Und, wie aus der Unterhaltung hervorgeht, habe ich vorgeschlagen, einen Schritt zurück zu machen und sie die Börse leiten zu lassen, bis wir eine Lösung für das Problem haben.

Aber stattdessen hat das Entwicklerteam angefangen, Behauptungen aufzustellen, in denen sie mir vorgeworfen haben, das Ganze zu vertuschen.

CT: In einigen Posts sagen Nutzer, dass der Transfer der Nanos schon lange vor Ihrer Bekanntgabe angefangen haben könnte. Was würden Sie diesen Nutzern sagen?

FF: Erstens, haben sie nicht die vollständigen Informationen (diese haben nur wir und die Strafverfolgungsbehörden). Und zweitens, können wir uns nicht auf den offiziellen Explorer verlassen. Dieser wurde vom Nano-Team entwickelt und verwaltet (und hat sich als fehlerhaft erwiesen) und ist der einzige Weg, um das Datum der Transaktionen festzustellen.

Das Interview wurde in Zusammenarbeit mit dem italienischen Cointelegraph-Franchise-Nehmer Matteo Vena und der leitenden Cointelegraph-Redakteurin Lucrezia Cornèr.