Trotz des katastrophalen Misserfolgs der mobilen Stimmabgabe bei den Vorwahlen im US-Bundesstaat Iowa Anfang des Monats gewinnt Blockchain-Voting in den Vereinigten Staaten immer mehr an Boden. Bei Blockchain-Technologie führende Unternehmen wollen mit elektronischen Wahlsystemen für mehr Transparenz und Vertrauen bei Wahlen sorgen.
Kaspersky Lab hat einen neuen Typ eines Blockchain-basierten Wahlgeräts mit dem bereits im November 2017 eingeführten Systems Polys vorgestellt, das eine effektive und sichere Möglichkeit für die Online-Abstimmung bieten soll.
Technische Innovationen sollen Wahlen sicherer machen
Wenngleich Kaspersky seinen Hauptsitz in Moskau hat, verfügt das Unternehmen über Niederlassungen in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt. Nach den Berichten über die russische Einmischung in die Präsidentschaftswahlen 2016 könnten US-Bürger ausgerechnet einige der von Kaspersky entwickelten Neuerungen als alternative Möglichkeiten zur Stimmabgabe bei künftigen Wahlen ansehen.
Die Verhinderung von Wahlbetrug mit Blockchain-basierten Wahlsystemen wurde bereits von einigen wenigen Regierungen untersucht. Das erste Land, das bei einer Wahl ein solches System einsetzte, war Sierra Leone, das bereits 2018 rund 70% der abgegebenen Stimmen auf einer Blockchain abbildete. Vor kurzem kündigte auch der indische Chef-Wahlkommissar an, dass die Bürger Indiens mit einem Blockchain-Wahlsystem wählen werden können.
Die Vereinigten Staaten und andere Länder verlassen sich bei Wahlen immer noch auf Stimmzettel aus Papier. Die von Polys entwickelte Alternative bietet Wählern den Komfort, ihre Bürgerpflicht bequem von zu Hause aus und mit der Sicherheit einer kryptografischen Transaktion zu erfüllen. Roman Aleshkin, Projektleiter für Polys, erläuterte die Vorteile gegenüber den traditionellen Wahlmethoden:
"Wenn wir mit unseren Kunden sprechen, verstehen wir die Probleme und Unannehmlichkeiten, mit denen sie bei der Organisation von Abstimmungen in Papierform konfrontiert sind. Wie wir auf unserer Polys-Plattform sehen, kann die elektronische Stimmabgabe einige dieser Probleme lösen, indem sie mehr Möglichkeiten zur Fernteilnahme und sogar eine höhere Wahlbeteiligung von jüngeren Menschen ermöglicht."
So funktioniert Kasperskys Wahlmaschine
Laut Polys erhalten die Wähler beim Kasperky-System einzigartige QR-Codes. Nachdem diese eingescannt worden sind, können die Wähler ihre Stimme an einem der neuen Wahlgeräte abgeben.
Kryptographisch gesehen würden die mit diesem System durchgeführten Wahlen ähnlich zu Digital-Ledger-Technologie funktionieren. Abstimmungen würden verschlüsselt und gleichzeitig die Stimmabgabe des Wählers überprüft. Wähler könnten dann bestätigen, dass ihre Stimme auf der Blockchain aufgezeichnet wurde.
Die neue Methode reduziert die Wahrscheinlichkeit von Betrug, indem sie sicherstellt, dass jeder Wähler nur eine Stimme für jede Wahl oder Vorwahl erhält. Es würde auch die Notwendigkeit vieler Wahllokale in städtischen Zentren, in denen die Internetverbindungen zuverlässiger sind, eliminieren und damit die Kosten senken.
Nachteile von Online-Voting
Blockchain-Abstimmungen mit Hilfe mobiler Geräte würde es Wählern ermöglichen, ihre Stimme aus der Ferne abzugeben. Dies würde allerdings auch bestimmte Wähler benachteiligen. Jeder, der keinen Zugang zu einem Smartphone, Computer oder einer Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung hat, könnte die Möglichkeiten zur Stimmabgabe als eingeschränkt ansehen.
Die Zahl der Wahllokale und Kabinen könnte damit zwar verringert werden. In den verbleibenden Wahllokalen könnten die Wähler dann Blockchain-basierte Wahlmaschinen nutzen. Aleshkinsagte dazu:
"... falls die physischen Wahllokale vollständig geschlossen würden, würde dies bestimmte Personengruppen daran hindern, an einer Wahl teilzunehmen und ihrer Stimme Gehör zu verschaffen, und sie dadurch entfremden. Aus diesem Grund haben wir unsere neuen Wahlmaschinen eingeführt. Sie arbeiten mit der Online-Plattform zusammen und ermöglichen es den Bürgern, auf bequeme und transparente Weise mit der von ihnen bevorzugten Methode abzustimmen."
Neben der potentiellen Entrechtung einiger Wähler besteht bei der Nutzung der Blockchain für Wahlen die Gefahr von Hackerangriffen und Datenverletzungen, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass so ein System nicht wie beabsichtigt funktioniert.
Bei den Vorwahlen von Iowa enthielt die App zur Aufzeichnung der Stimmen einen Kodierungsfehler. Dies führte dazu, dass vorab Teile der Ergebnisse veröffentlicht wurden. Die Wahlhelfer hatten alledings Probleme, die korrekte Gesamtzahl aller Stimmen zu melden.
Blockchain-basierte Wahlmaschinen und Smartphone-Abstimmungen könnten Wählern in vielen Ländern eine zugänglichere und bequemere Art der Stimmabgabe eröffnen. Die Wahrung der Integrität des Wahlprozesses mit einer verifizierten und sicheren Art und Weise der Stimmabgabe wird für Kaspersky und andere Unternehmen eine Herausforderung bleiben.
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