Die Befürchtungen, dass Krypto-Stablecoins den US-Banken durch die Kannibalisierung von Bankeinlagen schaden könnten, sind laut Coinbase-Analysten unbegründet und berücksichtigen nicht die tatsächlichen Verwendungszwecke der Token.
„Die Behauptung, dass Stablecoins die Kreditvergabe der Banken zerstören werden, ignoriert die Realität“, sagte Faryar Shirzad, Policy Chief bei Coinbase, am Mittwoch dementsprechend.
„Die Nachfrage nach Stablecoins kommt größtenteils aus Ländern außerhalb der USA, wodurch die Dominanz des Dollars weltweit zunimmt, ohne dass es zu einer Konkurrenzsituation mit Ihrer lokalen Bank kommt.“
Shirzad teilte eine dahingehende Analyse, in der es heißt, dass die Argumente über die Auswirkungen von Stablecoins auf Bankeinlagen und Kreditvergabe „bekannte Bedenken aus früheren Innovationen wie Geldmarktfonds widerspiegeln. Dabei wird jedoch nicht berücksichtigt, wie und wo Stablecoins tatsächlich eingesetzt werden“.
US-Bankengruppen haben zuletzt vermehrt argumentiert, dass Stablecoins, die Zinserträge anbieten, mit Bankkonten konkurrieren und Kapitalabflüsse auslösen könnten, und haben den Kongress deshalb aufgefordert, Dienstleistungen, die Zinsen auf Stablecoins bieten, zu unterbinden.
Stablecoin-Nachfrage ist global, nicht regional
Coinbase entgegnete in dem Analysebericht nun, dass die größte Nachfrage nach Stablecoins von „internationalen Nutzern mit Interesse an Dollar-Investitionen“ und nicht von US-Verbrauchern ausgeht.
So würden Schwellenländer US-Dollar-Stablecoins zur Absicherung gegen die Abwertung ihrer Landeswährung nutzen, wobei die Token für Menschen ohne Bankkonto eine „praktische Form des Zugangs zum Dollar“ darstellen.
Die Analyse fügte hinzu, dass etwa zwei Drittel der Stablecoin-Transfers auf dezentralen Finanz- oder Blockchain-Plattformen stattfinden. „In diesem Sinne sind sie die Transaktionsinfrastruktur eines neuen Finanzwesens, das parallel zum inländischen Bankensystem, aber weitgehend außerhalb davon läuft“, so Coinbase.
„Stablecoins als Bedrohung zu betrachten, ist eine Fehleinschätzung der aktuellen Lage: Sie stärken die globale Rolle des Dollars und erschließen Wettbewerbsvorteile, die die USA nicht einschränken sollten“, betonte Shirzad.
Coinbase: Banken werden nicht kollabieren
Coinbase argumentierte weiter, dass die Befürchtungen, dass lokale Banken durch die weit verbreitete Nutzung von Stablecoins stark beeinträchtigt werden könnten, ebenfalls unbegründet seien, und erklärte, dass der typische Stablecoin-Nutzer „nicht mit dem typischen Kunden einer lokalen Bank gleichzusetzen ist“.
„Gemeinschaftsbanken und Stablecoin-Nutzer überschneiden sich kaum“, erklärte Shirzad und fügte hinzu, dass Banken „ihre Dienstleistungen mit Stablecoins verbessern könnten“.
Coinbase merkte außerdem an, dass Prognosen, wonach in den nächsten 10 Jahren Billionen von Dollar in Stablecoins fließen werden, „sorgfältig geprüft werden sollten”.
„Selbst wenn der weltweite Umlauf von Stablecoins 5 Billionen US-Dollar erreichen würde, wäre ein Großteil dieses Wertes weiterhin im Ausland gehalten oder in digitalen Abrechnungssystemen gebunden und würde nicht aus US-Giro- oder Sparkonten abgezogen werden“, so das Argument der Kryptobörse.
Coinbase stellte in diesem Kontext fest, dass die Einlagen bei Geschäftsbanken in den USA 18 Billionen US-Dollar übersteigen, und behauptete, dass die Auswirkungen von Stablecoins auf Einlagen „marginal bleiben würden, während der globale Einfluss des US-Dollars erheblich zunehmen würde“.
Mehrere Großbanken und große Finanzinstitute haben inzwischen Stablecoin-Dienste eingeführt oder prüfen derzeit entsprechende Angebote, nachdem die USA Anfang dieses Jahres den GENIUS Act verabschiedet haben, der die Tätigkeit von Stablecoin-Anbietern im Land regelt.