Am 3. März gab der CEO von Binance Changpeng Zhao bekannt, dass die Börse ihre Stimmen zurückgezogen habe. Das habe zu einer plötzlichen Verschiebung der Kontrolle über die Steem-Blockchain geführt.

Heute früh gerieten die führenden Börsen Binance, Huobi und Poloniex in die Kritik, weil sie mutmaßlich Kundeneinlagen mobilisiert haben sollen. Damit sollen sie zum Zwecke einer feindlichen Übernahme der populären Krypto-Blogging-Plattform Steemit abgestimmt haben.

Die firmeneigene Blockchain von Steemit namens Steem verwendet ein Proof-of-Stake-Protokoll. Dabei wird über wenige "Zeugen" abgestimmt, um sein Netzwerk zu sichern. Die Stimmen werden entsprechend der Anzahl der Token verteilt, die eine Person in ihrer Wallte hat. Die Steem-Zeugen wurden zugunsten eines einzigen Benutzers verdrängt. Dieser verwendet den Nutzernamen @dev365. Das Konto soll Justin Sun, dem Gründer von Tron, gehören.

Zhao behauptete, er sei auf ein geplantes "Upgrade/Hard-Fork" aufmerksam gemacht worden, das er unterstütze. Er kommentierte: "Projekte machen das die ganze Zeit. In der Regel unterstützen wir das nur.

Justin Sun verspricht Rückzug der Stimmen

Als Reaktion auf die Aufregung auf den sozialen Netzwerken hat auch Justin Sun behauptet, seine Stimmen zurückziehen zu wollen.

Justin Sun wies auf Twitter "irreführende Kommentare" zur Übernahme zurück. Er erklärte, "die Stimmen aller Parteien werden zurückgezogen".

"Wir hatten nie die Absicht, das Netzwerk zu übernehmen. Wir wollten die Unantastbarkeit des Privateigentums und die Interessen aller vertreten und vor böswilligen Hackern schützen."

Binance, Huobi und Poloniex mobilisieren Kundeneinlagen zur Verdrängung von Steem-Zeugen

Diese Aktion wurde von Binance, Huobi und Poloniex unterstützt. Sie haben dabei eine enorme Anzahl von STEEM-Token eingesetzt, um die vorhergehenden Zeugen zu verdrängen.

Die fünf größten Stimmberechtigten verfügten über 208.414 Stimmen und repräsentierten jeweils 4 oder 5 Wähler. Die drei nächstgrößten Stimmberechtigten verfügen über 88.000 bis 90.000 Stimmen, repräsentieren aber zwischen 9.700 und 14.000 Wähler.

Der Übernahmeversuch wurde mittels Kundeneinlagen der Börsen durchgeführt. Es gab in der Krypto-Community auf Twitter zahlreiche Berichte über Verzögerungen bei großen Tron (TRX)-Auszahlungen auf Binance.

Der Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin reagierte auf die Situation über Twitter:

"Offenbar wurde Steem DPOS von großen Börsen übernommen, die mit Kundeneinlagen abstimmen. Kann das jemand bestätigen und/oder Einzelheiten mitteilen? Das scheint der erste große Fall eines 'de facto Bestechungsangriffs' auf eine Coin-Abstimmung zu sein. Die Bestechung besteht darin, dass die Börsen den Hodlern Bequemlichkeit bieten und ihre Stimmen verwenden."

Der Kommunikationschef bei Steemit Andrew Levine ist aus Protest aus dem Projekt ausgestiegen.

Justin Sun kauft Steemit

Am 14. Februar wurde bekannt, dass Steemit nach dem Verkauf des Unternehmens an den Tron-Gründer Justin Sun von der Steem-Blockchain auf das Tron-Netzwerk migrieren würde.

Mit dem Kauf des Unternehmens kam Sun in den Besitz eines großen Vorrats an Token. Dieser macht etwa 20 Prozent des heutigen Steem-Bestandes aus. Die Token waren lange Zeit Mittelpunkt von Streitigkeiten in der Steemit-Community. Der Vorrat wurde oft als "Ninja-Mining" bezeichnet.

Der Kauf veranlasste die ehemaligen Steemit-Zeugen, einen reversiblen Soft-Fork durchzuführen. Damit sollen die Token von Sun vorübergehend eingefroren werden, damit sie bei der Abstimmung nicht verwendet werden können. 

Am 2. März kündigte das neue Steemit-Team an, dass es die Token für die Abstimmung mobilisieren würde, um "die Ordnung der Community wiederherzustellen". Der Fork wurde als "böswillig strukturiert" und als potentiell illegales Verhalten "unter der Führung einer kleinen Gruppe von Leuten" bezeichnet.