Nachdem das Web3 inzwischen von einem abstrakten Forschungsbereich zum heißen Thema im Mainstream und zum festen Bestandteil des Zeitgeists der 2020er geworden ist, stellt sich mehr und mehr die Frage, was eigentlich dahintersteckt. Ist der Begriff Web3 vage und schwammig, oder gibt es eine feste Definition?

Neben verwandten, bekannten Begriffen, die schon vor Jahren wieder von der Bildfläche verschwunden sind – darunter zum Beispiel das „Semantic Web“ – wird die Verwirrung noch dadurch verstärkt, dass sich viele Blockchain-Projekte inzwischen als Dezentralisierte Apps (DApps) oder als Web3-Projekte bezeichnen, was den Eindruck vermittelt, dass das Web3 schon die Gegenwart ist.

Allerdings ist dies nicht ganz richtig, denn derartige Projekte basieren noch immer größtenteils auf Komponenten des Web2 und sehen sich mit den entsprechenden Problemstellungen konfrontiert: So können zentralisierte Domains gesperrt oder gehackt werden, eine zentralisierte Datenverarbeitung ist anfällig für Zensur oder Massenüberwachung und Browsererweiterungen wie MetaMask oder Phantom können von Google jederzeit abgestellt werden, wodurch 99 % der Dapp-Nutzer von jetzt auf gleich ihren Zugang verlieren würden. Erst kürzlich wurde das DeFi-Projekt BadgerDAO durch einen Hackerangriff um 120 Mio. US-Dollar erleichtert, wobei die zentralisierte Benutzeroberfläche letztendlich die durchlässige Sicherheitslücke war. Ein trauriges Fallbeispiel für den Irrweg, den dieses „Web2.5“ einschlägt.

Das erste echte Web3

Um diesen Missstand zu korrigieren, schickt sich Point Labs an, alle Komponenten des „alten Internets“ in eine dezentralisierte Struktur zu übertragen. Statt an den alten Zöpfen des Web2 festzuhalten, steht das zugehörige Netzwerk namens Point Network deshalb völlig frei vom alten Internet auf eigenen Beinen, wie es bei Blockchain-Netzwerken eigentlich ohnehin der Fall ist. Dementsprechend ist der Begriff Web3 hier auch wirklich zutreffend.

Die Architektur des Point Network besteht aus dezentralisierten Domains – mit der Endung Dot Point (.point) – die auf Blockchains angesiedelt sind, die ihre Daten dezentral über Arweave speichern, dezentralisierte Identitäten zum Einsatz bringen und noch andere Tools zum Einsatz bringen, die die Brücke zwischen dem Web2.5 und dem tatsächlichen Web3 schlagen.

Wenn ein Nutzer den zugehörigen Point Browser öffnet, wird keinerlei Verbindung zu Facebook, Google oder einer anderen IP-Adresse aus dem alten Internet aufgebaut. Wenn trotzdem ein Web2-Link geöffnet werden soll, wird dieser stattdessen auf einen normalen Browser umgeleitet. Das Point Network zwingt die Entwickler mehr oder weniger dazu, wahrhaft dezentralisierte Komponenten in ihre DApps zu verbauen, um diese gegen Zensur zu schützen, Datenschutz zu garantieren und für mehr Sicherheit zu sorgen.

Die Roadmap zum Web3

Die wahrhafte Definition des Web3 würden die Gründer des Netzwerks wie folgt formulieren: Ein lange bestehender Traum von Technikfans, die sich ein vollständig dezentralisiertes Internet wünschen, das frei von Zensur und Massenüberwachung ist, das den unmittelbaren Besitz der eigenen Daten und direkten Zugang zu einem Publikum ermöglicht, ohne dass große Techkonzerne sich ihren Teil vom Kuchen abschneiden und eine kontrollierende Diktatur ausleben. Doch wie weit entfernt ist diese Realität noch?

Point Labs hat vor einem Jahr einen ersten Prototypen an den Start gebracht, wobei die Entwicklung als Bootstrap komplett selbst finanziert wurde. Im Oktober 2021 wurde auf dem Solana Ignition Hackathon dann eine erste Alphaversion vorgestellt, wobei sich das Projekt immerhin in der Liste der Honorary Mentions platzieren konnte, was folglich sogar zu Finanzierungsrunden mit Wagniskapitalgebern und Investmentfirmen wie Arweave, PetRock Capital and Solar Eco Fund, Sino Global Capital und FTX Ventures geführt hat. Durch diese Geldgeber konnte nun eine zweite Alphaversion auf die Beine gestellt werden, die einen größeren Funktionsumfang und mehr Benutzerfreundlichkeit bietet.

In dieser Woche hat Point Labs nun die weitere Roadmap vorgestellt, die keine Ansammlung hübscher Grafiken auf einer Landing-Page ist, sondern im Stile von Trello unter roadmap.pointnetwork.io einen klaren Überblick über die „Roadmap to Web3“ gibt, die ständig aktualisiert wird. Dabei ist die Roadmap in zwei verschiedene Bereiche eingeteilt. Einerseits die Main Zone, in der die benötigte Infrastruktur verzeichnet ist, die es für das dezentralisierte Internet braucht, und die schon nahezu fertiggestellt ist, und andererseits die DApp Zone, in der verschiedene Anwendungsbereiche und mögliche DApps aufgeführt sind, die umgesetzt werden können, sobald die Main Zone betriebsbereit ist.

Die Megarunde

Weil es für ein einziges Unternehmen schwierig ist, Dutzende von DApps zu entwickeln, um alleine ein vollumfängliches Web3 auf die Beine zu stellen, sehen die weiteren Pläne eine letzte große Finanzierungsrunde namens Megaround vor, ehe im Mai der Startschuss für die Inbetriebnahme folgen soll. Die Megarunde könnte unter anderem dabei helfen, Fördergelder für interessierte Entwicklerteams einzusammeln und Unternehmensgründer anzuregen, Apps auf dem Web3 von Point Network zu bauen. Das Mainnet soll dann spätestens am 1. Juni in einer Betaversion seine Pforten öffnen.

Je mehr das Interesse am Web3 wächst, desto größer wird der Konkurrenzkampf um die Vormachtstellung als Goldstandard des neuen Internets sein. Wird das Point Network in diesem Wettbewerb eine wichtige Rolle spielen? In wenigen Monaten werden wir es herausfinden.

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