Mindestens ein Täter soll andere Benutzer auf der Blockchain-Event-Wettplattform Augur betrügen, indem er absichtlich ungültige Märkte eröffnet, wie aus einem Reddit-Thread vom 20. März hervorgeht.

Augur ist eine Prognoseplattform, die auf dem Ethereum (ETH)-Mainnet basiert. Sie wurde im Juli 2018 eröffnet und von der gemeinnützigen Forecast Foundation gegründet. Benutzern können über die Plattform Token einsetzen, um auf den Ausgang eines bestimmten Ereignisses zu wetten.

Bei dem gemeldeten Betrug eröffnet ein bösartiger Akteur einen Prognosemarkt, der subtile Widersprüche oder Unstimmigkeiten im Wortlaut enthält. Das führt letztendlich dazu, dass der Markt für ungültig erklärt wird und alle eingesetzten Gelder somit gleichmäßig auf die Wettteilnehmer verteilt werden.

Unterdessen wettet der Ersteller des absichtlich ungültigen Marktes auf Ergebnisse, die unwahrscheinlich sind, da er sich selbst eine garantierte Auszahlung gesichert hat, wenn die eingesetzten Gelder letztendlich wieder zurück verteilt werden.

In dem Thread hat ein Redditor ein Beispiel für einen solchen böswilligen Markt gepostet. Dieser trug den Titel "Ethereum-Kurs bis Ende März 2019?". Während es im Titel und in den weiteren Informationen heißt, dass der Prognosemarkt am "Ende des Tages 31. März 2019 UTC" abläuft,  besteht eine Diskrepanz zum tatsächlich angegebenen Ablaufdatum, das 13:59 Uhr UTC am 31. März angibt. Dieses liegt damit einige Stunden davor. Diese leichte Diskrepanz stellt praktisch sicher, dass der Markt für ungültig erklärt wird. Der subtile Widerspruch wird von den meisten Wettteilnehmern allerdings wohl kaum wahrgenommen.  

David Gerard, der Autor des Krypto- und Blockchain-skeptischen Buches "Angriff der 50-Fuß-Blockchain", hat sarkastisch auf die Nachricht vom angeblichen Betrug getwittert:

"Augur-Anwender sind schockiert. Schockiert darüber, dass Aussagen in Worten durch Mehrdeutigkeiten ausgenutzt werden könnten, wenn man sie computerisiert, und dass ihr System dadurch von Betrügern bedroht ist!"

In einer Reihe von Tweets hat Joey Krug, einer der Mitbegründer der Forecast Foundation und Core-Entwickler bei Augur, behauptet, dass die Community das Ausmaß des Betrugs übertrieben dargestellt habe. Er behauptet außerdem, dass dieser auf der Plattform nicht weit verbreitet sei und sich weitgehend auf einen einzigen Benutzer beschränke.

Krug hat jedoch eingeräumt, dass der bestehende Mechanismus zum Schutz vor solchen betrügerischen Aktivitäten derzeit nicht funktioniere. Er erläuterte:

"Das System bei Augur hat einen eingebauten Mechanismus, um das zu bekämpfen: ein Pfand zur Sicherstellung der Validierung. Je mehr Märkte ungültig sind, desto höher fällt das Pfand aus. Augur hat angesetzt, dass 1 Prozent der Märkte ungültig sein würden. Im Moment sind es 10 Prozent. Warum? Es gibt einen On-Chain-Fehler in der Berechnung dieses Pfands, wodurch dieses zu niedrig ausfällt."

Krug nehme an, dass das Problem mit dem Pfand zur Sicherstellung der Validierung in der kommenden Version 2 von Augur behoben werde und dass es neue Mittel zur Erkennung solcher Methoden geben werde. So sollen Ungültige separat handelbar werden und als selbstauslösender Filter zur Identifizierung bösartiger Akteure verwendet werden.

Wie bereits berichtet, stand Augur bereits vorher im Mittelpunkt einer Kontroverse, als so genannte "Attentatsmärkte" auf der Plattform auftauchten. Bei diesen wetteten die Nutzer auf den Tod einer Reihe von hochkarätigen Persönlichkeiten.

Bei Redaktionsschluss liegt der firmeneigene Token von Augur namens REP laut CoinMarketCap bei 13,14 Euro.