Bitcoin (BTC) ist auch 2023 noch in „beträchtlicher Gefahr“, denn allen voran die Geldpolitik der USA bestimmen zurzeit die Kursentwicklung der marktführenden Kryptowährung.

Zu diesem Schluss kommt zumindest die Wirtschaftswissenschaftlerin Lyn Alden in privaten Kommentaren gegenüber Cointelegraph. So mahnt Alden trotz den starken Zugewinnen im bisherigen Januar zur Vorsicht.

Alden: Bodenbildung ist längerer Prozess

Dabei war der Optimismus um Bitcoin zuletzt eigentlich zurückgekehrt, denn seit Anfang des Jahres konnte der Kurs des Krypto-Marktführers knapp 40 % zulegen.

Nichtsdestotrotz herrscht unter den Krypto-Analysten Uneinigkeit über die weitere Entwicklung im neuen Jahr, wobei Alden klar zu den eher zurückhaltenden Stimmen gehört. Entsprechend gibt die Expertin zu bedenken, dass es naiv wäre, auf Grund der momentanen Stärke nun von einem ungehinderten Vorstoß in neue Rekordhöhen zu träumen.

Dies begründet sie damit, dass die US-Regierung und die US-Zentralbank mit ihrer gemeinsamen Geldpolitik weiter indirekt auf den Kursverlauf von BTC einwirken werden.

„Ich gehe davon aus, dass die Bodenbildung von Bitcoin ein längerer Prozess wird“, wie Alden zunächst feststellt. Weiter führt sie aus:

„Der Bitcoin-Kurs ist eng an die Geldmenge geknüpft und seit dem Q4 2022 gibt es wieder mehr Liquidität.“

Das zusätzliche Geld im Umlauf hat den Bitcoin-Kurs in den letzten Wochen tatsächlich beflügelt, sodass bereits die gesamten Verluste seit dem spektakulären Zusammenbruch der Kryptobörse FTX aufgeholt werden konnte. Aktuell steht BTC sogar auf dem höchsten Stand seit Mitte August.

„Der Kollaps der FTX hat die Kryptobranche in der zweiten Hälfte des vierten Quartals nach unten gezogen, während viele andere Investitionsprodukte in diesem Zeitraum zulegen konnten (Aktien, Gold, etc.). Jetzt holt Bitcoin auf und klettert auf den Wert, den wir wahrscheinlich ohne den FTX-Kollaps schon vorher bekommen hätten“, so Alden.

Bei Redaktionsschluss beläuft sich der Kurs der marktführenden Kryptowährung auf knapp 22.600 US-Dollar wie die Daten von Cointelegraph Markets Pro und TradingView zeigen.

Bitcoin-Kursdiagramm (Bitstamp). Quelle: TradingView

Bitcoin in „beträchtlicher Gefahr“

Im Anschluss an diese „Aufholjagd“ könnte es für die Krypto-Anleger jedoch wieder weniger erfreulich werden.

So hält die amerikanische Zentralbank (Fed) zunächst weiterhin an ihrer Quantitativen Straffung fest und nimmt damit Liquidität aus dem Markt, um die anhaltende Inflation nach den massiven Finanzspritzen seit Beginn der Coronakrise im März 2020 wieder einzufangen.

Die momentane Ausrichtung der amerikanischen Finanzpolitik federt die straffe Geldpolitik zwar vorerst zugunsten von risikobehafteten Finanzprodukten wie Bitcoin ab, allerdings könnte sich das Blatt schon bald drehen und ähnliche Bedingungen wie im Krisenjahr 2022 auf den Plan rufen.

„In der zweiten Jahreshälfte 2023 lauert noch beträchtliche Gefahr [für BTC]“, wie Alden warnt. Dies erklärt die Expertin wie folgt:

„Die Liquiditätsbedingungen sind aktuell gut, was zum Teil daran liegt, dass das US-Finanzministerium sein Barvermögen abbaut, um die Staatsverschuldung zu bremsen, was wiederum Liquidität in das Finanzsystem pumpt. Damit hat das Finanzministerium die Quantitative Straffung der US-Zentralbank teilweise abgefedert. Sobald die Schuldenbremse jedoch wieder gelockert wird, kann das Finanzministerium wieder Barvermögen aufbauen, was wiederum Liquidität aus dem System ziehen wird. Dann werden sowohl das Finanzministerium als auch die Zentralbank Geld aus den Märkten saugen, was zum großen Problem für risikobehaftete Finanzprodukte wie BTC werden könnte.“

Auch andere Analysten befürchten, dass das zweite Halbjahr 2023 zur Herausforderung für Bitcoin werden könnte.

So meint Arthur Hayes, der ehemalige Geschäftsführer der Kryptobörse BitMEX, ebenfalls, dass die US-Zentralbank weiter massiven Druck auf BTC ausüben wird.

Immerhin ist Lyn Alden langfristig zuversichtlich, dass sich Bitcoin von der Durststrecke erholen wird.

„Ich denke, mit einem Zeithorizont von 3 bis 5 Jahren befinden wir uns aktuell in einem kosteneffizienten Ankaufbereich, aber die Anleger sollten sich bewusst sein, dass im zweiten Halbjahr ein Liquiditätsrisiko droht“, so die Ökonomin abschließend.