Die Entwicklung der Enterprise Blockchain-Plattform Corda von R3 wird von grundlegenden Meinungsverschiedenheiten über ihre Kernvision geplagt, mit Frustration und Verzögerungen als Folge.
Dies berichtete die Wirtschaftszeitung FT Alphaville am 22. August unter Berufung auf zahlreiche Insiderquellen.
Maximalisten gegen Interoperabilitäts-Fans
Laut R3 nahestehenden Quellen sstreiten sich die Ingenieure von Corda und das Top-Management in Bezug auf Design und Entwicklung. Die Ingenieure haben angeblich den Glauben an die Technologie selbst verloren, halten sie für unzureichend funktionsfähig und bemängeln die mangelnde Skalierbarkeit.
Angeblich fünfstellige Monatsrechnungen für Cloud-Dienste treibe die Kosten für R3 in die Höhe, was einen Schatten auf die langfristige Rentabilität der Plattform werfe, argumentieren die Kritiker.
Andere Quellen berichteten von Spannungen in der Belegschaft und warfen den R3-Ingenieuren vor, die Blockchain-Bestrebungen des Unternehmens zu überfordern.
Zudem scheint es Kontroversen über die Firmenidentität von R3 zu geben, und ob sich das Unternehmen von einem Fokus auf Finanzsoftware zu einem breiter aufgestellten Technologieanbieter entwickeln soll.
Was Corda selbst betrifft, fehlt es laut den Kritikern an Ehrgeiz und Klarheit, welche Art von Blockchain angestrebt werde und ob man überhaupt weiterhin Distributed Ledger Technologie (DLT) einsetzen wolle oder nicht.
Die Kontroverse habe bereits zu einer Spaltung der Belegschaft zwischen Corda-Maximalisten und solchen die eine größere Interoperabilität fordern, geführt.
Unter dem Strich befürchten viele, die Plattform werde den Unternehmenskunden nicht die versprochenen Effizienzsteigerungen ermöglichen.
“Leistungsfähig aber nicht besonders nützlich”
Anonyme R3-Ingenieure hätten zudem erklärt, das Konsortium versuche, schlecht konzipierte und unterentwickelte Software zu vermarkten und dass R3 Schwierigkeiten habe, seinen wachsenden Kundenstamm angemessen zu betreuen.
FT Alphaville zitiert einzelne Entwickler mit den Worten, das Flaggschiffprodukt fühle sich "immer noch wie ein Motor ohne Auto an - kraftvoll aber nicht sonderlich nützlich".
Einige Kritiker behaupten sogar, das Unternehmen würde vor ohne den 2018 erzielten Vergleich mit dem ehemaligen Konkurrenten Ripple in einer Liquiditätskrise stehen. In einem Rechtsstreit ging es um die Verletzung einer Optionsvereinbarung, die es R3 ermöglicht hätte, XRP zu einem reduzierten Preis zu kaufen.
Anfang dieses Monats hatte R3 angekündigt, im Jahr 2020 ein zweites europäisches Büro in Dublin zu eröffnen, nur wenige Wochen nachdem es die Größe seines Londoner Hubs im Rahmen eines aggressiven Expansionsplans verdoppelt hatte.
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