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Da die Gesellschaft sich langsam von Bargeld wegbewegt, sehen die Zentralbanken ihre Profite durch die Ausgabe besagten Bargeldes gefährdet.

Viele Regierungen haben Angst vor der Massenannahme von Kryptowährungen und sind daher aktuell damit beschäftigt, die Vorzuge einer selbst-erschaffenen, digitalen Zentralbankwährung (CBDC) abzuwägen.

Die Zentralbanken sind auf die Risiken aufmerksam geworden, die Kryptowährungen für das alltägliche Brot-und-Butter-Geschäft von Politikern bedeuten könnten: die Wirtschaft.

Daher ist die Debatte über die Vor- und Nachteile von staatlichen Kryptowährungen auf privaten Blockchains im Vergleich zu öffentlicher Blockchain-Kryptowährung zunehmend eine politische und steht auf der Tagesordnung von Politikern aber auch Investoren.

Die allgemeinen Medien bezeichnen oft fälschlicherweise von Regierung unterstützte digitale Währungen als Kryptowährungen, ohne das neue Konzept der digitalen Zentralbankwährung zu definieren.

Kryptowährungen sind Blockchain-Assets und keine Verbindlichkeiten für irgendjemanden. Die von der Zentralbank ausgegebenen digitalen Währungen basieren auf einem fraktionellen Reservebanksystem auf der Grundlage von Schulden und der Haftung von zunehmend hochverschuldeten Nationalstaaten.

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Die BIZ berichtet, dass Kryptowährungen mit der Absicht entwickelt wurden, Zentralbanken als Basteien traditioneller Währungspolitik angesichts von elektronischem Bargeld und Peer-to-Peer-Systemen redundant zu machen.

Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Satoshi Nakamotos Bitcoin-Whitepapers werden Kryptowährungen von eben den Institutionen verwendet, die sie unterwandern sollten. Blockchain, die Distributed Ledger Technologie (DLT), die Bitcoin zugrunde liegt, ist das Werkzeug, dessen Anwendung auf eine digitale Zentralbankwährung ausgeweitet werden kann.

Der Großteil des Geldes im Umlauf ist bereits digitalisiert, sei es als Bankreserven bei einer Zentralbank oder auf dem Girokonto einer Lokalbank. Nur ein Bruchteil aller Währungen zirkuliert in der Form von Papiergeld. Digitalem Geld, das allerdings in private Ledger gesperrt und über Dutzende heterogener Datenbanken auf dem Weg vom Gläubiger zum Schuldner hinweg getauscht wird, fehlt die Geschwindigkeit, Stabilität, Skalierbarkeit und Sicherheit einer guten Kryptowährung.

"Wenn du sie nicht schlagen kannst, schließe dich ihnen an"

Viele Länder denken aktuell über eine Strategie nach, mit dem globalen Anstieg und der Massenverwendung von Kryptowährungen umzugehen. Wenn Bitcoin das Geld der Menschen ist, sind Fiat-Währungen das Geld des Staates.

Die Regierungen und Zentralbanken von Indien über Japan, Kanada, Russland, die Schweiz bis hin zu Singapur und den Marshallinseln versuchen herauszufinden, wie man am besten eine Regierung-gestützte, digitale Währung entwickelt. Diverse andere Regierungen, einschließlich China, Estland und Iran, denken über Pläne für eine eigene Währung nach.

Singapur hat das Projekt UBIN, die Banc of Canada das Projekt Jasper und die Vereinten Staaten von Amerika spielen mit dem Gedanken an einen FedCoin während auch Schwedens Reichsbank über die Einführung der Währung "e-Krona" nachdenkt.

In Schweden ist die Nachfrage nach Bargeld in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gesunken. Diverse Einzelhändler akzeptieren nicht einmal mehr Bargeld und einige schwedische Bankfilialen geben inzwischen kein Bargeld mehr aus bzw. nehmen dieses an. Stattdessen hat die Reichsbank ein Projekt gestartet, um die Realisierbarkeit von e-Kronas für Einzelzahlungen zu ermitteln. Bisher ist noch keine Entscheidung bezüglich der anzuwendenden Technologie gefallen.

Die Marshallinseln werden eine eigene Kryptowährung einführen, die als legaler Tender im Einklang mit dem US-Dollar zirkulieren wird.

Der Leiter der Schweizer Aktienbörse hat die Nationalbank des Landes (SNB) angehalten, den e-Swiss Franc auf den Markt zu bringen.

Als Antwort wandte sich die SNB an die Medien mit der Nachricht, dass sie keinen Notwendigkeit für einen solchen Schritt sehe. Die Aufrufe an die Schweiz, eine Blockchain-basierte nationale Kryptowährung einzuführen, stoßen also weiterhin auf taube Ohren von Seiten der Schweizer Nationalbank.

Die Schweiz ist ein reiches Land mit einem florierenden Krypto-Valley und nur geringen Unterschieden in der Vermögenswertteilung, wenn man das Land mit Indonesien und anderen aufstrebenden Märkten vergleicht. Allerdings scheinen die Entwicklungen in schnell wachsenden Ländern wie Indonesien dem Schweizer Aktienmarkt im Kopf herum zu spuken.

Obwohl die Bank Indonesia ihre Börsen nicht daran gehindert hat, Kryptowährungen anzubieten, hat sie ihre Investoren gebeten, trotz der wachsenden Zahl von Bitcoin-Anlegern selbst keine Krypto-Token zu besitzen, zu verkaufen oder zu handeln. Die Indonesische Zentralbank betrachtet digitale Währungen nicht als legale Tender.

Petro, eine Öl-gesicherte Kryptowährung in Venezuela wurde in dem Versucht ausgegeben, der nationalen Wirtschaft zu helfen. Knapp 320 Mio. Euro wurden am ersten Tag des Vorverkaufes erzielt. Präsident Maduro hofft, "dass Petro dem maroden OPEC-Mitglied erlauben wird, die Sanktion der USA zu umgehen".

Kasachstan auf der anderen Seite überlegt, ob es Japans Beispiel folgen und Kryptowährungen zu legalen Tendern machen und eine eigene staatliche Kryptowährung sponsern soll; den kasachischen CryptoTenge, eine digitale Wertanlage gebunden an die Fiatwährung des Landes.

Der CryptoRuble soll in den internationalen Märkten in Umlauf gebracht werden, so Oleg Fomichev, der stellvertretende Minister für wirtschaftliche Entwicklungen in Russland. Er betont außerdem, dass der CryptoRuble entworfen wurde, um russisches "digitales Geld angesichts der digitalen Wirtschaft" zu werden.

Russlands Präsident Vladimir Putin gab bekannt, dass die Steinzeit nicht endete, weil die Menschheit keine Steine mehr besaß, sondern weil neue Technologien auftauchten.

Das Versprechen von digitalen Zentralbankwährungen

Digitale Zentralbankwährungen bzw. CBDCs sollen eine Erweiterung der existierenden Fiatwährungen von Zentralbanken darstellen.

CBDC ist kein gut definierter Begriff und wird benutzt, um eine Reihe an Konzepten zu beschreiben. Die meisten verbinden den Begriff mit der Vision von einer neuen Form von Zentralbankgeld. Dies impliziert eine Zentralbankverbindlichkeit, denominiert in einer bestehenden Rechnungseinheit, die sowohl als Tauschmedium als auch als Wertaufbewahrungsmittel dient.

Das Konzept beinhaltet Scheine und Münzen, die für jeden verfügbar sind sowie Abrechnungskonten, die nur für lizenzierte Banken offen sind, bereits in elektrischer Form. Allerdings basiert dieses Konzept nicht auf Blockchain-Technology und wird aktuell für Interbank-Zahlungen genutzt.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schrieb in einem Märzbericht über digitale Zentralbankwährungen, dass Zentralbanken vorsichtig die Implikationen für die Finanzstabilität und Geldpolitik bei der Ausgabe digitaler Währungen berücksichtigen sollen.

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                                   Bildquelle: CT

Die BIZ ist der Meinung, dass CBDCs potenziell eine neue Art digitales Zentralbankgeld darstellen, die sich von den Reserven oder Ausgleichsbilanzen unterscheidet, die von Handelsbanken bei der Zentralbank gehalten werden. Es gibt diverse Aufbaumöglichkeiten, darunter: Zugang (offen oder eingeschränkt); Grad an Anonymität (von vollständig bis nicht gegeben); Operationale Verfügbarkeit (von aktuelle Öffnungszeiten bis 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche); sowie zinstragende Eigenschaften (ja oder nein)

Es werden alte Fragen über die Rolle von Zentralbankgeld, den Umfang für direkten Zugang zu Zentralbankverbindlichkeiten und die Struktur der Finanzintermediation auf.

Ein Aspekt der aktuellen Debatte dreht sich um die Frage, ob CBDC weiträumig verfügbar gemacht oder eingeschränkt werden sollen. Eine komplett zugängliche, offene CBDC würde er erlauben, dass jeder ein Konto bei der Zentralbank eröffnen kann, ähnlich der Idee hinter Bitcoin, dass man selbst zur Bank wird mit seinem eigenen Telefon als effektives Schweizer Bankenkonto.

CBDCs operieren von Peer-to-Peer und verringern dadurch deutlich die Bedeutung traditioneller Banken bzw. des Bankensystems für die Unterstützung von Banken zur Erhaltung ihrer derzeitigen marktbeherrschende Rolle.

Kommerzielle Bank können sich weniger gut auf Kundeneinzahlungen verlassen, da diese in stressigen Zeiten eher bei den Zentralbank landen würden. Eine nationale digitale Regierungswährung würde "digitale Anstürme" auf die Zentralbank mit sich ziehen.

Eine CBDC für alle würde das aktuelle Bankenmodel herausfordern, das darauf basiert, dass Kunden Einzahlungen leisten und die Banken dieses Geld nutzen, um Kredite zu finanzieren, die der Entwicklung der Wirtschaft dienen. Die Konsequenzen für die Geschäftsmodelle von Banken und die finanzielle Stabilität müssen vorsichtig analysiert werden.

"Jeder kann Geld erschaffen, dass Problem ist, die Leute dazu zu bringen, es auch zu akzeptieren"

(Hyman Minsky, ein US-amerikanischer Wirtschaftler)

Geld erschafft einen ultimativen Netzwerkeffekt und sowohl Kryptowährungen als auch die digitale Währung der Zentralbank könnten diese Effekte noch verstärken und die derzeitige Akzeptanz von Fiat-Geld im globalen Finanzsystem verringern.

Das Gute bei Kryptowährungen ist, dass niemand sie wirklich besitzt, da sie auf einer Art demokratischer Vereinbarung über einen Distributed Ledger basieren, an dem alle Besitzrechte haben. Davon kann man einen Teil käuflich erwerben - einzelne Bits oder Teile der Blockchain. Mit anderen Worten, es kann kein QE (Quantitative Easing) betrieben werden, da eine Disziplin inhärent in das System eingebaut ist.

Die Blockchain-Wirtschaft wird uns heute und in Zukunft mit einer Reihe von Entscheidungsmöglichkeiten konfrontieren und stellt eine disziplinierte Markt- und Wertanlagen-basierte Wirtschaft da.

Mit Blick auf neue Technologien und die zunehmende Nutzung elektronischer Zahlungen bei steigenden Schuldenständen ist es angebracht, sorgfältig über die Zukunft des Geldes nachzudenken.

Jeder Gesetzesvortrag, der die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung in Erwägung zieht, sollte die möglichen Auswirkungen sorgfältig prüfen, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

Immerhin ist bisher noch nicht geklärt, ob CBDCs für Konsumenten und Unternehmen wichtig, nötig oder überhaupt wünschenswert sind. Die Antwort wird von Land zu Land unterschiedlich ausfallen.

Bitcoin hat die Scheinwerfer auf ein altes Versagen des aktuellen Systems gerichtet: grenzübergreifende Einzelzahlungen und das Risiko, das die Zentralbanken politische Fehler begehen. CBDCs sind der staatliche Beitrag zur Bitcoin-Herausforderung.