Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat in einem von BIZ-Chef Agustin Carstens mitverfassten Papier ihr bisher umfassendstes und stärkstes Argument für die Unified-Ledger-Technologie vorgelegt. Das Papier beschreibt ein "Finanzsystem für die Zukunft", das sogenannte "Finternet". Dieses würde Unified Ledger als Vehikel nutzen.

Unified Ledgers könnten eine Reihe von Problemen des derzeitigen Finanzsystems beseitigen, indem sie die Geschwindigkeit, die Einhaltung von Vorschriften und den Datenschutz im Finanzsystem verbessern, wie es in dem BIZ-Papier heißt. Unified Ledger "bringen mehrere Märkte für finanzielle Vermögenswerte als ausführbare Objekte auf gemeinsamen programmierbaren Plattformen zusammen". Diese Flexibilität biete Vorteile gegenüber digitalen Transaktionen auf anderen Plattformen:

"Selbst wenn Einzelpersonen ausgeklügelte Front-End-Schnittstellen verwenden, um vermeintlich 'digitale' Transaktionen durchzuführen, sind die Bewegungen von Geld und anderen finanziellen Vermögenswerten hinter den Kulissen oft auf die Eigentümer von isolierten proprietären Datenbanken angewiesen, um Überweisungen einzuleiten und zu verarbeiten."

Unified Ledger "vereinen alle Komponenten, die für die Abwicklung von Finanztransaktionen erforderlich sind, nämlich finanzielle Vermögenswerte, Eigentumsaufzeichnungen, Regeln für ihre Verwendung und andere relevante Informationen, an einem einzigen Ort". Dadurch können sie Probleme im Zusammenhang mit technischen Standards und Governance überwinden und Messaging-Systeme von Drittanbietern überflüssig machen.

Der BIZ schwebt jedoch nicht ein einziger einheitlicher Ledger vor. Vielmehr würden mehrere Unified Ledger untereinander und mit dem Finanzsystem jenseits des Finternets über Apps interagieren. Unified Ledger erfordern die Tokenisierung von Vermögenswerten, insbesondere von Geld, für Überweisungen mit Hilfe von Smart Contracts. Der Vorschlag sieht die Schaffung eines Tokenisierungsmanagers vor, der die regulatorischen Anforderungen überwachen würde.

Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Carstens stellte im Februar 2023 das Konzept des Unified Ledger vor. Das Thema wurde im BIZ-Jahresbericht 2023 erneut aufgegriffen. Auch das kürzlich angekündigte Project Agora nutzt Unified Ledger als Schlüsselkomponente. Die BIZ und sieben Zentralbanken arbeiten an diesem Projekt, das eine digitale Zentralbankwährung und tokenisierte Geldtransfers vorsieht.

Die Idee wurde auch vom globalen Finanznachrichtendienst SWIFT berücksichtigt. Auch die vom Internationalen Währungsfonds vorgeschlagene Plattform XC ist in vielen Details sehr ähnlich.

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