Eine vom Gründer des Blockchain-Startups Savedroid zu PR-Zwecken vorgetäuschte Betrugsaktion könnte ein juristisches Nachspiel haben. Wie die Wirtschaftswoche am 19. April berichtete, hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt in dem Fall Ermittlungen aufgenommen.

Savedroid-Gründer Yassin Hankir hatte am 18. April sein Verschwinden nach Ägypten vorgetäuscht und zunächst für Panik unter den Savedroid-Anlegern geschürt, die bei einem Initial Coin Offering (ICO) vor ein paar Wochen eingenommenen 50 Millionen US-Dollar veruntreut zu haben.

In einem mehrdeutigen Tweet hatte Hankir ein Foto von sich an einem Flughafen und eines von einem Strand in Ägypten gepostet.

Parallel dazu war die Webseite von Savedroid zwischenzeitlich nicht mehr erreichbar gewesen und Besucher hatten stattdessen das folgende Bild mit der Botschaft "And it is gone"  ("Und es ist weg") zu sehen bekommen.

Da sich die von Savedroid gestellten Admins in der offiziellen Savedroid ICO Telegram-Gruppe ebenfalls aus dem Kanal verabschiedet hatten, schlug das Thema in den sozialen Netzwerken schnell hohe Wellen. Immerhin zählt die Telegram-Gruppe aktuell mehr als 51.000 Mitglieder. Ein auf YouTube veröffentlichtes Video angeblich verlassener Savedroid-Büroräume sollte wohl den letzten Zweifler davon überzeugen, dass sich die Verantwortlichen des Krypto-Startups mit dem Geld seiner Anleger auf und davon gemacht hatten.

Am heutigen Donnerstag kam dann das große Aufatmen. Savedroid-Gründer Yassin Hankir meldete sich auf der inzwischen wieder online gestellten Webseite des Startups mit dem folgenden Video zu Wort, in dem er die Vorgänge als PR-Aktion auflöste. Nach seiner Aussage habe Savedroid mit der Aktion auf Missstände in der Krypto- und ICO-Szene aufmerksam machen wollen.

Hankir spricht in seinem Statement von einer "drastischen Kampagne". Er habe mit dem fingierten Betrug aufzeigen wollen, wie einfach es aktuell sei, das Geld einer ICO zu veruntreuen. In der Krypto-Szene habe es deshalb schon viele Betrugsfälle gegeben und eine Regulierung deshalb fällig, die das Vertrauen wieder zurückbringe.

Wie aus dem Video hervorgeht, will Savedroid mit der ganzen Aktion aber auch einen neuen Service bewerben. Das Startup wolle künftig "ICO-Advice" bieten, bei der Startups lernen könnten, wie man mit Hilfe eines ICO Geld einsammeln kann.

Der vorgetäuschte Betrug könnte für Hankir jetzt allerdings ein Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft prüft laut Wirtschaftswoche aktuell ein Ermittlungsverfahren. Hankir hat nach Aussage des Wirtschaftsmagazins inzwischen ebenfalls bestätigt, dass bereits eine polizeiliche Prüfung stattgefunden habe. Er sehe allerdings keinen Anlass für Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft.

Dies könnte die Staatsanwaltschaft und vor allem die Krypto-Szene jedoch komplett anders sehen. Bislang fällt das Medienecho zu der PR-Aktion äußerst schlecht aus. Frank Schmiechen, Chefredakteur vom Portal Gründerszene, kritisiert das Verhalten von Hankir als großen Fehler, der sowohl Savedroid, als auch der restlichen Krypto-Community schweren Schaden zufügt.

"Das zarte Pflänzchen, das gerade rund um die Krypto- und ICO-Szene entsteht, wird mit so einer verbrämten Werbeaktion auf eine harte Probe gestellt. Es fügt dem Wahnsinn, der dort gerade passiert, ein weiteres unschönes Kapitel hinzu. Das trägt in keinem Fall dazu bei, dass eine gesunde Entwicklung entsteht", schreibt Schmiechen.

Im Vergleich zu wirklichen ICO-Betrugsfällen ging die Savedroid-Aktion für die Anleger glücklicherweise glimpflich aus. Wie die Häufung solcher Vorfälle gerade im letzten halben Jahr zeigt, könnte Schmiechen richtig liegen. Die Krypto-Szene ist derzeit sehr verunsichert. Sein Geld unernsthaften Spaßvögeln anvertrauen, will sicherlich kein Anleger.

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