Am gestrigen 7. November haben mehrere Nachrichtenagenturen nach vier langen Tagen des Stimmenzählens Joe Biden, den Kandidaten der Demokratischen Partei, zum Wahlsieger und damit zum Präsidenten der USA ausgerufen.

Die Ungewissheit über den Wahlausgang ist vorbei, weshalb sich die Krypto-Analysten nun mit den möglichen Auswirkungen einer Biden-Präsidentschaft auf die Branche und auf den Bitcoin-Kurs auseinandersetzen können. Die drei entscheidenden Wirkungskräfte, die dabei zunächst vermutet werden können, sind neue Hilfszahlungen für die Wirtschaft, ein stärker werdender US-Dollar und ein Wiedererstarken der Aktienmärkte.

Bitcoin-Kursdiagramm. Quelle: TradingView.com

Hilfspakete könnten auch Bitcoin helfen

Vor der Wahl hatte der amtierende Präsident Donald Trump angekündigt, dass er Gespräche über weitere Hilfspakete für die Wirtschaft erst nach der Wahl führen wolle. Dementsprechend kamen Demokraten und Republikaner vorher nicht mehr auf einen Nenner.

Der Sieg von Biden erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es noch vor Ende des Jahres ein neues Hilfspaket geben könnte. Der amerikanische Kongress hatte bereits im Oktober Finanzspritzen in Höhe von 2,2 Bio. US-Dollar vorgeschlagen, die vom Senat, in dem die Republikaner die Mehrheit haben, jedoch abgelehnt wurden.

Neue Corona-Hilfszahlungen könnten sich auch auf Bitcoin positiv auswirken, denn damit würde sich für viele Haushalte und Unternehmen in den USA die finanzielle Lage etwas entspannen. Wenn die US-Wirtschaft erfolgreich angekurbelt wird, erhöht sich wiederum die Bereitschaft der Anleger in spekulative Anlageprodukte wie die marktführende Kryptowährung zu investieren.

Die Wahrnehmung von Bitcoin ändert sich dabei immer mehr vom spekulativen Investitionsprodukt zum Absicherungsmittel gegen Inflation. Nichtsdestotrotz bewegt sich der Bitcoin-Kurs oftmals noch im Gleichschritt mit den Aktienmärkten, also selbst falls das Interesse an spekulativen Anlageprodukten nicht gleich wieder zurückkehrt, könnte ein Aufschwung der Wirtschaft auch den Krypto-Marktführer befeuern.

Starker US-Dollar wäre schlecht für BTC

Wenn die Biden-Regierung tatsächlich neue Hilfspakete verabschieden sollten, wird dies wahrscheinlich auch den US-Dollar stärken. Als die Europäische Union (EU) ihrerseits Hilfszahlungen veranlasst hatte, hat dies den Euro beflügelt, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass es sich beim US-Dollar ähnlich verhalten wird.

Der US-Dollar schwächelt im Vergleich mit den Reservewährungen seit März. Dies war zum Vorteil von Wertaufbewahrungsmitteln wie Gold und Bitcoin, die im Währungspaar mit dem US-Dollar gehandelt werden und von dessen Schwäche profitieren konnten.

Sollten die etwaigen Hilfszahlungen also die Wirtschaft ankurbeln und die Investitionsbereitschaft der Anleger stärken, würde dies zunächst wohl einen positiven Effekt auf Bitcoin haben, allerdings würde ein wiedererstarkter US-Dollar langfristig Verkaufsdruck auf die Kryptowährung ausüben.

Aktienmärkte könnten Bitcoin mitziehen

Die Analysten gehen davon aus, dass sich der Aktienmarkt nach Bestätigung des Wahlergebnisses immer mehr erholen wird.

Obwohl viele Analysten befürchten, dass Biden die Steuern erhöhen wird, was wiederum einen Abschwung der Aktienmärkte verursachen könnte, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zunächst einen deutlichen Aufschwung geben wird.

Im August und September waren die Aktienmärkte zunehmend abgerutscht, als klar wurde, dass die bevorstehende Wahl härter umkämpft sein würde als angenommen. Es ist unwahrscheinlich, dass der eigentliche Ausgang der entscheidende Faktor für diese Talfahrt war, vielmehr war es wohl die Befürchtung, dass nach der Wahl längere Zeit keine Klarheit herrschen könnte, die die Anleger verschreckt hat.

Nachdem der politische Zweikampf nun vorbei ist, wird sich auch die Unsicherheit wieder verflüchtigen, was dem Aktienmarkt und spekulativen Assets wie Bitcoin Auftrieb geben könnte.

Bezüglich der Regulierung von Kryptowährungen erwartet Jake Chervinsky vom Krypto-Unternehmen Compound Finance nicht, dass es unmittelbare Auswirkungen gibt, da Biden in diese Richtung nicht wirklich Stellung bezogen hat:

„Der neue Präsident Biden hat öffentlich noch keine politische Haltung zu Kryptowährungen kommuniziert. Für den Moment ist das Thema noch zu unbedeutend, dass er sich damit befasst. Die nächsten vier Jahre Krypto-Regulierung hängen also davon ab, wen er für die zuständigen Posten benennt. Warten wir es ab.“

Während die Medien Joe Biden bereits zum Sieger gekürt haben, hat Donald Trump noch den ein oder anderen Trumpf auf der Hand, der den offiziellen Wahlausgang noch weiter verzögern könnte.

Falls dies geschehen sollte, kehrt womöglich wieder die Unsicherheit zurück, was die Wirkung der oben genannte Effekte auf unbestimmte Zeit verschieben würde.