Paolo Ardoino, Chief Technology Officer bei Bitfinex

Paolo Ardoino, Chief technology officer of Bitfinex

Ich gehe davon aus, dass viele andere Kryptobörse es uns gleichtun werden und Einzahlungen/Auszahlungen von Kryptowährungen zukünftig auch über das Lightning Network ermöglichen. Des Weiteren wird es Fortschritte bei Ethereum 2.0 geben und institutionelle Investoren werden zunehmend in die Branche eintreten.

Marc P. Bernegger, Mehrfach-Unternehmer und Krypto-Investor (u.a. Aufsichtsrat der Crypto Finance Gruppe)

Marc P. Bernegger, Fintech investor at Crypto Broker AG

Das Bitcoin-Halving wird sehr interessant zu beobachten. Gleichzeitig werden mit Verbesserungen wie u.a. dem Lightning-Network, Schnoor oder Erlay die Anwendungsmöglichkeiten von Bitcoin massiv erweitert und die Bezeichnung als reiner „Store of Value“ wird dadurch aufgeweicht.

Im Bereich der Smart Contract-Protokolle und DeFi-Anwendungen erwarte ich einige relevante Fortschritte, gehe aber davon aus, dass wir weiter auf die lange ersehnten „Killer-Use Cases“ warten müssen.

Auch die weiteren Entwicklungen bei Telegram und der SEC sind für den Krypto-Markt nicht zu unterschätzen und haben einen grossen Einfluss auf die Wahrnehmung von Krypto-Assets bei großen Investoren.

Paul Brody, Leiter für Blockchain-Innovation bei Ernst & Young

Paul Brody, Blockchain lead at Ernst & Young

Im Jahr 2019 wurde uns bestätigt, dass öffentliche Blockchains auch für Firmenkunden die richtige Wahl sind. Mit der kostengünstigen und sehr skalierbaren Lösung Nightfall konnten wir dies eindrucksvoll demonstrieren. 2020 wollen wir von Ernst & Young alle Fäden zusammenführen, um eine vollumfängliche Lösung für Firmenkunden zu entwickeln, die auf einer öffentlichen Blockchain läuft, aber trotzdem höchsten Datenschutz gewährleistet. Das allein finde ich zwar schon aufregend, aber was ich noch besser finde, ist, dass unsere Lösung gleichsam tokenisierte Finanzdienstleistungen vorantreiben wird. Sobald Unternehmen in ihrem Geschäftsalltag die Blockchain einsetzen, können ihre Produkte, Dienstleistungen und Rechnungen allesamt in Krypto-Token verpackt und in das weltweite Blockchain-Finanzsystem integriert werden. Ich glaube, dass dies die Art und Weise, wie sich Unternehmen finanzieren, grundlegend verändern könnte. Damit werden sich all die Investitionen in Datenschutz, digitale Verträge und Tokenisierung eines Tages bezahlt machen.

Virginia Cram-Martos, CEO bei Triangularity

Virginia Cram-Martos, CEO of Triangularity

Für mich werden die größten Themen im Jahr 2020 sein:

1. Digitale Währungen und Stablecoins von Zentralbank (vielleicht Libra, vielleicht auch nicht).

2. Blockchain-basierte Anwendungen und Dienste der Regierung (obwohl ich davon ausgehe, dass dies erst in der ersten Hälfte des Jahres 2021 richtig in den Vordergrund rücken wird).

3. Eine Zunahme von Blockchain-basierten Identitätsprojekten – mit einem sehr großen Bedarf an internationaler Einigung und Harmonisierung. Es gibt viele Transaktionen, die „on chain“ durchgeführt werden können. Vom Kauf eines Buches zum Verkauf eines Autos und zur Ausstellung zahlreicher Regierungsdokumente. Beispielsweise also die Ausstellung Ihres Führerscheins über die Besitzurkunde Ihres Hauses bis zu Ihrer Heiratsurkunde. Dazu ist es jedoch zunächst erforderlich, echte und verlässliche Identitäten für die beteiligten Parteien zu haben. Aus Datenschutzgründen versuchen viele von uns möglicherweise, für diese Zwecke selbstsouveräne Identitäten zu verwenden. Dies macht Blockchain-basierte Identitäten zu einer „Basis“-Anwendung, die viele andere Anwendungen benötigen, um vollständig implementiert zu werden.

4. Beginn des "Verschwindens" von Blockchain und DLT, da diese zunehmend in Anwendungen integriert werden, in denen der Benutzer keine Ahnung hat, dass Blockchain eine der unterstützenden Technologien ist.

5. Skalierbarkeit als wirklich große, globale Anwendungen werden online geschaltet (oder möchten dies zumindest).

6. Datenschutz, da Kombinationen aus KI, Blockchain und Bilderkennungstechnologie in potenziell „beängstigenden“ Kombinationen zusammenkommen.

7. Weitere rechtliche Verwirrung, da Gesetzgebungen überflüssig werden oder Gesetze ohne jegliche Koordinierung in einer „elektronischen Welt“ gemacht werden, die keine Grenzen kennt. Denn die Politik meint, Stellung als „Krypto-Freund“ oder „Krypto-Gegner“ beziehen zu müssen – ohne wirkliches Verständnis für die Technologie oder die Übertragbarkeit auf bestehende Gesetze.

8. Eine Reihe von „Schlüsselprojekten“, die wegweisend für zukünftige Entwicklungen sind, werden auf LAC-Chain und der europäischen Blockchain-Service-Infrastruktur aufbauen (mit den interessantesten Implementierungen im vierten Quartal und Anfang 2021).

Ich habe auch das Gefühl, dass wir von ernsthaften Skandalen in Bezug auf Preismanipulationen auf Kryptomärkten hören werden.

Changpeng “CZ” Zhao, Gründer und CEO von Binance

Ich denke, dass immer mehr Regierungen mit Regulierungsvorschriften und Steuergesetzen für Kryptowährungen herumexperimentieren werden. Zudem wird es auch mehr regulatorische „Sandkisten“ geben und insgesamt wird für mehr rechtliche Klarheit gesorgt werden.

Alejandro De La Torre, Vizepräsident von Poolin

Alejandro De La Torre, Vice president at Poolin

Natürlich ist die Halbierung ein großes Thema, mit dem sich jeder Miner bereits befasst hat oder sich jetzt zumindest befassen sollte. Der neue Zustrom von Mining-Equipment, die viermal so stark sind wie die der anderen Generationen, wird 2020 ebenfalls interessante Rolle spielen. Grundsätzlich werden ältere Generationen überholt sein, da das neue Equipment die Schwierigkeit des Prozesses erhöhen wird (da sie eine viel höhere Rechenleistung haben). Der beeindruckende, aber alte s9 und diese Generation der Miner werden aufhören oder an Orte ziehen, an denen der Strom billig ist, aber das Sicherheitsrisiko hoch ist.

John deVadoss, Leiter der Entwicklung bei NEO

John deVadoss, Head of development at Neo

Ich sehe drei große Trends: Künstliche Intelligenz und Blockchain, Firmen-Blockchains und Blockchain-Interoperabilität.

Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und die Risiken bei der Nutzung einzelner Anbieter wird dafür sorgen, dass Künstliche Intelligenz und Blockchain zunehmend kombiniert werden. Praxisbeispiele aus der freien Wirtschaft werden Blockchains für Firmen zunehmend attraktiver machen. Dementsprechend wird die Notwendigkeit, dass verschiedene Blockchains zusammenwirken können, immer wichtiger, weshalb wir auch hier Innovationen sehen werden. Was Blockchain-Unternehmen angeht, hat man sich bisher zu sehr auf technischen Fortschritt beschränkt, was man an den vielen Projekten sieht, die sich mit Skalierbarkeit beschäftigen (Sharding ist ein gutes Beispiel dafür). Ich gehe davon aus, dass sich Blockchain-Unternehmen zunehmend auf praxisnahe Anwendungen konzentrieren werden.

Zu guter Letzt müssen wir die breite Annahme vorantreiben. In den letzten paar Jahren haben wir überwiegend Blockchain-Plattformen entwickelt, die die Entwicklung und Distribution von Blockchain-Apps ermöglicht haben. Jetzt müssen wir uns um die Benutzerfreundlichkeit kümmern.

Daniel Diemers, Blockchain-Leiter bei PwC in EMEA

Ich mache mir keine großen Gedanken über das Bitcoin-Halving, zudem glaube ich auch nicht, dass 2020 der breiten Annahme sein wird, weshalb Skalierbarkeit noch kein entscheidendes Problem werden wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser größtes Problem momentan die unterentwickelte Infrastruktur des Marktes ist. Vor dem Hintergrund der jüngsten gesetzlichen Vorgaben werden wir dringend mehr Liquidität im System brauchen, allen voran durch größere Marktmacher und entsprechende Handelsplattformen, auf denen große Handelsgeschäfte schnell abgewickelt werden können, ohne den ganzen Markt zu verzerren. Außerdem brauchen wir zuverlässigere Marktforschung und Datenerhebung. Im Moment habe ich das Gefühl, dass unsere Märkte größtenteils noch auf Hörensagen beruhen. Zu viele Leute orientieren sich noch am lauten Geschrei der sogenannten Experten und wer am lautesten schreit, dem wird gefolgt.

So ist es auch kein Wunder, dass sich traditionelle Börsen und Investmentbanken zunehmend an der Kryptobranche interessiert zeigen, weshalb ich davon ausgehe, dass wir in dieser Hinsicht Fortschritte machen werden, besonders vor dem Hintergrund von Wertpapier-Tokens bzw. Wertpapieren, die in einen Krypto-Token verpackt sind. Krypto-Informationsdienste werden immer wichtiger werden, genauso wie Dienstleister im Bereich Compliance.

Denelle Dixon, CEO bei Stellar Development Foundation

 

Denelle Dixon, CEO of Stellar Development Foundation

Es hat im letzten Jahr viele positive Entwicklungen gegeben, und ich freue mich, dass die Branche im Jahr 2020 weiter reifen wird.

Ich glaube, dass das nächste Jahr für uns bei SDF ein großes Jahr wird, denn diese Reife bedeutet, dass Blockchain-Anwendungen nicht mehr nur auf der Grundlage von Proof-of-Concepts arbeiten müssen. Wir haben die richtige Technologie – die Dezentralisierung des Netzwerks ist erfolgt und funktioniert. Deshalb werden wir nächstes Jahr ein Produkt veröffentlichen, das die Stärken des Stellar-Netzwerks nutzt. Derzeit arbeiten wir an einer Wallet ohne Depot und errichten Säulen in Lateinamerika, die es echten Menschen in der realen Welt ermöglichen, mit Stellar-Währung zu halten und Zahlungen zu leisten. Es besteht Bedarf an einem Produkt wie diesem und es ist ein Anwendungsfall, den Stellar lösen soll. Indem wir der Welt zeigen, wie es funktioniert, möchten wir andere dazu inspirieren, größer und besser zu werden und letztendlich dazu beitragen, unser Ziel eines besseren Zugangs zum globalen Finanzsystem zu erreichen.

Wir gehen auch davon aus, dass 2020 eine sich entwickelnde regulatorische Landschaft mit sich bringen wird, da im Laufe des nächsten Jahres neue Gesetze zur Verwendung von Kryptowährung und Blockchain eingeführt werden. Wir freuen uns darauf, die anstehenden politischen Diskussionen mit Nachdruck zu verfolgen und den Gesetzgebern und Aufsichtsbehörden Aufklärungsmöglichkeiten zu bieten, damit sie die Auswirkungen von Legislativvorschlägen auf die verschiedenen Technologien in dieser Branche verstehen können.

Die Schaffung von Stabilität in unserem Ökosystem ist von entscheidender Bedeutung. Letztendlich konzentrieren sich politische Entscheidungsträger und Aufsichtsbehörden auf den Schutz ihrer Mitgliedsgruppen, und das ist ein Ziel, das wir teilen. Unser Plan ist es, mit unseren Ökosystempartnern zusammenzuarbeiten, um die Herausforderungen zu verstehen, mit denen sie konfrontiert sind, und mit Entscheidungsträgern und Aufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um einen Rahmen zu schaffen, der den erforderlichen Schutz bietet, ohne Innovation und Kreativität zu behindern.

Arthur Hayes, CEO bei BitMEX

2008-2019 war das Zeitalter der allmächtigen Zentralbanker. Sie haben eigenmächtig die Geldpressen angeworfen, damit nie wieder ein Finanzinstitut in die Knie geht. Durch diese quantitative Lockerung wurden Finanzprodukte künstlich in die Höhe getrieben.

Die Besitzer solcher Finanzprodukte haben natürlich davon profitiert. Zusätzlich haben Investmentunternehmen weiter Öl in das Feuer gegossen, indem sie in der Hoffnung auf Wachstum Geld in unrentable Unternehmen gepumpt haben. Die Schere der Ungleichheit ist so immer weiter auseinander gegangen und ab 2016 konnten deshalb Trump und seine „Bande“ eine neue politische Zeitrechnung einläuten.

2020 wird das Jahr der Fiskalpolitik werden. Regierungen werden in Infrastruktur investieren und Arbeitsplätze schaffen. Dafür werden sie Rohstoffe brauchen. Der finanzorientierte Fokus der Wirtschaft in den Jahren 2008 – 2019 hat dazu geführt, dass lieber Dividenden ausgeschüttet und Aktien zurückgekauft wurden, anstatt Investitionsausgaben zu tätigen. Wenn die Nachfrage nach realen Gütern jetzt zunimmt, kann das Angebot dementsprechend nicht mithalten, was unweigerlich Inflation zur Folge hat.

Bitcoin profitiert von Inflation, da reiche Leute bei niedrigen Zinsen auf risikoreiche Investitionen ausweichen, um drohende Verluste durch Geldentwertung auszugleichen. Zudem kaufen reiche Leute Gold und andere „harte“ Vermögenswerte, wenn die Preise für Rohstoffe nach oben gehen. Bitcoin ist sowohl ein risikoreiches Finanzprodukt als auch ein knappes Handelsgut, weshalb die kommende Geldpolitik und Fiskalpolitik der marktführenden Kryptowährungen gleich auf zwei Wegen in die Hände spielen wird. Bitcoin wird sich auch 2020 wieder als Wertaufbewahrungsmittel hervortun.

Ivan on Tech, YouTube-Influencer

Ivan on Tech, YouTube influencer

Das Narrativ um Bitcoin wird sich dieses Jahr hauptsächlich um das Halving drehen und viele Leute gehen davon aus, dass der Kurs im Anschluss an das Halving steil nach oben geht. Obwohl ich zwar auch glaube, dass das Halving langfristig einen positiven Effekt auf den Kurs haben wird, mache ich mir allerdings Sorgen, dass viele Anleger ungeduldig werden, was kurz nach dem Halving zu Panikverkäufen führen könnte.

Ich hoffe, dass die Ethereum-Entwickler Ethereum 2.0 nicht weiter aufschieben werden, dann könnten wir schon bald die neue Version sehen. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, auf den wir uns freuen können, da hiermit endlich das Problem der Skalierbarkeit gelöst werden soll.

Sasha Ivanov, Gründer and CEO von Waves

Sasha Ivanov, Founder and CEO of Waves

Wir werden weitere Entwicklungen im Bereich Enterprise Blockchain sehen, einschließlich neuer Produktionssysteme in den Bereichen Logistik und Finanzen. In der offenen Blockchain wird DeFi der wichtigste Treiber bleiben, und wir werden die ersten Vorstöße in Richtung Massenadoption sehen.

Christoph Iwaniez, Chief Financial Officer bei Bitwala

Um es mit einem Hashtag zu beantworten: #Defi, kurz für Decentralized Finance. Das Thema wird in 2020 eine wachsenden Traktion sehen. Die Frage ist immer, wie sich die dezentralen Lösungen im Bereich Kredite, Investment und Zahlungsverkehr mit den aktuellen Regularien vereinbaren lassen. Aber wir sind optimistisch: Wie wir in 2019 schon gesehen haben, kann sich die Regulierung erfreulich schnell bewegen und viele noch bestehende Unklarheiten, vielleicht sogar schon 2020, beseitigen.

Sanja Kon, Vizepräsidentin für globale Partnerschaften bei Utrust

Sanja Kon, Vice president of global partnerships at Utrust

Die Einführung von Facebook Libra und der zugehörigen Calibra Wallet könnte der Türöffner für die breite Annahme von Kryptowährungen im Jahr 2020 sein.

Im Zusammenspiel mit einer möglichen Zulassung eines „Digitalen Euros“ durch die Europäische Zentralbank (EZB) könnte dies den Werdegang der Kryptowährungen entscheidend beeinflussen und einen großen Schritt für die Alltagstauglichkeit von Krypto-Zahlungen bedeuten.

Jonathan Levin, Mitbegründer und Sicherheitschef bei Chainalysis

Jonathan Levin, Co-founder and chief security officer of Chainalysis

Ich denke, das Hauptthema werden Finanzinstitute sein, die aufgrund der Kundennachfrage in den Bereich der Kryptowährung eintreten. Wenn die Kryptowährung bei den Verbrauchern – insbesondere bei den Millennials – an Akzeptanz gewinnt, werden sie eine reibungslosere Erfahrung fordern. Die Banken, die dann nicht liefern, laufen Gefahr, abgeschüttelt zu werden. Finanzinstitute werden außerdem aufgrund negativer Zinssätze und als makroökonomische Absicherung von der Kryptowährung angezogen.

Meine zweite Prognose ist, dass 2020 das Jahr der institutionellen Bereitstellung von Verwahrlösungen sein wird. Im Jahr 2018 wurde über die Verwahrung gesprochen. Im Jahr 2019 investierten die Menschen. Jetzt wird sie eingeführt und dient als Grundlage für eine ausgereiftere Anlageklasse. Dies wird auch zu einem neuen Markt von Unternehmen führen, die Daten über die Grundlagen der Kryptowährung verkaufen.

Schließlich denke ich, dass 2020 das Jahr sein wird, in dem wir einen Proof-of-Concept der Zentralbanken sehen werden.

Alex Mashinsky, CEO bei Celsius

Alex Mashinsky, CEO of Celsius

Ich denke, wir werden im Jahr 2020 aufhören, darüber zu streiten, was zentralisiert ist und was nicht. Wir werden echte Gespräche darüber führen, was es bedeutet, eine neue Art von Finanzprogramm zu entwickeln, das Menschen hilft und mehr Menschen zu Kryptowährungen bringt. Ich denke, wir haben 2019 viele miserable Projekte gesehen und ich denke, wir werden 2020 mehr davon sehen.

Samson Mow, Chief Strategy Officer bei Blockstream

Samson Mow, Chief strategy officer of Blockstream

Das große Ding für Bitcoin wird wahrscheinlich die Einführung von Schnorr und Taproot sein. Auch beim Lightning Network ist eine Menge Entwicklung im Gange. Mehrwegzahlungen erfolgen, sobald die Interoperationstests abgeschlossen sind. Mehrwegzahlungen ermöglichen die gemeinsame Nutzung mehrerer Kanäle, sodass große Zahlungen für eine erfolgreiche Weiterleitung in kleinere aufgeteilt werden können. Dies ist sehr wichtig, damit das Lightning Network im täglichen Handel verwendet werden kann.

Niklas Nikolajsen, Gründer der Bitcoin Suisse AG

Niklas Nikolajsen, Chairman and founder at Bitcoin Suisse AG

Die bevorstehende Bitcoin-Halbierung ist natürlich ein Thema, auf das man achten sollte, da frühere Halbierungen einen kontinuierlichen und anhaltend positiven Trend beim Bitcoin-Kurs auslösten. Es wird interessant sein zu sehen, ob der Markt die Halbierung bereits eingepreist hat oder ob frühere Zyklen sich wiederholen werden.

In Bezug auf die Skalierbarkeit wird 2020 wahrscheinlich das Jahr sein, in dem Sekundärschichtlösungen ausgereift und umfassend angepasst werden. Es ist auch wahrscheinlich, dass es bereits Ende des Jahres oder im Jahr 2021 grundlegende Initiativen geben wird, um sowohl die Skalierbarkeit als auch den Datenschutz zu verbessern.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Ethereum 2.0. Ethereum ist heute die Grundlage der meisten intelligenten Verträge, Anwendungsfälle und Unternehmen. Wie sich der Übergang zu Ethereum 2.0 auswirken wird, ist für den Krypto-Asset-Bereich von entscheidender Bedeutung.

Phillip Sandner, Leiter des Frankfurt School Blockchain Center

Phillip Sandner, Head of Frankfurt School Blockchain Center

Vor allem Adoption, Wissensaufbau und Skalierung. Es gibt noch sehr viel Unwissen und sehr viel falsches Wissen. Wir wissen, dass der Erfolg von Blockchain, Krypto und DLT eine wesentliche Voraussetzung hat: Ausbildung und Wissen. Dies betrifft nicht nur die Ausbildung an Universitäten, sondern auch die korrekte Weitergabe von Informationen durch die Medien. Wenn die Standardfrage zu einem x-beliebigen Blockchain-Vortrag immer noch die Frage nach dem "Stromverbrauch der Blockchain" ist, merken wir, dass es an Ausbildung und Wissen fehlt, z.B. auch bei Entscheidungsträgern. Wenn sich das Wissen um die Blockchain-Technologie verbreitet hat, folgt Adoption automatisch. Weiterhin gibt es natürlich auch technische Schwerpunkte, z. B. zum Thema Skalierung und Transaktionsdurchsatz. Vor allem bei dem weltweit größten Ökosystem "Ethereum" wird dies ab 2020 ein Problem werden, an dem aber bereits gearbeitet wird.

Robert Schwertner, Influencer

Robert Schwertner, Influencer

Spannende Entwicklungen sehe ich via bei Anwendungen in den Bereichen Mobilität, Energie und Immobilien: Die österreichische Blockchain-Spezialist Riddle&Code entwickelte für Mercedes Benz eine „Car Wallet“. Es ist geplant, dass 2020 die Car Wallet in neue Modelle eingebaut wird: Autos können sich zukünftig ihre Services selbst bezahlen, als Parkgebühr, Maut, Tanken/Laden oder Versicherung. Eine Revolution und ein wichtiger Meilenstein für das autonome Fahren. Und Autos, die 2020 gebaut werden, fahren die nächsten 30 Jahre auf den Straßen, es liegt nahe bereits eine Walle einzubauen, wer weiß, wie die Welt in 2050 aussieht. Also lieber rechtzeitig vorsorgen. Bravo Mercedes!

Gerüchte halten sich beständig, dass Koreas größter Automobil-Hersteller Hyundai 2020 eine eigene Blockchain starten wird. Ein mutiger Schritt! In Korea wird auch 2020 der Uber-Konkurrent Tada-Drive mehr als eine Million Fahrten verzeichnen. Damit bringt erstmals ein Blockchain-Startup einen Internet-Giganten Uber in Bedrängnis. Denn warum sollen wir 15 % der Fahrtgebühr an einen Internet-Konzern abliefern, wenn wir direkt beim Fahrer buchen können. Macht die Fahrt billiger und der Fahrer verdient mehr. Und es zeigt, dass Blockchain wieder die sozialen Kontakte herstellt, weil wir unser Geld nicht dem Konzern geben, sondern direkt der Fahrerin eines Taxi. Das ist eine sehr schöne Entwicklung, es drängt die Vormachtstellung der alles beherrschenden Internet-Konzerne zurück. Hier sind noch weitere Angriffe von Blockchain-Ventures zu erwarten. Was in der Mobilitätsbranche meiner Ansicht nach fehlt: ein einheitliche Blockchain-Standard. Und der wird auch 2020 noch nicht kommen.

Das bringt mich zum Energie-Bereich, denn hier entsteht gerade ein Standard: Die Energy Web Foundation hat eine spezielle Energie-Blockchain mit Siemens an Board entwickelt. British Petrol test diese Blockchain. Und in Slowenien wird bereits auf Blcokchain Energie gehandelt: das Projekt heißt suncontract.org und hat über 10.000 aktive Nutzer. Gerade im Energiebereich werden wir in 2020 weitere große Entwicklungen sehen.

Im Immobilienbereich, der ja schon so heißt Im-Mobil, also wenig mobil, können Kryptowährung für verbesserten Zugang sorgen. In 2020 erwarte ich zahlreiche neue Projekte, die klüge Hybridlösungen für Gebäude anbietet, z. B. neue Miet-/Eigentum-Modelle, „Wohnungs-Wallets“, vereinfachte Betriebskosten-Abrechnungen. Das Potenzial für innovative Lösungen mit Blockchain ist enorm. Mit Blockchain wird ja ein Grundproblem gelöst: die Wertübertragung über das Internet. Gerade Immobilien eignen sich hier besonders, weil umständliche teure Treuhand-Zahlungen den Nutzern das Leben schwer machen. Hier habe ich auch Projekte mit meinem Beratungsunternehmen CryptoRobby unterstützt.

Lex Sokolin, Co-Leiter der globalen Fintech bei ConsenSys

Lex Sokolin, Co-head of global fintech at ConsenSys

Wichtig ist, ob mit Token versehene Assets die gleichen Standards und Infrastrukturen nutzen können oder ob sie in eine Million nicht verbundene Protokolle und Assets aufgeteilt werden. Es ist unmöglich, ein Netzwerk aufzubauen, ohne Knoten zu verbinden. Wir müssen also darauf hinarbeiten, die Blockchains, an denen sich die reale Wirtschaftstätigkeit abspielt, zu integrieren und zu skalieren. Während die Zentralbanken digitale Währungen in Betracht ziehen und einführen und die Technologiefirmen wieder Token und Stablecoins ausgeben, wird es für Unternehmen eine zentrale Herausforderung sein, ihre digitalen Währungen aktiv für Dienstleistungen, die in der Kryptowirtschaft existieren, zu vernetzen.

Wie interagiert Bitcoin beispielsweise mit einem symbolisierten Finanzinstrument in einer institutionellen Ethereum-Chain in Europa? Oder wie verbindet Hyperledger Fabric seine Lieferkettenlösung mit den aufstrebenden Stablecoins in verschiedenen Ländern? Wenn diese Assets alle mit unterschiedlicher Programmierung ausgeführt werden, hat die Digitalisierung nur geringen Nutzen. Alles muss in Zukunft wieder integriert werden. Auf der anderen Seite ist es keine Frage der Technologie, wenn große Märkte und Standards entstehen, die erstklassige Produkte aus der dezentralen Welt nutzen; die Verbindung dieser Produkte mit institutionellen Anwendungsfällen ist dann eine Geschäfts- und Regulierungsfrage.

In ähnlicher Weise ist es wichtig zu verfolgen, was große Fintech-Unternehmen in Bezug auf Krypto-Assets tun. Werden Facebook, Ant Financial, SoFi, N26, Robinhood, Revolut und andere globale Neobanken und Roboadvisoren jeweils eigene Ansätze für Blockchain-basierte Volkswirtschaften haben? Wir hoffen nicht. Stattdessen sollten sich diese Unternehmen auf programmierbare Open-Source-Blockchains verlassen und ein gemeinsames Web 3.0 aufbauen, das eine Vertrauensbasis für die Welt schafft.

Ulli Spankowski, Chief Digital Officer bei der Börse Stuttgart

Ulli Spankowski, Chief digital officer at Boerse Stuttgart

Wegen der fortschreitenden Akzeptanz in der breiten Masse der Gesellschaft und einfachen Zugangswegen werden neben dem Thema Halving nächstes Jahr sicherlich regulatorische Themen hohe Relevanz für die Industrie haben. Die AML Regulierung wie die Travel-Rule der FATF oder die Geldwäscherichtlinie AML5 der EU-Kommission sowie deren Umsetzung in nationales Recht und die Konsequenzen für Anbieter und Dienstleister im Krypto-Umfeld – Stichwort Krypto-Verwahr-Lizenz – haben natürlich einen starken Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung von Anbietern und Dienstleistern.

Alexandra Tinsman, Präsident der NEM Foundation

Leider werden wir uns noch mit dem größten ungelösten Problem beschäftigen müssen, und zwar der Machtverteilung (Governance) von Blockchains. Wie kann ein Blockchain-Projekt gleichzeitig die Interessen seiner Nutzer und Geschäftspartner wahren, während es dem Entwickler-Team genügend Freiheiten und Befugnisse zur Gestaltung einräumt? In diesem Bereich wurden zwar schon einige Fortschritte gemacht, aber es gibt immer noch keine Blockchain, bei der man sagen würde: „So muss es sein.“ Die NEM versucht zum Beispiel, dieses Problem zu lösen, indem ein demokratisches Wahlverfahren mit einer ausgewählten Führerschaft kombiniert wird, aber nichtsdestotrotz muss in diesem Bereich noch viel geschehen, was auch für die Massentauglichkeit von entscheidender Bedeutung sein könnte. Krypto ist von Natur aus rebellisch. Zu den Grundgedanken der Technologie gehört die Abkehr von Regierungen und großen Unternehmen. Um diesen Traum irgendwann wahrmachen zu können, müssen sich Krypto-Projekte aber momentan noch mit genau diesen Institutionen auseinandersetzen. Dementsprechend bin ich gespannt, wie sich die verschiedenen regionalen Krypto-Gesetzgebungen darauf auswirken werden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Japan und der Schweiz haben eine Reihe interessanter Projekte hervorgebracht und ich hoffe, das wird auch in der Zukunft so sein.

John Todaro, Direktor von TradeBlock

John Todaro, Director of TradeBlock

Das Bitcoin-Halving wird das große Thema des Jahres 2020 sein. Als weitere wichtige Themen sehe ich Staking, auch der Aufstieg der Stablecoins ist noch nicht zu Ende, da Facebooks Kryptowährung Libra womöglich doch noch 2020 auf den Markt kommen könnte. Viele Kryptobörsen werden zukünftig auch Staking-Dienstleistungen für verschiedenste Kryptowährungen anbieten. Allgemein werden Kryptobörsen nicht mehr nur für den Ankauf/Verkauf von Kryptowährungen da sein, sondern auch für Krypto-Kredite, Staking, Verwahrung und so weiter. Des Weiteren gehe ich davon aus, dass Krypto-Unternehmen im kommenden Jahr vermehrt an die Börse gehen, im Zuge dessen wird es in der Branche auch mehr Geschäftsübernahmen geben. Abschließend sehe ich die Skalierbarkeit noch als wichtiges Thema für 2020, da Ethereum sich viele hohe Zielsetzungen gesteckt hat, die in diesem Jahr erreicht werden müssen, um den Fahrplan einzuhalten.

Erik Voorhees, CEO bei Shapeshift

Erik Voorhees, CEO of Shapeshift

Ob Ethereum erfolgreich auf die „2.0“ Version übergeht, ist das größte vorhersehbare Thema. Im Laufe des Jahres werden sicherlich unvorhergesehene Themen auftauchen. Ich denke auch, dass es ein Jahr wird, in dem die Leute endlich anfangen, die guten Projekte vom Müll zu trennen. Altcoins haben seit dem Platzen der Blase insgesamt bärisch gehandelt, und irgendwann werden die Leute erkennen, dass einige von ihnen zutiefst wertvoll sind, und der Markt wird die Spreu vom Weizen trennen.

Whale Alert

Whale Alert

Wir befinden uns noch in der frühen Einführungsphase von Krypto. Wenn es um Kryptowährung geht, ist es schwierig, ein einziges Thema zu bestimmen, das für ihre Entwicklung am wichtigsten sein wird. Es werden die relativ kleinen Änderungen sein, sowohl technologischer als auch sozialer Art, die das Vertrauen, die Sicherheit und die Transparenz stärken, aber auch die Benutzerfreundlichkeit verbessern. Auf der technischen Seite könnten einige Schlüsselfaktoren kürzere Transaktionszeiten oder höhere Grenzwerte für die Anzahl der Transaktionen pro Sekunde sein. Auf der sozialen Seite wird möglicherweise eine breitere Akzeptanz bei mehr Einzelhändlern oder eine Verbesserung des Images von Krypto ausschlaggebend sein, indem es mit legitimen Verwendungszwecken anstelle von Betrug oder kriminellen Machenschaften in Verbindung gebracht wird.

Nicholas Merten, Gründer des YouTube-Kanals DataDash

Nicholas Merten, Founder of YouTube channel DataDash

Smart Wallets und Dezentralisierte Finanzdienstleistungen werden 2020 das 5-Fache an Nutzern haben wie Kryptowährungen. Nicht nur, dass sich die Benutzerfreundlichkeit vieler Smartphone Krypto-Wallets drastisch verbessert, sondern auch der Funktionsumfang ist erstaunlich. Stablecoin-Kreditvergabe mit hohen Zinserträgen, dezentralisierte Kryptobörsen und noch vieles mehr wird in Krypto-Wallets bzw. Dezentralisieren Finanz-Apps zur Standardausstattung gehören.