Jurrien Timmer, der Direktor für Makroökonomische Analyse bei der einflussreichen Vermögensverwaltung Fidelity, kommt zu dem Ergebnis, dass der Bitcoin (BTC) momentan eindeutig „zu günstig“ ist.

Wie der Finanzexperte auf Twitter erklärt, geht mit dem aktuellen Crash von Bitcoin auch ein Abschwung der sogenannten „Price-to-Network Ratio“ einher, die inzwischen wieder so niedrig ist wie zuletzt 2013 und 2017. Dies ist nach Interpretation von Timmer ein mögliches Anzeichen, dass die marktführende Kryptowährung zurzeit unterbewertet ist.

Bitcoin ist unterbewertet

Die Price-to-Network Ratio ist eine Abwandlung der Price-to-Earnings Ratio (PER) bzw. der betriebswirtschaftlichen Kennzahl, die im Deutschen als Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bekannt ist. Anhand von diesem Indikator lässt sich in der Regel erkennen, ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist.

Während ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis andeutet, dass ein Vermögenswert überbewertet, lässt ein niedriges KGV analog dazu darauf schließen, dass ein Asset unterbewertet ist. Aus dem Kurs-Netzwerk-Verhältnis lässt sich demnach der „wahre“ Marktwert von Bitcoin ablesen, der zurzeit deutlich über dem Kurswert liegt bzw. von dessen niedrigen Stand nicht treffend reflektiert wird.

Diese Lesart bekräftigt Experte Timmer anhand der Nachfragekurve für den Krypto-Marktführer, die er anhand des Vergleiches zwischen den Non-Zero Adressen (also BTC-Wallets mit einem Vermögen > 0) und der Marktkapitalisierung herleitet. Demnach ist die Nachfrage bzw. die Anzahl der nachfragenden Wallets zurzeit höher als die „Market Cap“, was wiederum vermuten lässt, dass der Bitcoin-Kurs übermäßig gedrückt ist.

Bitcoin ist überverkauft

Abschließend unterstreicht der sachkundige Analyst seine Einschätzung noch anhand der Kennzahl Dormancy Flow, die vom Schweizer Krypto-Marktforschungsinstitut Glassnode bereitgestellt wird, denn diese zeigt wiederum an, dass Bitcoin „überverkauft“ ist.

Der Dormancy Flow ist ein viel zitierter Indikator, um den Marktwert von Bitcoin herzuleiten, indem Kurs und Kaufverhalten in Relation gesetzt werden.

Laut Glassnode deutet ein geringer Dormancy Flow darauf hin, dass die langfristigen Anleger eine hohe Überzeugung von der weiteren Kursentwicklung haben, was sich darin niederschlägt, dass diese vermehrt Bitcoin von kurzfristigen Anlegern aufkaufen. Dementsprechend stellt Timmer fest:

„Der Dormancy Flow von Glassnode steht zurzeit so niedrig wie zuletzt 2011.“

Die Analyse von Timmer wird indirekt auch von Krypto-Influencer Anthony Pompliano gestützt, der im Gespräch mit Fox Business feststellt, dass „Marktwert und Kurswert [von Bitcoin] derzeit auseinandergehen“. In Folge dessen „verkaufen die schwachen Anleger an die starken Anleger“.

„Was wir zurzeit sehen ist, dass die schwachen Anleger mit kurzfristiger Investitionsabsichten an die langfristigen, starken Anleger verkaufen.“

Diese „Schwäche“ lässt sich definitiv im Markt erkennen, denn wie das Stimmungsbarometer Bitcoin Fear and Greed Index zeigt, befindet sich der Kryptomarkt aktuell im Zustand „Extremer Angst“ und damit zugleich auf dem niedrigsten Punktwert seit dem Q3 2019. In der Vergangenheit haben niedrige Stände des Angstbarometers oftmals eine Kaufgelegenheit für BTC angezeigt.

Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass Fidelity Investments und Chefanalyst Timmer definitiv ein Eigeninteresse an einem hohen Bitcoin-Kurs haben. So hat die Vermögensverwaltung zuletzt stark dafür geworben, dass die marktführende Kryptowährung auch für Rentensparpläne zugelassen wird, was der Investmentfirma natürlich in die Karten spielen würde. Wenig verwunderlich also, dass der Experte bereits im Mai von einer Kaufgelegenheit gesprochen hatte. Diese wurde in den letzten Wochen jedoch mit einem drastischen Preisverfall quittiert.