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Coinbase hat kürzlich ungefähr 13.000 seiner Kunden mitgeteilt, dass sie ihre Informationen an die Vereinigten Staaten weitergeben.  Coinbase hat den Betroffenen mitgeteilt, dass sie die Steueridentifikationsnummer (Sozialversicherungsnummer), den Namen, das Geburtsdatum, die Adresse und die Transaktionsdaten von 2013 bis 2015 der US-Steuerbehörde IRS bis zum 16. März 2018 zur Verfügung stellen wird.  

Was sollten Sie tun, wenn Sie einen dieser Briefe erhalten haben? Coinbase empfiehlt den Empfängern, sich an einen Steueranwalt zu wenden. Klingt gut, aber auch ziemlich langweilig.  

Wenn Ihnen danach ist, können Sie auch zuerst in Panik geraten und dann einem von mehreren "kreativen" Ansätzen folgen, um das Problem vollständig zu beseitigen. Hier ist ein praktischer Leitfaden für einige dieser schlecht durchdachten Ansätze, die alle auf aktuellen Steuerverfahren des Justizministeriums (DOJ) basieren:

  • Übertragen Sie Vermögenswerte und finanzielle Konten auf einen Verwandten oder Freund, damit die IRS an diese nicht herankommt. Das hat der Zahnärztin Andrea Polk aus Tennessee erfolglos versucht, nachdem ihr umgerechnet etwa 130.000 Euro Lohnsteuer und 93.000 Euro Einkommenssteuer berechnet wurden. Was ein einfacher Fall mit der IRS-Einzugsbehörde hätte sein können (und vielleicht sogar hätte sein sollen) ist für Frau Polk zu einer strafrechtlichen Tortur, einer dreijährigen Haftstrafe und einem Gerichtsbeschluss über eine Zahlung von über 528.000 Euro an die IRS geworden.  

  • Machen sie falsche Angaben zu Einkünften und belügen Sie IRS-Mitarbeiter. Das hat der Geschäftsmann Sergio Murillo aus Colorado versucht, wie es in der Anklage des DOJ heißt. Er hat angeblich Kunden dazu gebracht, ihm Schecks auszustellen und sie in sein persönliches Konto eingezahlt, statt in das Geschäftskonto. Dann hat er angeblich falsche Steuererklärungen eingereicht und dann auch noch die IRS-Mitarbeiter hinsichtlich der Konten belogen. Die jährlichen Beträge, bei denen weniger angegeben war, waren im Vergleich zu anderen Steuersündern relativ gering und betrugen nie mehr als umgerechnet 81.227 Euro. Man muss sich fragen, ob er mit einer Anklage hätte rechnen müssen, wenn er die Mitarbeiter nicht angelogen hätte.

  • Erstellen Sie gefälschte Dokumente für die IRS-Überprüfung. Das hat, bemerkenswerterweise, die Richterin des Finanzgerichts Diane Kroupa versucht. So lautet jedenfalls die Anklage vom DOJ. Sie und ihr Ehemann versuchten angeblich, den Mitarbeiter in die Irre zu führen, indem sie persönliche Ausgaben als Geschäftsausgaben darstellten. Wäre Richter Kraupa keine Richterin am Bundesfinanzgericht und hätten sie nicht versucht, die Prüfer in die Irre zu führen, dann wäre das vielleicht kein strafrechtlicher Fall geworden. Aber hey, einen Versuch ist es wert, oder?

Wie diese Fälle zeigen, geraten einige Steuerzahler in Panik und machen ihre (wahrscheinlich überschaubaren) IRS-Probleme nur viel, viel schlimmer. Dass man angesichts einer möglichen IRS-Untersuchung in Panik gerät, ist natürlich verständlich. Niemand möchte sich mit einem IRS-Mitarbeiter auseinandersetzen, der Fragen stellt. Vor allem dann nicht, wenn Sie in der Vergangenheit Fehler bei den Angaben gemacht haben. Aber es lohnt sich oft einen Schritt zurück zu machen, tief durchzuatmen und sorgfältig die Möglichkeiten abzuwägen.  

Es ist auch wichtig daran zu denken, dass IRS-Mitarbeiter auch nur Menschen sind. Das bedeutet nicht, dass Sie sie lieben müssen oder dass Sie zulassen sollen, dass sie so viele Steuern wie möglich einziehen. Das soll einfach heißen, dass Sie darüber nachdenken sollten, wie Sie sich den Leuten strategisch nähern können. Denn sie sind auch Menschen und man kann von ihnen bestimmte, normale menschliche Reaktionen erwarten.  

Nehmen wir an, ein IRS-Mitarbeiter hat ein paar Dutzend Falldateien, die alle eine Reihe von Kryptosteuerproblemen enthalten, sowie eine Vielzahl von Fällen, in denen sich Leute an die Regeln gehalten haben. Was meinen Sie, bei welchen Steuerzahlern diese Leute eine Strafverfolgung in Betracht ziehen werden? Denjenigen, dessen Steuererklärung die größten Anpassungen in Dollar hatte? Oder den Steuerzahler, der ihnen gegenüber unhöflich war, der sie belogen hatte und der sich dann weigerte, bei der Untersuchung zu kooperieren? Fair oder nicht, allzu oft sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen, besonders wenn die Emotionen hochkochen.  

Daher ist der Rat von Coinbase, sich von einem qualifizierten Anwalt beraten zu lassen, wahrscheinlich ein guter Anfang, wenn Sie den Brief erhalten haben (oder wenn Sie wissen, dass Sie Probleme mit der Einhaltung der Krypto-Versteuerung haben, die geklärt werden müssen). Aber darüber hinaus ist es sehr wichtig, ruhig zu bleiben und klar zu denken. Krypto-Steuerprobleme werden unweigerlich zu hohen Strafen führen und einige Leute werden strafrechtlich verfolgt werden. Bei den meisten Leuten können die Probleme jedoch sorgfältig und verantwortungsbewusst geklärt werden.  Seien Sie vorsichtig da draußen.

Die Ansichten und Interpretationen in diesem Artikel sind die des Autors und stellen nicht zwangsläufig die Ansichten von Cointelegraph dar.

 

Dashiell Shapiro ist Steuerpartner bei der Wood LLP in San Francisco, Kalifornien, und ehemaliger Steueranwalt beim DOJ.  Er konzentriert sich auf Steuerkontroversen und die Verteidigung bei Überprüfungen und beschäftigt sich auch mit internationalen Steuer-und Finanzprodukten/Kryptowährungs-Steuerplanung.

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