Anthony Lewis, der Forschungsdirektor des globalen Bankenkonsortiums und Firmensoftwareunternehmen R3, prognostizierte in einer Podiumsdiskussion auf der Deconomy in Südkorea am 4. April, dass eine von der Zentralbank ausgegebene digitale Währung (CBDC) 2018 implementiert wird.

"Ich denke, dass wir dieses Jahr noch die CBDC-Nutzung im Großhandel zu sehen bekommen. Wir haben Gespräche mit Zentralbanken geführt, denen aufgetragen wurde, bestimmte Zahlungsprobleme zu lösen. Eine Lösung, die sie in Betracht ziehen, ist eine Blockchain-artige Plattform", sagte er.

CBDC ist eine digitale Währung, die von einer Zentralbank ausgegeben wird, deren gesetzlicher Status als Zahlungsmittel von staatlichen Regulierungen oder Gesetzen abhängt. Die "Großhandelsvariante" von CBDC beschränkt sich bei der Verwendung auf Finanzinstitute und -märkte, im Gegensatz zu einem "Einzelhandels-CBDC", für die breite Öffentlichkeit gedacht ist.

Lewis Podiumskollegen waren sich einig, dass sie nur bei Großhandels-CBDC optimistisch sind. Stanley Yong, CBDC-Leiter bei IBM und ehemaliger CBDC-Forscher bei der Zentralbank in Singapur, meinte, dass die Emission eines Einzelhandels-CBDC "an Millionen und Milliarden von Bürgern" mit unzähligen individuellen Konten "die Markt- und Kreditrisiken automatisch erhöht".

In diesem Zusammenhang erklärte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im März, dass "ein CBDC mit allgemeinem Zweck [...] eine höhere Instabilität der Einlagen von Geschäftsbanken zur Folge haben könnte" und potenziell schnellere Bankläufe ermöglicht.

Lewis hat die Sicherheitsvorteile hervorgehoben, die Distributed Ledger Technologie (DLT) bieten kann, indem er eine Differenzierung in die Struktur des Finanzsystems einführt:

"Das sekundäre (dezentrale) System sollte nicht wie das primäre (zentralisierte) System aussehen. Denn, wenn ein primäres System bei einem ausfällt, müssen die Angreifer nur den gleichen Trick nochmal ausführen. Dann ist da keine Ausfallsicherheit, es ist nur eine andere IP-Adresse, die angegriffen werden muss."

Wie Cointelegraph im Dezember 2017 berichtete, konnten Finanzsektorforscher dennoch viele potenzielle Vorteile von CBDCs nennen. Dazu zählten reibungslose Online-Zahlungen, mehr Sicherheit für die Verbraucher in fortgeschrittenen Volkswirtschaften, die auf häufig stark fremdfinanzierte Banken angewiesen sind, und eine verbesserte finanzielle Einbindung.

Bereits im Jahr 2016 haben sich sowohl die Bank von England als auch die Volksbank von China aufgrund des Interesses an den potenziellen Auswirkungen der CBDCs auf die Struktur der Finanzintermediation darüber Gedanken gemacht, ihre eigenen digitalen Währungen auszugeben.

Anfang des Jahres haben die Banken in Malaysia, Taiwan, Polen, der Schweiz sowie die Bank von Japan und die Europäische Zentralbank sich alle über die Nutzung von Distributed Ledger-Systemen informiert. Im Februar richtete die Europäische Kommission ein eigenes Blockchain Observatory ein, um die Wirtschaft um Blockchain zu "vereinigen".