„SIE HABEN ES GESCHAFFT. Sie sind hier, weil Sie sich für eine neue Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens entschieden haben, die auf einem dezentralisierten Wirtschaftssystem beruht, das voll von neuen tollen Möglichkeiten ist.“ 

Keine Angst, dies ist nicht das Pamphlet einer neuen ominösen Religion, sondern die einführenden Worte, die Monolith Kunden beim Unboxing ihrer Ethereum Visa Karte lesen. Das Geschichtenerzählen ist ein zentraler Bestandteil der Kryptobranche, ob es einem gefällt oder nicht. Es gibt zwar auch noch andere Krypto-basierte Debitkarten, aber mir liegt nun mal die Ethereum Debitkarte von Monolith vor, die ihr eigenes Narrativ mitbringt.

Nachdem ich die Visa Karte an einem schönen Berliner Morgen dann endlich aus ihrer Verpackung geangelt hatte, war ich kein einfacher Bürger mehr, sondern ein Mann mit einer Mission. Der Auftrag: Eine Woche Berlin, nur mit meiner Ethereum Debitkarte bewaffnet.

Den Mauerfall habe ich zwar verpasst, aber dafür würde ich jetzt die imaginären Mauern einreißen, die das Finanzsystem des modernen Berlins vom Berlin der Zukunft trennen. Sieben Tage lang würde ich der David Hasselhoff der finanziellen Disruption sein.

Nicht von dieser Welt

Nachdem ich den kleinen schwarzen Karton geöffnet hatte, kam eine kleinere Box zum Vorschein, auf der eine postapokalyptische Szenerie abgebildet ist, die sich irgendwo zwischen Renaissance, Star Wars und Edgar Allan Poe bewegt.

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Vom mattschwarzen Kosmos hebt sich die leuchtend grüne Debitkarte wie ein Alien ab. Angesichts all dieser stylischen, nerdigen Elemente besteht beim Auspacken absolute Gefahr, dass man sich wie Sheldon Cooper fühlt. Das Alles wirkt zwar etwas „too much“, aber das ist für mich kein Beinbruch.

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Das Einrichten der App geht schnell und relativ problemlos. Die Ladebildschirme sind zwar mit kitschigen Statusnachrichten aufgelockert, aber das geht dank der kurzen Wartezeit schnell vorbei. Insgesamt hat die Einrichtung meiner Wallet 10 Minuten gedauert, wovon ein Großteil allein auf die „Anlegung“ auf der Blockchain entfallen ist.

Die Science-Fiction Optik behält Monolith zu jeder Zeit bei. Das ist die Gamifizierung der Finanzdienstleistungen. Man nutzt Kryptowährungen nicht nur als bloßes Zahlungsmittel, sondern ist zugleich auch Major Tom und Neil Armstrong.

Das ganze Design versucht zu suggerieren, dass man sich auf eine spektakuläre Reise begibt. Selbst, wenn es darum geht, Transaktionsgebühren zu entrichten, wird dieser Ton beibehalten. Die Ethereum-Blockchain bezeichnet ihrer Transaktionsgebühren als „Treibstoff“ (Gas) und Monolith führt diesen Sprachgebrauch weiter, indem man zunächst seinen „Tank“ auffüllen muss, um Transaktionen abwickeln zu können.

Babylon Berlin: Kein Platz für Kreditkarten

Wenn ich mit dieser Debitkarte wirklich eine Woche lang hätte überleben müssen, dann wäre ich nach meiner Bestellung wohl verhungert, bis die Karte tatsächlich angekommen war. Die von Monolith versprochenen „10 Werktage” kamen mir jedenfalls wie eine Ewigkeit vor. Morgens, mittags und abends habe ich meinen Postkasten wieder und wieder gecheckt wie ein Kind, für das Weihnachten nicht schnell genug kommen kann. Als das Paket dann endlich da war, war auch meine Ungeduld wie weggeblasen.

Als die Einrichtung abgeschlossen war und ich erstmals einen Blick auf mein Guthaben werfen konnte, leuchteten mich die Zahlen auf meinem Smartphone förmlich an: „Hau‘ uns im nächsten Pub auf den Kopf, du willst es doch auch“. Die Stimme in meinem Kopf packte mich bei meiner britischen Ehre.

Meine Leber ging schonmal in Bereitschaftsstellung, aber letztendlich siegte doch die Vernunft, schließlich war ich von Monolith auserkoren worden, die Alltagstauglichkeit einer Ethereum Debitkarte unter Beweis zu stellen. Diese Mission konnte ich natürlich nicht so einfach gefährden.

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Geld abheben

Die Deutschen lieben Bargeld. Wer neu in Deutschland ist, wundert sich wahrscheinlich, dass man hier nicht überall mit Kredit- und Debitkarten bezahlen kann. In Restaurants oder Kneipen kann es deshalb schon mal vorkommen, dass ein Tourist empört schreit: „Wie bitte? Sie nehmen keine Kartenzahlung an?” Daraufhin beginnt dann in der Regel die Suche nach einem passenden Geldautomaten.

Zum Glück gibt es in Berlin aber genügend Geldautomaten und Kartenlesegeräte. Wir Briten haben ein Sprichwort, das besagt, dass nur zwei Dinge im Leben sicher sind, und zwar der Tod und Steuern. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, war wohl noch nie in Deutschland.

Jeder der schon mal hier war, wird wissen, dass es auch noch eine dritte Unabdingbarkeit gibt: Abhebungsgebühren. In Großbritannien kann man ohne Probleme auch mal nur 5 Pfund abheben, das kostet nichts. In Berlin sollte man sich allerdings darauf gefasst machen, dass jede Auszahlung zwischen 4 – 7,50 Euro kostet. 

Und meine Bank zuhause in Großbritannien schlägt nochmals ihre eigenen Gebühren obendrauf, na vielen Dank auch. Berliner heben deshalb oft höhere Summen ab, damit sie mit dem Bargeld hinkommen und nicht sofort wieder zum Automaten müssen.

Allerdings sind nicht alle Geldautomaten in Berlin gleich. Nachdem ich zum wiederholten Mal 6 Euro Gebühr bezahlen musste, nur um mir einen Döner zu kaufen, bin ich vorsichtiger geworden, was die Auswahl von Automaten angeht, bei denen ich mit meiner Kreditkarte Geld abholen kann.

Die Sparkasse schlägt dafür zum Beispiel keine gesonderten Gebühren auf. Ich mache mich also auf den Weg, um den Banken einen Vorgeschmack der Zukunft zu geben. Als ich die Ethereum-Karte dann endlich in den Geldautomaten stecke, verleibt sich die Maschine dieses Stück „von einem anderen Stern“ ein. Meine Krypto-Mission hat begonnen, ich habe das System erfolgreich infiltriert.

Die Monolith-Karte ist der Neo in der Matrix des Finanzsystems, eingeschleust, um sie von innen zu revolutionieren. Der Abhebungsvorgang läuft derweil wie geschmiert. Die Maschine rumpelt und rattert und wirft dann ein Bündel Euroscheine aus. Ich werfe einen Blick auf das Guthaben in der App. Keine Gebühren. So einfach kann’s gehen.

Benutzerfreundlichkeit: 5 von 5 Sterne

Kosten/Gebühren: Keine

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Lebensmittel kaufen

Selbst die größten Krypto-Nerds, die sich von ihrem Screen nicht trennen können, kriegen irgendwann Hunger. Mit meiner grünen Karte im Schlepptau mache ich mich also auf die Suche nach etwas Essbarem. Von allem was man so für Geld kaufen kann, sind Lebensmittel mit Abstand das Wichtigste. Aber was das angeht, ist Berlin nicht gerade Karten-freundlich. Es ist fast unmöglich, ein gutes Restaurant oder eine gute Bar zu finden, die Kreditkarten annimmt. Ich habe viele verschiedene Orte durchprobiert, selbst solche bei denen Menschen mit Laptops davorsaßen, aber keine Chance. So viele leckere Sachen, aber keiner wollte mein Geld haben. Nachdem ich erfolglos von einem Hipster-Café zum nächsten geirrt war, konnte ich am Horizont immerhin das verheißungsvolle goldene M von McDonald’s erspähen, das mir neue Hoffnung spendete.

Hat mal jemand in den letzten 10 Jahren bei McDonald’s gegessen? Also jedenfalls nicht McDonald selbst. Das ist der Gesundheit zumindest nicht gerade zuträglich, aber dieses Risiko habe ich im Sinne meiner Mission gerne in Kauf genommen. Dann ging es schonmal schlecht los, da mir das deutsche Wort Pommes nicht eingefallen ist und ich deshalb in Pantomime nachstellen musste, wie ich eine Kartoffel in kleine Streifen schneide.

Zu allem Überfluss versagt dann natürlich, wie so oft, noch die Funktion für kontaktloses Zahlen bei meiner Monolith-Karte. Die Kassiererin schaut mich mitleidig an, bittet mich dann, die Karte in das Lesegerät zu stecken und den Pin einzugeben.

Obwohl Monolith es mir nicht leicht gemacht hat, erledigt die Karte ihren Job, wenn es am meisten zählt. Die Transaktion wurde in wenigen Sekunden reibungslos abgewickelt. So komme ich doch noch in den Genuss meines McDonald’s Schmauses. Ich schaufele also die salzigen Fritten und den Rest meines fettigen Festmahls in mich hinein, alles im Sinne meiner Mission.

Zwischen Straßenarbeitern und Bahnangestellten in Uniform bezahle ich mit meiner Ethereum-Karte und leiste meinen Beitrag, die Massentauglichkeit von Kryptowährungen voranzutreiben. Ich bin der einsame Wolf im Kampf gegen das altbackene Finanzsystem und denke an Jamie Dimon, während ich meine triefenden Pommes esse. Dem hab ich’s gezeigt.

Die Visa Karte von Monolith ist sehr ambitioniert, aber die Gegebenheiten in Berlin zwingen einen dann doch eher dazu, bei Hunger zunächst einen Geldautomaten aufzusuchen.

Kontaktloses Zahlen: 0 von 5 Sternen

Kartenzahlung: 5 von 5 Sternen

Transaktionsgeschwindigkeit: 5 von 5 Sternen

Kosten/Gebühren: Keine

Nutzung des Nahverkehrs

Vom Labyrinth der Londoner U-Bahn bis zur majestätischen Metro in Moskau, alle Metropolen stellen sich immer mehr auf kontaktloses Zahlen um. Obwohl sich der Berliner Nahverkehr auch sehen lassen kann, hinkt es doch in diesem einen Punkt hinterher.

Als ich in London zu Besuch war, sah mein Bankkonto hinterher aus wie „Flasche leer“. In Berlin können viele Angestellte hingegen davon profitieren, dass ihr Arbeitgeber die Fahrtkosten gänzlich übernimmt. Für all diejenigen, die diesen Luxus nicht haben, mich eingeschlossen, ist selbst zahlen angesagt. Die nächste Gelegenheit für die Monolith-Karte, ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis zu stellen.

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Es ist früh morgens und ich stehe an der Haltestelle Hermannstraße in Berlin-Neukölln. Der innere Schweinehund in mir betet, dass dies Monolith-Karte dieses Mal versagt, aber stattdessen leistet sie mir (leider) auch hier treue Dienste.

So kann ich die Karte entweder mit der App der BVG verbinden, um mein Ticket zu kaufen, oder einfach am Automaten eines ziehen. Meine Belohnung ist ein vollbeladener Bahnabteil, den ich nur ungern gegen mein warmes Bett tausche, indem ich noch vor ein paar Minuten gelegen hatte.

Ich darf mich jetzt eng zwischen meine Mitmenschen quetschen, auch Kryptowährungen machen es möglich. Wie in einer viel zu kleinen Sardinenbüchse lassen wir uns gemeinsam in Richtung Stadtmitte transportieren. Die beklemmende Enge und die Körperhygiene einiger meiner Mitfahrer sorgen bei mir für Unwohlsein, aber das geht irgendwann vorbei. Für alle, die so gerne Bahn fahren wie ich, lasst euch gesagt sein, dass die Monolith-Karte euch nicht im Stich lassen wird.

In einer Stadt wie Berlin gibt es aber auch umweltfreundlichere Fortbewegungsmethoden, die zum Glück weniger überfüllt sind. Wenn es einem nichts ausmacht, selbst in die Pedale zu treten, kann man einen der vielen Fahrradverleihe nutzen, um zumindest auf kurze Strecken von A nach B zu kommen. Dies ist mit der Monolith-Karte ebenfalls möglich, denn nachdem man diese mit der App des jeweiligen Anbieters verbunden hat, kann problemlos gezahlt werden.

Benutzerfreundlichkeit: 5 von 5 Sternen

Geschwindigkeit: 5 von 5 Sternen

Kosten/Gebühren: Keine

Onlinebestellungen

Für viele Krypto-Fans ist Zeit Geld, denn jeden Moment könnte sich die nächste gute Kaufgelegenheit ergeben, um einen Trade zu machen. Wenn man also mal an seinen Computer gefesselt ist oder einfach keine Lust hat, im Winter die warme Wohnung zu verlassen, dann sind Onlinebestellungen die perfekte Antwort.

Meine Wahl fällt letztendlich auf Nini e Pettirosso, wo es angeblich die beste Pizza in ganz Berlin gibt. Nur wenig später hat sich mein Krypto-Guthaben dann auch erfolgreich in einen wunderbaren Mix aus Teig, Mozzarella, Salami und Knoblauch verwandelt.

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Ich konnte die Karte auch problemlos für andere Onlinezahlungen nutzen. So habe ich mir zum Beispiel Tickets für einen kleinen charmanten Comedy Club in Neukölln bestellt. Die Zahlungsabwicklung lief genauso unkompliziert wie mit einer normalen Kreditkarte.

Als ich dann im Comedy Club an der Bar saß, war ich erstaunt, dass hier Kartenzahlungen möglich waren. Die einzige negative Auswirkung, den die Monolith-Karte an diesem Abend hatte, war auf mein Konto.

Benutzerfreundlichkeit: 5 von 5 Sternen

Geschwindigkeit: 5 von 5 Sternen

Kosten/Gebühren: Keine

5-Sterne, aber nicht deluxe

Nach sieben Tagen als Krypto-Cyberpunk fühlte ich mich in der Zukunft angekommen. Die Monolith-Karte öffnete mir in Berlin tatsächlich einige Türen, weshalb ich am Ende traurig war, dass dieses Experiment zu Ende gehen musste. Insgesamt hat die Karte einen guten Job gemacht.

Für ein Unternehmen, das seine Karte als „Technologie von einem anderen Stern“ vermarktet, sollte aber zumindest das kontaktlose Zahlen optimiert werden. Gebühren fielen kaum welche an und wenn, dann waren diese meist niedrig. Momentan kann die Karte noch nicht mit einem Bankkonto verknüpft werden, weshalb es nicht möglich ist, damit normale Überweisungen zu tätigen. Leute, die nach einer All-in-One Lösung suchen, finden hier also nicht die passende Antwort.

Es gibt andere Anbieter, die das ermöglichen, allen voran Wirex und Revolut sind hier zu nennen, da diese jeweils Bankdienstleitungen in Euro und Britischen Pfund anbieten. Für Europäer, die sich möglichst wenig Einschränkungen bei der Nutzung ihrer Krypto-Vermögen wünschen, sind dies also vielleicht die besseren Alternativen.  

Ich werde die Monolith-Karte selbst wohl weiterhin benutzen. Nachdem ich mich wenigstens für ein paar Tage wie ein Krypto-Revolutionär fühlen durfte, bin ich total infiziert. Die Karte ist vielleicht nicht besser als ein paar andere, die ich in meiner Geldbörse habe, aber die nächste Gelegenheit, bei der ich sie einsetzen kann, kommt bestimmt. Schon bald wird das altbackene Finanzsystem wieder meinen Zorn zu spüren bekommen. Die Monolith-Karte kann vielleicht nicht Wasser in Wein verwandeln, aber immerhin kann sie ETH in einen Pinot Noir eintauschen.

 

Die hier geäußerte Meinung ist lediglich die des Autors. Cointelegraph wirbt in keiner Weise für das vorgestellte Produkt.

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