BnkToTheFuture, der Hauptinvestor von Celsius, und der Mitbegründer Simon Dixon haben angeboten, das Netzwerk mittels ähnlicher "Finanzinnovationen" zu unterstützen, die auch schon 2016 verwendet wurden, um die Kryptowährungsbörse Bitfinex vor der Liquidation zu retten.

Dixon hat am Samstag zwar keine konkreten Details zu dem Wiederherstellungsplan genannt, der dem Celsius-Vorstand und CEO Alex Maschinski vorgeschlagen wurde, erklärte aber, der Plan sehe ähnlich aus, wie damals bei Bitfinex nach dem Hackangriff im August 2016. Die Situation bei Bitfinex habe innerhalb von neun Monaten gelöst werden können:

"Ich glaube, das traditionelle Finanzwesen wird keine zeitnahe Lösung für Celsius haben, wie wir schon bei der Situation um Mt. Gox gesehen haben. Diese ist zehn Jahre später immer noch ungelöst. Ich glaube, dass das nur durch Finanzinnovationen gelöst werden kann, wie wir es mit Bitfinex getan haben. Hier wurde das Problem innerhalb von neun Monaten gelöst und hat für die Einleger sehr gut funktioniert."

Dixon merkte an, als Aktionär und Kreditgeber von Celsius und aufgrund der "kurzfristigen systemischen Auswirkungen auf diejenigen, die Bitcoin besitzen", sei er "sehr daran interessiert, Celsius mit einem Wiederherstellungsplan zu unterstützen". 

"Ich kann solche Lösungen anbieten, weil wir die Erfahrung, die Lizenzen und die Technologie dazu haben", erklärte er.

BnkToTheFuture ist eine globale Online-Investitionsplattform, mit der Anleger in Finanztechnologieunternehmen, Fonds und andere neue alternative Finanzprodukte investieren können. Die Plattform verfügt über ein Netzwerk von über 85.000 qualifizierten Investoren. Im Juni 2020 lancierte Celsius ein Aktienangebot über die Investitionsplattform und konnte 20,46 Millionen US-Dollar von 1039 Investoren aufbringen.

Die Bitfinex-Lösung

Diese Pläne für Celsius sind von den Lösungen seines Unternehmens vom August 2016 inspiriert, nachdem Bitfinex bekannt gegeben hatte, dass die Börse bei einem Hackerangriff rund 120.000 Bitcoin (BTC) verloren hatte. Damals entsprach das rund 72 Millionen US-Dollar.

Anstatt ein Liquidationsverfahren einzuleiten, entwickelte Bitfinex einen innovativen Wiederherstellungsplan, der "Rückzahlungsversprechen" in Form von BFX-Tokens an die Kunden umfasste, die dem Wert des durch den Hack verlorenen Geldes entsprachen.

Diese Token konnte man auf dem Markt handeln oder für eine spätere Rückzahlung von 1,00 US-Dollar pro Token halten. So konnten Kunden auf die Erholung des Unternehmens spekulieren.

BnkToTheFuture ergänzte die Lösung bei einer Zusammenarbeit mit Bitfinex und bot Kunden die Möglichkeit, ihre BFX-Token in Aktien des Unternehmens umzuwandeln.

Etwa sieben Monate später meldete BnkToTheFuture, dass der Plan funktionierte und die Opfer durch die verschiedenen Maßnahmen zwischen 75 Prozent und 100 Prozent ihres Geldes zurückerhielten.

"Im Jahr 2016 brauchte Bitfinex einen Plan, um sich von dem Hackerangriff zu erholen. Das von mir mitgegründete Unternehmen BnkToTheFuture.com unterstützte die Börse und stellte eine Wiederherstellung auf die Beine, die Wertpapier-Token, Schulden und Eigenkapital umfasste und den Anlegern eine sehr hohe Rendite für das hohe Risiko bot, das sie eingingen."

Dixon hat sich nicht dazu geäußert, ob sein Wiederherstellungsplan auf die gleiche Weise mit einem Token funktionieren würde. Er sagte lediglich, das Problem könne mit ähnlichen innovativen Methoden gelöst werden.

Short Squeeze wie bei Gamestop?

Es gibt jedoch auch einen inoffiziellen, von der Community geleiteten Wiederherstellungsplan, der auf Twitter unter dem Hashtag CELShortSqueeze immer weiter verbreitet wird.

Dabei sollen Leerverkäufer des Celsius-Token dazu gezwungen werden, ihre Short-Positionen zu schließen, indem der Kurs des Celsius-Token (CEL) durch massenhafte Käufe und Auszahlungen von verschiedenen Börsen absichtlich in die Höhe getrieben wird.

Leerverkäufe sind eine Anlagestrategie, bei der sich ein Anleger Aktien leiht und sie sofort verkauft, um sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen und die Differenz als Gewinn einzustreichen. Anleger können so vom Rückgang einer Aktie oder eines Vermögenswerts profitieren. 

Zu einem Short Squeeze kommt es, wenn ein leerverkaufter Vermögenswert stattdessen im Wert steigt, so dass Leerverkäufer gezwungen sind, die verkauften Aktien zurückzukaufen, um ihre Verluste zu begrenzen. Der Rückkauf von Aktien bei steigenden Kursen kann jedoch zu weiteren Kurssteigerungen führen, wodurch Leerverkäufer weiter aus dem Markt gedrängt werden.

Die gleiche Strategie haben Nutzer des Subreddits r/wallstreetbets im Januar 2021 genutzt. Sie haben die Aktien des amerikanischen Videospielhändlers GameStop Corp. aufgekauft und damals Höchststände von fast 500 US-Dollar pro Aktie erreicht. Damit ist die Aktie in einem Monat um das 25-fache gestiegen.

Celsius geriet Anfang des Monats in die Schlagzeilen, nachdem der bekannte Krypto-Kreditgeber aufgrund "extremer Marktbedingungen" die Auszahlungen aussetzte.

Durch die Aussetzung der Auszahlungen kommen Kunden nicht mehr an ihr Geld und viele befürchten, dass sie ihr Geld auf der Plattform nie wieder sehen, wenn die Plattform Insolvenz anmeldet.

Am Montag veröffentlichte Celsius eine Erklärung, in der es heißt, das Ziel des Unternehmens sei weiterhin die Stabilisierung der Liquidität und der Geschäftstätigkeit:

"Seit einer Woche haben wir Auszahlungen, Swaps und Überweisungen pausiert. Wir wollen unserer Community mitteilen, dass unser Ziel weiterhin die Stabilisierung unserer Liquidität und unserer Geschäftstätigkeit ist. Für diesen Prozess brauchen wir Zeit."

Die Plattform erklärte, sie wolle einen offenen Dialog mit den Regulierungsbehörden führen und werde sich weiterhin um eine Lösung bemühen. Unterdessen setzt die Plattform auch ihre Twitter Spaces und Fragerunden aus.

Der Kurs von Celsius (CEL) liegt bei Redaktionsschluss bei 0,636 US-Dollar und damit 92 Prozent unter seinem Allzeithoch.