Entwickler haben eine Chain-übergreifende Brücke zwischen der Ethereum- und Tezos-Blockchain geschaffen und damit den Kryptowährungsraum wieder ein Stück näher zusammengebracht. Mit der Einführung des Wrap-Protokolls, das von Bender Labs entwickelt wurde, können nun Ethereum-basierte ERC-20- und ERC-721-Token mit Tezos kompatibel gemacht werden. Ether (ETH)-Inhaber können so mit dem Tezos-Ökosystem interagieren.

Token-Wrapping ist eine mittlerweile beliebte Methode, um die Nutzer unterschiedlicher Blockchain-Plattformen einander näher zu bringen. Das beste Beispiel dafür sind Wrapped Bitcoin (WBTC), die eine ERC-20-Version von Bitcoin (BTC) auf der Ethereum-Blockchain sind.

Das Wrap-Protokoll "wickelt" Ethereum-Token in den Tezos FA2 Token-Standard ein. Das bedeutet, dass sie ohne technische Schwierigkeiten oder Kursunterschiede Eins-zu-Eins dargestellt und verwendet werden können.

Wie Ethereum hat auch Tezos ein eigenes dezentrales Finanz-Ökosystem. Im Gegensatz zu Ethereum, das etwa noch ein Jahr warten muss, bevor es auf einen Proof-of-Stake-Konsens umsteigt, ist das Staking bei Tezos bereits in Verwendung und bietet ETH-Besitzern eine praktische und frühe Chance, etwas passives Einkommen zu generieren.

Die Nutzer des Wrap-Protokolls beteiligen sich mit der Verwendung des WRAP-Tokens an der Steuerung. Dieser ist mit Tezos und mit Ethereum kompatibel und funktioniert sowohl auf der FA2- als auch auf der ERC-20-Infrastruktur.

Der Erfolg von Wrapped Bitcoin ist anhand der Marktkapitalisierung von 8 Mrd. US-Dollar ersichtlich. Damit wird der Wert der auf Ethereum gehosteten BTC dargestellt. Er ist derzeit der fünftgrößte Ethereum-Token hinter Tether (USDT), UNI von Uniswap, LINK von Chainlink und USD Coin (USDC). Zudem ist das Kryptowährungsprojekt insgesamt auf Platz 19. Auf dem populärsten DeFi-Protokoll von Ethereum, nämlich Uniswap, befinden sich derzeit WBTC im Wert von 200 Mio. US-Dollar.

Die vorübergehende Konvertierung von Token auf andere Blockchains ermöglicht es auch, hohe Gebühren zu vermeiden, wenn auf der ursprünglichen Chain zu hohe Transaktionskosten anfallen. Bei WBTC war das so, als die Ethereum-Gebühren noch so niedrig waren, dass sie nur einen Bruchteil der Bitcoin-Gebühren betrugen. Das ist aufgrund der wachsenden Nutzerzahl bei Ethereum und der daraus resultierenden Überlastung nun nicht mehr der Fall. Dadurch kam es zu äußerst hohen Transaktionskosten. Die durchschnittliche Gebühr stieg dabei auf über 30 US-Dollar.

Eine aktuelle Tezos-Blockchain-Statistik zeigt, dass Transaktionen im Wert von über 1 Mio. US-Dollar gegen eine Gebühr zwischen 0,01 und 0,15 US-Dollar versendet werden. Damit gibt es einen unmittelbaren Anwendungsfall für das Wrap-Protokoll. Layer-2-Protokolle, die diesen Anwendungsfall für Ethereum-Nutzer bereits erfüllen, sind hierbei eine starke Konkurrenz.

Hugo Renaudin, der CEO von Bender Labs, sagte, die programmierte Blockchain-Infrastruktur sei aufgrund ihrer Transparenz und Unveränderlichkeit günstiger als traditionelle Finanzsysteme und fügte hinzu, die Aufgabe von Bender Labs sei in seinen Augen die Schaffung einer autonomen Bank.

"Wir entwickeln Bender: eine selbstfahrende Bank für ein offenes Finanzsystem. Denn wir glauben, dass die Finanzmärkte offen, transparent und unaufhaltsam sein sollten und sich hauptsächlich auf Programmierungen und nicht auf Intermediäre stützen sollten", so Renaudin.