Twitter hat in den letzten paar Wochen mit Kryptowährungen gespielt. Zunächst gab es Gerüchte, dass das Unternehmen dem Beispiel von Facebook und Google folgt und ein Verbot von Krypto-Werbung einführt. Dann wurden Kryptowährungen sehr vom Twitter-CEO Jack Dorsey gelobt, der sagte, dass Bitcoin die einzige Währung für die Welt und das Internet sein werde.

Doch das Spiel fand mit einem Schlag ein Ende, als Twitter ankündigte, dass das Unternehmen tatsächlich ein relativ großes Verbot von Kryptowährungs-Werbung einführen werde. Das ist ähnlich wie bei Facebook und Google, die aus ähnlichen Gründen Verbote verhängt hatten.

Twitter erklärte, dass das Verbot sich auf Initial Coin Offerings (ICOs) sowie auf Token-Verkäufe bezieht. Das kann man als Versuch deuten, betrügerische, irreführende und zwielichtige ICOs auszumerzen, die den Markt aktuell grassieren.

Doch das Verbot geht noch weiter und verbietet Werbung von Kryptowährungsbörsen und Kryptowährungs-Wallet-Diensten. Es sei denn, diese sind öffentliche Unternehmen, die auf bestimmten großen Aktienmärkten gelistet sind.

Von Twitter wirkt das auf die Krypto-Community insgesamt etwas zu streng. Es gibt sogar schon Stimmen, die sagen, dass das heuchlerisch von einer Plattform ist, die mit anderen Betrügereien übersät ist.

Für die Nutzersicherheit

Ähnlich wie Facebook, das erklärte, dass seine Verbotspolitik "absichtlich breit" gefächert sein würde, nimmt Twitter viele Geschäftssektoren auf dem Kryptowährungsmarkt ins Visier: ICOs, Börsen und Wallet-Dienste sind im Fadenkreuz.

Twitter begründet sein Verbot, genau wie Google, mit dem Schutz seiner Nutzer vor irreführenden Inhalten.

Der Leiter für nachhaltige Werbung bei Google, Scott Spencer, sagte in einem erklärenden Blog-Post:

"So wie sich die Verbrauchertrends weiterentwickeln und unsere Methoden, das offene Web zu schützen, besser werden, werden auch Online-Betrügereien immer perfider. Die Verbesserung der Anzeigen im Web, sei es durch die Entfernung von schädlichen Anzeigen oder aufdringlicher Werbung, wird für uns weiterhin höchste Priorität haben."

Twitter hat bereits Maßnahmen ergriffen, um Benutzerkonten, die mit Krypto in Verbindung stehen, an einer "irreführenden Interaktion mit anderen" zu hindern. Doch das Unternehmen wurde durch die Verbote bei Facebook Inc. und Alphabet Inc. zu weiteren Maßnahmen aufgerufen. (Googles Muttergesellschaft)

Ein umfassender Ansatz

Die Idee, betrügerische ICOs aus einen empfänglichen Markt fernzuhalten ist an sich etwas lobenswertes und könnte der richtige Weg sein, die Verbreitung von irreführenden Kryptounternehmen zu kontrollieren. Doch Zennon Kapron, der Leiter der Finanzberatungsfirma Kapronasia hob hervor, dass es nicht ganz so einfach ist:

"Mit der wachsenden Anzahl an ICOs auf dem Markt, ist es für unmöglich für jemanden, seriöse ICOs von betrügerischen zu unterscheiden. Besonders für Twitter oder Facebook."

"Obwohl ICO-Werbung sicherlich eine wichtige Einnahmequelle für Twitter gewesen sein muss, waren die Auswirkungen von betrügerischen Aktivitäten das Risiko nicht wert."

Das Problem besteht darin, dass Twitter ein breit formuliertes Verbot für die gesamte Werbung für Kryptowährungen einführt und auch Wallets und Börsen verbietet, sofern sie nicht an bestimmten großen Börsen notiert sind.

Es gibt nicht viele Dienste, seien es legitime oder andere, die an Börsen notiert sind. Damit ist dieses Pauschalverbot umso schädlicher, aber hilft auch, die Grundlage zu erklären. Da Twitter die Gültigkeit aller Börsen und Wallets nicht moderieren und bestimmen kann, muss das beschlossene Verbot übergreifend sein.

Das Gute und die Dummheiten sehen

Die Reaktionen auf so einen kühnen und breiten Angriff auf den aufkommenden Kryptowährungsbereich sind gemischt. Es gibt diejenigen, die glauben, dass Betrügereien auf dem Markt, die viele anfällige Leute erreichen können, gefährlich sind.

Aber es gibt auch Leute, die denken, dass das übergreifende Verbot von Twitter all die guten Dinge unterdrückt, die unterstützt werden müssten und Werbung benötigen, um diese Unterstützung zu erhalten.

Ronnie Moas, der in der Kryptowährungs-Community ein führendes Sprachrohr geworden ist, sieht das Verbot als positiv, weil es "eine Flucht zu Qualität" verursachen wird.

Kurt Wagner von Recode wies auf etwas ziemlich Interessantes beim Twitter-Verbot hin, das seinem CEO Jack Dorsey und seinen anderen Krypto-Unternehmen zu Gute kommt.

Daniel Duarte, der CTO von Auctus, einer Blockchain-Firma, die wahrscheinlich unter dieses Verbot fällt, sieht das Gute darin. Aber Die Firma hofft auch auf eine Chance, das gute Projekte auf diesen Plattformen sein dürfen.

"So, wie die Krypto-Community auf Twitter und Co. weiter wächst, wachsen auch die durchdringenden Betrügereien, die versuchen, Leute auszunutzen, die sich für den Bereich interessieren. "Es ist nicht verwunderlich, dass Twitter das getan hat und hoffentlich hilft das Anzeigenverbot der großen Kanäle, schlechte Einflüsse auszumerzen, so dass Anzeigen für gute Projekte in Zukunft auf diesen Plattformen sein können."

Andy Bromberg, der CEO von CoinList, stimmte einen ähnlichen Ton an und weist ebenfalls darauf hin, wie schwer es in einem so großen Bereich ist, das Gute vom Schlechten zu trennen. Aber er glaubt auch, dass man diesen Unternehmen zeigen sollte, wie man legitime Angebote von Betrügereien unterscheiden kann.

"Im Kryptowährungsbereich gibt es eine ungeheure Anzahl von minderwertigen Projekten - Betrügereien und schlecht durchdachte Konzepte. In diesem frühen Branchenstadium haben die meisten Unternehmen einfach nicht die Ressourcen und das Know-how, um solche Token-Unternehmen richtig zu einzuschätzen und die Spreu vom Weizen zu trennen."

"In manchen Fällen kann es für diese Unternehmen sinnvoll sein, sich von der Branche erst mal fernzuhalten und Wissen aufzubauen."

Aber nicht alle empfinden diese Twitter-Masche als gut. Die Mikroblogging-Seite hat nicht gerade eine weiße Weste. Und dass sie bei Kryptowährungen so weit ausholen kann, während andere Betrügereien nicht kontrolliert werden, ist etwas, das Trey Ditto, den CEO von Ditto, frustriert.

"Twitter und Facebook haben größere Probleme - wie den Verkauf unserer Daten, die Manipulation von Wahlen und die Verbreitung von Hass durch Bots und gefälschte Profile. Es ist schon sehr witzig, wenn eine Firma wie Twitter - die Millionen gefälschter Profile fördert und es Menschen erlaubt, gefälschte Follower und Likes zu kaufen - plötzlich den Moralapostel im Kryptobereich spielt."

"Ich bin gespannt, wo die Grenze bei Twitter und anderen Social-Media-Plattformen tatsächlich gezeichnet wird. In der Krypto-Community gibt es eine kleine Handvoll schlechter Einflüsse - genau wie sie es in jeder Branche gibt - und sie sollten entsprechend behandelt werden. Ich denke nicht, dass das heißt, dass wir jedes Unternehmen verbieten sollten, das soziale Netzwerke nutzt, um potenzielle Investoren aufzuklären."

Gruppenzwang

Es gibt fast direkte Beweise dafür, dass Twitter dem Gruppenzwang von Unternehmen wie Facebook und Google unterlag, wenn man diese großen Pauschalverbote so betrachtet. Aber es könnte natürlich auch ein Zeichen für etwas Größeres sein.

Staatliche Regulierungsbehörden haben warnen Leute verstärkt vor den Gefahren des Kryptowährungsbereiches, der immer mehr im Alltag akzeptiert wird.

Werbung für Kryptowährung ist jetzt überall, vom Londoner Verkehrsnetz bis zum japanischen Fernsehen. Film- und Sportstars haben ihre Namen für die Bewerbung von diesen genutzt und die Popularität nimmt immer weiter zu.

Diese Beliebtheit führt jedoch nur zu einem Wahnsinn, der für Betrügereien im Kryptowährungsbereich leicht ausgenutzt werden kann. Es muss ein Gleichgewicht zwischen der Unterdrückung von Innovation durch ein Werbe-Verbot und den frei umher tobenden Betrügereien geben.

Das Verbot von Kryptowerbung scheint eine symptomatische Antwort zu sein, um eine Krankheit so breit wie möglich zu heilen. Google, Facebook und jetzt auch Twitter haben einen umfassenden Ansatz verfolgt, der nicht nur das Schlechte, sondern auch viel Gutes auslöscht.

Eine so strenge Haltung gegen illegale und betrügerische Kryptounternehmen einnehmen, bedeutet es, dass diese Unternehmen es ernst meinen, eine Verbreitung von diesen nicht zuzulassen. Wenn sie es jedoch so ernst meinen, sollte ihr Ansatz klinischer und fokussierter sein. Es sollte legitimen Unternehmen möglich sein, durch Werbung auf ihrer Plattform zu gedeihen und zu wachsen.

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