Fintech-Chef der Währungsbehörde von Singapur (MAS), Sopnendu Mohanty, verpönte letzten Montag, am 12. Februar 2018, den Trend zur exzessiven Spekulationen. Diese würden "das Experimentieren mit Krypto negativ beeinflussen". Nichtsdestotrotz betonte er seine Hingabe für das Blockchain-Projekt "Ubin" der Singapurer Zentralbank. Laut Mohanty sollen die Auswirkungen in zwei Jahren ersichtlich sein. Was genau ist das "Ubin Projekt" - eine Blockchain Initiative der ZB von Singapur?

Was versteckt sich hinter Ubin?

Die MAS kündigte am 16. November 2016 die Partnerschaft mit R3 an; in einem Proof-of-Concept Projekt zur Durchführung von Transaktionen auf dem Sekundärmarkt via Blockchain-Technologien. R3 ist Gründer eines Konsortiums aus über 70 Unternehmen und Finanzinstitutionen aus der ganzen Welt und widmet sich der Entwicklung von Blockchain-Technologien.

Die Partnerschaft steht sinnbildlich für die positive Einstellung der Zentralbank Singapurs und andere verwandte Behörden gegenüber Krypto, anstatt sich dem neuen Konzept zu verweigern. In dem ursprünglichen Statement erkärt die MAS: "Das Projekt wird ein Pilotensystem entwickeln, in welchem wir die Blockchain-Infrastruktur nutzen, um Fonds bereitzustellen und Transaktionen zwischen Teilnehmern zu realisieren."

Die Blockchain-Technologie ermögliche es, "finanzielle Transaktionen und Prozesse transparenter, widerstandsfähiger und billiger" zu machen. Ferner wurde bereits vorab betont, dass dieses Experiment zu alternativen Banking-Methoden führen könne: "Es wird der MAS und dem Rest der Industrie helfen, einfachere und effizientere Alternativen zum derzeitigen System zu entwickeln."

Implementation in Etappen

Die Entfaltung des Projekts Ubin begann Ende 2016 und ist noch nicht abgeschlossen. Es handelt sich um ein umfangreich geplantes, andauerndes Projekt in Zusammenarbeit mit einer beeindruckenden Liste an Beratern und Partnern. Die teilnehmenden Finanzinsitutue sind unter anderem die Bank of America Merrill Lynch, Citi, Credit Suisse, die DBS Bank Ltd, HSBC Limited, J.P. Morgan, Mitsubishi UFJ Financial Group, OCBC Bank, Singapore Exchange, Standard Chartered Bank und die United Overseas Bank.

Die Entwicklung und das Management der Prototypen übernimmt Accenture. R3, IBM and ConsenSys unterstützen in Bereichen der jeweiligen DLT Plattformen wie Corda, Hyperledger Fabric und Quorum. Microsoft unterstützt die Bereitstellung von Prototypen der Azure Blockchain

Die 1. Phase wurde mit einem Deloitte-Report eingeläutet, welcher die dezentralisierten Ledger Technologie für das geplante Zahlungssystem beleuchtet, sowie erste Informationen zum Prototyp veröffentlicht. Der Report gilt als Basis für das MAS Blockchain-Protokoll.

Am 5. Oktober 2017 begann Phase 2. Das oben genannte R3 Konsortium entwickelte 3 erfolgreiche Software-Prototypen zu verschiedenen, dezentralisierten Interbank-Zahlungs- und Buchungssystemen. Der Protoyp beinhaltet auch Funktionen zum Liquiditätsmanagement. Basierend auf den Erfahrungen mit dem Prototyp, ist jetzt der Durchbruch mit zwei Spin-Off Projekten geplant. "Das erste Projekt wird von der Börse von Singapur (SGX) geleitet. Sein Fokus liegt auf dem Trading von festverzinslichen Wertpapiere und einem verbesserten Zahlungskreislauf mit neuer DLT. Das zweite Projekt widmet sich neuen Methoden für grenzübergreifende Zahlungen basierend auf virtuellen Zahlungsmitteln, welche von der Zentralbank bereitgestellt werden.

Was ändert sich an der Gesetzlage?

Fintech-Chef der MAS, Sopnendu Mohanty, äußert sich dazu in einem Interview mit CNBC gegen Ende der zweiten Projektphase folgendermaßen: "Es ist eine Möglichkeit, das gesamte System zusammenzubringen und voneinander zu lernen." Er sieht in dem Projekt eine Investition und Möglichkeit, das "große Ganze" zu verbessern.

Im Grunde ist das Ziel der MAS, globalen Regulatorien die Angst vor dem Experimentieren mit Blockchain zu nehemen. Es sei wichtig, dass sie die sich bietende Möglichkeiten sehen und annehmen, bevor er es zu spät ist. Tatsächlich gibt Mohanty gegenüber CNBC offen zu, dass das Experiment vermutlich keinen kommerziellen Nutzen haben oder Gesetzte beeinflussen wird.

"Wir dürfen keine Angst vor Experimenten haben - oder davor, für neue Regelungen einzustehen. Viele Regulatoren haben Angst zu experimentieren, da sie unter großen externen Druck stehen. Wir versuchen hier, eine proaktivere, mutigere globale Krypto-Kultur voranzutreiben."

Nicht das einzige Beispiel

Projekt Ubin ist ein Blockchain-Projekt, das für das wachsende Interesse der Zentralbank einer wichtigen Nation für Kryptowährungen steht. Das Projekt wird sehr ernst genommen. Es ist gut durchdacht und aufmerksam kalkuliert, wobei es sich bereits vorhandene Ressourcen in der Finanzwelt zu Nutzen macht.

Aber es gibt noch weitere Beispiele für Krypto-positive Länder, die sich Mühe geben, Blockchain-Technologien besser zu verstehen und zu nutzen.

Letztes Jahr kündigte die südafrikanische Zentralbank (SARB) an, Blockchain-Unternehmen in einem regulatorischen "Sandkasten" agieren zu lassen, um quasi-experimentell das Potential und die Gefahren der Blockchain-Technologien zu erforschen.

Dieses Sandbox-Szenario dient hauptsächlich dazu, gewisse Gesetze und Kontrollmaßnahmen auf ihre Sicherheit hin zu testen, parallel zu Ansichten BankyMoon. CEO von Bankymoon, Lorien Gamaroff, äußerte sich nach der Ankündigung dieser Partnerschaft im Juli letzten Jahren folgendermaßen: "Im Augenblick probieren wir diese Partnerschaft spielerisch aus - mehr nicht."

Auch wenn dieser "Sandkasten-Ansatz" eventuell nicht so weit geht, wie das Krypto-Experiment der MAS, wird verdeutlich, dass viele andere Regulatoren und Regierungen Blockchain nicht genug Beachtung schenken. Kryptowährungen werden bisher oft so zwar reguliert, aber nicht unterstützt.

Erkenntnisse aus dem Sandkasten

Südamerikas Spielplatz-Ansatz scheint anzudeuten, dass nicht nur versucht wird, Kryptowährungen ins existierende Regelwerk einzupressen, sondern sie gedeihen und wachsen zu lassen.

Dem Cointelegraph gegenüber äußerte sich Gamaroff seit dem ersten Treffen mit der Reservebank positiv überrascht angesichts des Interesses und der Begeisterung der Regulatoren an Blockchain und Co: "Die Angelegenheiten werden formeller. Die zuständigen Regulatoren der Reservebank vertiefen ihre Untersuchungen. Sie beobachten Unternehmen, die unterschiedliche Entitäten handeln, sei es Tokens oder andere Währungen auf Blockchain-Basis." Er fügt weiter hinzu:

"Wir untersuchen sämtliche Akteure und hoffen, durch die erlangten Erkenntnisse ein Regelwerk zur Integration von Kryptowährungen in die Unternehmensstruktur zu entwickeln. Alle sind sehr hilfsbereit, warm und einladend. Es gibt keinerlei negative Attitüde gegenüber diesem Ansatz und der geplanten Regulierung. Grenzen werden überschritten. Sie glauben an das Potenzial von Blockchain, das Leben vieler Menschen deutlich zu vereinfachen."

Südafrika verfolgt einen anderen Ansatz als Singapur. Nichtsdestotrotz gibt es eine klare Korrelation zwischen den Attitüden beider Unternehmen; sowohl Mohanty als auch Gamaroff betonen, dass die Regulatoren Blockchain-Technologien gegenüber offen und positiv gesinnt sind und sein müssen. Sie möchten lediglich, dass es für jedermann richtig implementiert und genutzt wird. "Ganz Afrika wird in den Süden schauen und - wenn alles so bleibt - dann werden sie das positive Potential für den ganzen Kontinent erkennen.", so Gamaroff.

Lerne zu lieben

Der Ansatz sowohl von Singapur als auch Südafrika verdeutlicht, dass ein Teil der gefürchteten Regulatoren durchaus gewillt ist, sich weiterzubilden und zu einem "guten" Kompromiss zu gelangen. Eine Balance mit dem Gesetz zu finden, ist die einzige Möglichkeit, wie Bitcoin und andere Kryptowährungen jemals voll akzeptiert werden können.

Auch wenn die Blockchain Technologie generell als Hit gefeiert wurde, werden der Krypto-Sphäre immer wieder Steine in den Weg geworfen. Sollten die Gesetzesmacher jedoch gewillt sein, das Konzept besser verstehen und befürworten zu lernen, könnten sie Blockchain erlauben, sich positiv weiterzuentwickeln. Eine neues, positiv gesinntes Regelwerk könnte Krypto-User besser beschützen und einen geordneten Finanzmarkt aufrecht erhalten.

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