Nach einer Reihe von Schlagzeilen darüber, dass die Präsidentschaftswahl in Sierra Leone am 7. März die erste Blockchain-basierte Wahl durch Unterstützung der Wahl-Technologiefirma Agora war, hat die Regierung von Sierra Leone offiziell eine Verwendung von Blockchain bei der Ermittlung der Wahlergebnisse durch die Nationale Wahlkommission (NEC) dementiert.

Als Reaktion auf Vorwürfe, die Öffentlichkeit über ihre Rolle bei der Wahl absichtlich irregeführt zu haben, veröffentlichte Agora am 19. März ebenfalls eine offizielle Stellungnahme über Medium. In der Erklärung heißt es, dass die offizielle Rolle des Unternehmens bei den Wahlen die eines internationalen Beobachters war. Es wurden dabei auch vorherige Aussagen hervorgehoben, laut denen sie niemals behaupteten, offizielle Wahlergebnisse in ihrem Blockchain-Versuch für Wahlen zu ermitteln.

Laut dem Medium-Post wurde Agora von der NEC berechtigt, 280 Wahllokale im Westbezirk von Sierra Leone abzudecken. Dabei gab es auch einen "teilweisen Einsatz der Technologie bei der Wahl".

Der Prozess der Aufzeichnung der Wahlstimmen der Bürger von Sierra Leone lief wie folgt ab: Die Wähler warfen ihre Papierstimmzettel in Wahlurnen, die dann vor den Wahlbeobachtern für die Auszählung geleert wurden. Agora hat währenddessen "jeden Stimmzettel mit einem digitalen Gerät manuell auf unserer Blockchain festgehalten". Agora hatte keine weiteren Aufgaben, nachdem die Wahlurnen in das regionale NEC-Auszählungszentrum gebracht wurden.

Diskrepanzen zwischen den Ergebnissen der NEC und Agora, die von der französischen Nachrichtenagentur RFI bemerkt wurden, wurden verschiedenen System zugeschrieben. Diese unterschieden sich in der Betrachtung, welche Stimmen als ungültig gelten, heißt es in Agoras Medium-Post.

Agora beschreibt auch eine "gezielte Kampagne" gegen das Unternehmen durch eine Organisation namens Sierra Leone Open Election Data Platform (SLOEDP). Laut Agora hat sich die SLOEDP an Journalisten gewandt und Blogposts geschrieben, die "unsere Beteiligung an der Wahl angriff", vielleicht aufgrund der Überschneidung der Technologien der beiden Organisationen.

Morris Marah, der Gründer des Sensi Tech Hub in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, sagte gegenüber der lokalen Nachrichtenagentur RFI, dass das, "was mir Sorgen bereitet, ist der Hype, der auf ihre Taten folgte":

"Was diese Jungs von Agora sagen, ist großartig. Aber sie haben das nicht wirklich getestet, weil eigentlich nur eine Papierkarte der Ergebnisse genommen haben und sie in ihr System eingetragen haben. Das machen alle anderen auch, das ist nichts Neues."

Agora beendete ihren Medium-Post mit einer Einladung zur zukünftigen Zusammenarbeit mit der SLOEDP:

"Sensationsschlagzeilen sind zu einer "normalen" Sache im Internet geworden. Und wir sind uns einig, dass sowohl die Unternehmen als auch die Medien die Verantwortung dafür tragen, dass über Ereignisse korrekt berichtet wird. Das war Agoras erstes großes Medienereignis, und wir schaffen aktuell interne Richtlinien, um dieses Ziel in Zukunft weiter zu verfolgen. Wir laden SLOEDP ein, sich Agora dabei anzuschließen, einen positiven und ehrlichen Dialog zu führen, der zur Etablierung von digital überprüfbaren Wahlen in Sierra Leone führt."