Kaum ein deutscher Finanzdienstleister hat vor, als Pionier in Sachen Blockchain und Kryptowährungen voran zu marschieren. Das sind die Ergebnisse einer in diesem Monat veröffentlichen PwC-Umfrage unter Führungskräften von 300 Banken, Versicherern und Vermögensverwaltern.
Die Hälfte der befragten Führungskräfte messen der Technologie keine oder geringere Relevanz zu. Jedes zweite Unternehmen ist außerdem nur wenig oder gar nicht mit der Blockchain vertraut. Im strategischen Plan bei mehr als zwei Drittel der Unternehmen spielt die Technologie keine Rolle. Außerdem investieren drei Viertel der Befragten praktisch kein Geld - also weniger als 10.000 Euro - in diese Technologie. Zusammenfassen kann man also sagen, dass die Technologie weder Teil der Zukunftspläne der Unternehmen ist, noch werden mögliche Testläufe initiiert. Lediglich drei Prozent der deutschen Finanzdienstleister setzen sie bereits ein oder wollen das zeitnah tun.
Dr. Thomas Schönfeld, PwC-Direktor in Deutschland, erklärt die Ergebnisse so:
„Bei der Blockchain klafft eine merkliche Lücke zwischen dem öffentlichen Hype und der Frage, wie weit die Finanzdienstleister tatsächlich schon mit den Plänen für eine reale Anwendung sind”.
Aber die Blockchain wird in 10 Jahren die Finanzindustrie verändern - besonders in solchen Fragen wie Verbesserung der Informationssicherheit und der Erkennung von Betrug. Das räumt jedes dritte Unternehmen ein. In der Praxis wollen allerdings nur zwei Prozent der Befragten als Erste die Technologie produktiv einsetzen. Knapp der Hälfte aller befragten Manager reicht es, wenn sie die Blockchain zur gleichen Zeit einführen, wie die wichtigsten Wettbewerber.
Gegenüber Kryptowährungen sind Finanzdienstleister ebenfalls skeptisch. Nur zwei Prozent der befragten Manager geben an, dass ihr Unternehmen sich bereits mit Kryptowährungen beschäftigt. Die große Mehrheit will die Finger davon lassen.
Dr. Thomas Schönfeld ist allerdings überzeugt, dass Unternehmen schon jetzt in das Thema Blockchain einsteigen sollen:
“Die Blockchain wird die Finanzindustrie verändern - daran kann es wenig Zweifel geben. Insofern sind die Unternehmen gefordert, allmählich die strategischen Weichen für das Blockchain-Zeitalter zu stellen. Wer in fünf oder zehn Jahren dabei sein möchte, der muss jetzt beginnen, seine strategischen Ziele zu formulieren.“
Dass deutsche Unternehmen beim Einsatz der Blockchain-Technologie noch zurückhaltend sind, berichtete auch der Branchenverband Bitkom in einer Umfrage im Februar dieses Jahres. Fast jedes zweite Unternehmen gab an, bei der Nutzung der Blockchain zu den Nachzüglern zu gehören.