Die Bank von England (BoE) schlägt ein Versuchsprogramm vor, bei dem ihr Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem (RTGS) und digitale Zentralbankwährung (wCBDC) verwendet werden, um deren Abwicklungskapazität und Interoperabilität zu beurteilen. Das kündigte die Zentralbank in einem Diskussionspapier an.

Die BoE versprach, die neue Versuchsreihe innerhalb der nächsten sechs Monate durchzuführen. In den Experimenten wird die CBDC-Abwicklung im Wesentlichen im Vergleich zur Synchronisierung von Nicht-CBDC-Zentralbankgeld untersucht, wie sie im Projekt Meridian erprobt wird. Ein Synchronisationsnetzwerk lässt sich in bestehende RTGS-Systeme integrieren.

DLT überhaupt nötigt?

Sowohl CBDC- als auch Synchronisationsansätze können von der Distributed-Ledger-Technologie abhängen. Die BoE zeigt sich da eher zurückhaltend:

"Das Ausmaß, in dem sich programmierbare Plattformen auf unsere geld- und finanzpolitischen Stabilitätsziele auswirken könnten, hängt letztlich davon ab, wie wahrscheinlich es ist, dass die Finanzmärkte diese Technologien in großem Umfang akzeptieren. Nach derzeitiger Einschätzung der Bank ist die Wahrscheinlichkeit dafür weiterhin ungewiss."

"Noch nicht bekannte DLT-Anwendungsfälle könnten die Akzeptanz ebenfalls beeinträchtigen, so dass wir uns vor einem 'Versagen der Vorstellungskraft' hüten müssen", heißt es in dem Papier weiter.

Quelle: Bank of England Press Office

Die BoE überarbeitet ihr derzeitiges RTGS-System namens CHAPS und erwartet die Einführung der neuen Version "in den nächsten Monaten". CHAPS ist Anfang Juli zusammengebrochen.

Viele Testanwendungsfälle

Der BoE erläuterte fünf Experimente. Drei davon würden Transaktionen mit Wertpapieren testen, bei denen die Lieferung von Vermögenswerten von der Übertragung von Geldmitteln abhängt. Diese Experimente würden an Komplexität zunehmen und auf den Ergebnissen des Projekts Meridian aufbauen.

Vorgeschlagen wird ein Experiment mit Devisentransaktionen, bei denen die Abwicklung vom Vorhandensein von Zahlungen in beiden Währungen abhängt. Die BoE testet bereits PvP-Transaktionen mit einem Synchronisationsnetzwerk im Rahmen der Erweiterung des Projekts Meridian. Nun schlägt die BoE vor, PvP-Transaktionen unter Verwendung des Pfund Sterling wCBDC nach dem Vorbild der Banque de France zu testen.

Schließlich möchte die BoE ein Experiment mit Vermögenswerten und mehreren Währungen auf einer einzigen Plattform durchführen. Dieses Experiment könnte im Rahmen des Projekts Agora durchgeführt werden.

Das Papier wirft auch Fragen im Hinblick auf die Gestaltung auf. Es heißt, dass bei Experimenten mit wCBDC bisher CBDC aus bereits im RTGS vorhandenen Währungen geprägt wurden, anstatt die CBDC "nativ" zu prägen. Darüber hinaus kann die Plattform, auf der die CBDC geprägt wird, von der Zentralbank oder einer dritten Partei kontrolliert werden. Im letzteren Fall wäre das System von der Belastbarkeit der Infrastruktur abhängig, die die Bank nicht kontrollieren kann.

Kommentare zum Papier sind bis zum 31. Oktober erbeten.

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