Wann geht es für die Altcoins wieder nach oben? Um sich diese Frage zu beantworten, richten sich viele Anleger nach den Meinungen von Branchenführern und selbsternannten Krypto-Experten auf Twitter, die oftmals anhand von Kursdiagrammen versuchen, Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen zu treffen.

Zusammengefasst ergeben sich dabei hauptsächlich drei Mechanismen, die augenscheinlich für den nächsten Aufschwung der Altcoins sorgen sollen:

  • Wenn der Bitcoin-Kurs in eine Seitwärtsbewegung übergeht, buchen Anleger ihre Gewinne aus und stecken diese in die großen Altcoins, was einen Aufschwung aller „alternativen Coins“ zur Folge haben sollte.
  • Wenn Bitcoin (BTC) im Jahr 2019 neue Hochs erreicht, werden die Top-10 Altcoins davon mitgezogen.
  • Wenn Bitcoin bedeutsam an Marktanteil verliert, profitieren die Altcoins davon. 

Allerdings hat sich bisher noch keine dieser Thesen bewahrheitet, im Gegenteil stehen die meisten Altcoins momentan sogar schlechter da als zuvor.

Um die momentane Lage besser verstehen zu können, hat sich Cointelegraph mit einem professionellen Fondsmanager getroffen, der erklärt, was zurzeit auf den Kryptomärkten los ist und warum die Altcoins bisher nicht wieder vom Bitcoin-Aufschwung profitieren konnten, wie sie es in der Vergangenheit schon getan haben.

Wir haben Cantering Clark, einen Hedgefonds-Manager und Mitgründer von Blockroots, gefragt, um Antworten auf diese spannenden Fragen zu finden.

Cointelegraph: Seit Bitcoin bei 13.800 US-Dollar ein bisheriges Jahreshoch erreicht hat, hat sich der Kurs überwiegend in einer Preisspanne bewegt. Was denken Sie, weshalb Anleger diese Seitwärtsbewegung nicht genutzt haben, um auf Altcoins umzusteigen? Was bedeutet für Sie in diesem Zusammenhang das Wort „Altseason“? 

Cantering Clark: Die „Altseason“ hat den Zeitraum bezeichnet, in dem viele neue Anleger, die durch Bitcoin angelockt wurden, in die Kryptomärkte eingestiegen sind. Damals wurde Bitcoin als überteuert wahrgenommen, weshalb die Anleger lieber auf Altcoins gesetzt haben, in der Hoffnung, dass diese die nächsten Bitcoins werden.

Die neuen Anleger haben sich dabei über Marktkapitalisierung und Multiplikatoreffekte wenig Gedanken gemacht, sondern haben lediglich in den niedrigeren Kursen eine bessere Gewinnchance gesehen.

Meiner Meinung nach waren die Altcoins die Speerspitze der Spekulationsblase des Jahres 2017, die dem Hype-Zyklus von Gartner verblüffend ähnlich war.

Bitcoin ist die auserwählte Kryptowährung der Branche und der eindeutige Klassenprimus. Wenn es Bitcoin gut geht, gibt es einen Kapitalzufluss, den auch andere Coins für sich nutzen können, aber diese Zusammenwirkung hat zuletzt immer mehr nachgelassen.

Die Korrelation zwischen Bitcoin und den Altcoins ist mittlerweile nicht mehr in Stein gemeißelt, dementsprechend können sich die Anleger nicht mehr danach richten. 

„Der Bitcoin-Kurs hat das historische Rekordhoch bisher noch nicht geknackt und es wird erst wieder einen vergleichbaren Hype für die Altcoins geben, sobald Bitcoin das Rekordhoch knacken kann.“

CT: Sollte ein Rückgang der Marktherrschaft von Bitcoin denn nicht für die Altcoins von Vorteil sein?

CC: Wenn der Marktanteil von Bitcoin unter 40% fallen würde, dann könnte dies in der Tat die Altcoins nach oben treiben, aber eine solch dramatische Verschiebung der Kräfteverhältnisse liegt momentan in weiter Ferne.

CT: Wirken sich Bestätigungsfehler der Krypto-Anleger auf den Kurs von Bitcoin aus? Zum Beispiel behaupten einige Stimmen, dass Bitcoin erst wieder auf das 61,8% Retracement-Level abfallen muss, ehe es einen neuen langfristigen Aufwärtstrend gibt.

CC: Bitcoin ist sehr volatil und hat bisher schon fast jedes erdenkliche Szenario durchlebt. Die Gleitenden Durchschnitte haben nur eine Wirkung, weil Anleger daran glauben. 

Das Herdendenken, dass Bitcoin auf einen bestimmten Kurswert zurückfallen muss ist eine selbsterfüllende Prophezeiung, die sich durch den gleichgeschalteten Gedankengang der Anleger „bewahrheitet“. Retracement-Level kristallisieren sich nur als entscheidende Preisschwellen heraus, weil wir alle gemeinsam darauf wetten, dass es so kommt. Dies gilt auch für die meisten Widerstände und Supports.

Tatsächlich senkt ein Abschwung auf das 61,8% Retracement-Level allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs wieder nach oben klettert, da sich hieran zeigt, dass es auf den höheren Niveaus an Kaufinteresse mangelt.

Die sozialen Medien sind ohnehin ein Nährboden für kognitive Verzerrung. Wir sollten uns darum bemühen, Bestätigungsfehler zu vermeiden. In diesem Zusammenhang kann ich das Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann empfehlen.

CT: Was hat Sie persönlich dazu bewegt, in die Kryptobranche einzusteigen?

CC: Die hohe Volatilität hat die Kryptobranche für mich hauptsächlich interessant gemacht.

CT: Können Sie uns erklären, wie „Leverage-Trading“ funktioniert und wie man diese Strategie vorteilhaft nutzen kann?

CC:In der Kryptobranche setzen Investoren den Leverage-Effekt (Deutsch: Hebelwirkung) hauptsächlich ein, um Gewinne durch einen höheren Kapitaleinsatz zu multiplizieren. Allerdings fahren sie dabei häufig auch hohe Verluste ein, da sie nicht richtig verstehen, wofür das Leverage-Trading bzw. Margin-Trading gedacht ist.

Das Margin-Trading ist auf den Kryptomärkten besonders von Vorteil, da damit das Ausfallrisiko minimiert werden kann. Wenn ich zum Beispiel 1 Bitcoin besitze, dann muss ich beim Margin-Trading lediglich 10% davon als Pfand einsetzen und kann die restlichen 90% in meiner Wallet behalten. Nichtsdestotrotz kann ich mit dem Wert von 1 Bitcoin handeln. Sollte es nun zu einem Zahlungsausfall seitens der Gegenpartei kommen, verliere ich allerdings lediglich 10% meines Vermögens.   

Außerdem ermöglicht es der Leverage-Effekt, auf Trends zu reagieren. Dabei übernehmen sich Anleger aber häufig, indem sie zu viel Leverage einsetzen und dann zahlungsunfähig sind, wenn sich die Marktlage plötzlich dreht. Eine gesunde Menge Leverage kann aber sehr wohl sinnvoll sein, um aus Trends Kapital zu schlagen.

Schon das 2-Fache bis 3-Fache an Leverage erlaubt es einem Anleger, die Trends für sich zu nutzen, besonders, wenn es klar definierte Supports und Widerstände gibt.

CT: Erzählen Sie uns, was Blockroots ist!

CC: Unser Ziel ist es, neue Krypto-Anleger auszubilden und die wirklich wichtigen Informationen vom Rest der Flut zu trennen. Es gibt viele kostenpflichtige Webseiten, Foren und Chatgruppen, die für Anfäger allerdings meist nicht geeignet sind, um die Grundlagen des Tradings zu lernen.

Das Traurige an den Kryptomärkten ist, dass viele Anfänger einfach nur die Strategien kopieren, die sie in irgendwelchen kostenpflichtigen Foren vorgekaut bekommen, ohne wirklich zu wissen, was sie da tun. Neue Krypto-Anleger können oftmals gar nicht einschätzen, ob eine empfohlene Anlagestrategie sinnvoll ist. Blockroots arbeitet mit fundiertem wissenschaftlichem Wissen und zeigt für Anfänger grundlegende Trading-Strategien auf.

Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit Horus Hughes geführt. Das Interview wurde gekürzt und sinngemäß überarbeitet.