Das Schweizer Pilotprojekt Quartierstrom zum Test des dezentralen Solarstrom-Handels mit Hilfe von Blockchain-Technologie ist erfolgreich beendet worden. Dies gaben die Verantwortlichen am 6. Februar per Pressemitteilung bekannt.
Positive Bilanz nach einem Jahr
Nach einer einjährigen Feldphase in der Gemeinde Walenstadt zieht das Quartierstrom-Projekt eine positive Bilanz. 37 Haushalte konnten über das letzte Jahr ihren selbst produzierten Solarstrom über ein Blockchain-Portal in der Nachbarschaft handeln und Kauf und Verkauf direkt untereinander abwickeln.
Preise für Kauf und Verkauf des Stroms wurden von den Beteiligten dabei selbst festgelegt. Der lokale Energieversorger stellte zur Verteilung sein Netz zur Verfügung, kaufte überschüssigen Strom ab und versorgte bei Bedarf die Test-Gemeinschaft mit konventionellem Strom. Zu den Ergebnissen des Blockchain-Stromhandels auf Nachfrage und Preisentwicklung schreibt Quartierstrom:
“Dank des lokalen Strommarkts stieg der Eigenverbrauch der Gemeinschaft als Ganzes auf rund 60%, was fast einer Verdoppelung entspricht. Zu 33% versorgten sich die 37 Haushalte selbst mit Solarstrom, ohne Zutun vom lokalen Energieversorger.“
Zum Vergleich verschiedener Marktmodelle wurde innerhalb der Feldphase auch zeitweise ein automatischer Preismechanismus getestet, der von einer knappen Mehrheit der Beteiligten bevorzugt wurde.
Quartierstrom hatte nach eigener Aussage mit Hardware-Problemen zu kämpfen. Die zur Verteilung des Stroms genutzte Blockchain-Software habe allerdings “sehr zuverlässig funktioniert”. Quartierstrom schreibt dazu:
“Während die Software sehr zuverlässig funktionierte, hatte das Projektteam immer mal wieder mit Ausfällen bei der Hardware zu kämpfen. Weil keine Smart Meter mit Anwendungsprozessor auf dem Markt erhältlich waren, musste das Projektteam auf einen Raspberry PI umsteigen. [...] Für ein Projekt wie Quartierstrom wären Smart Meter mit einem integrierten Anwendungsprozessor notwendig, auf dem unterschiedliche Software-Tools laufen können.”
Folgeprojekt und ähnliche Inititativen
Nach dem Ende der Projektphase startete Quartierstrom ohne Unterbrechung nahtlos ein Folgeprojekt auf Basis einer automatischen Preisfestlegung. Die Handelsplattform soll durch das Spin-off “Exnaton” zu einem marktfähigen Produkt weiterentwickelt werden.
Pilotprojekte für den Blockchain-Stromhandel gibt es mittlerweile auch in Deutschland und Österreich. Stromdao testet in Tübingen und Eberbach ein Blockchain-Verfahren zur variablen Stromabrechnung. In einem in der österreichischen Steiermark laufenden Test können lokale Energiegemeinschaften den eigenen Solarstrom über ein Blockchain-System untereinander handeln.
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