Die Europäische Zentralbank (EZB) braucht eine Wholesale-CBDC, d. h. eine digitale Zentralbankwährung für Geschäftsbanken und andere Finanzinstitutionen, weil die Marktteilnehmer eine solche erwarten, wie Fabio Panetta, Mitglied des EZB-Direktoriums, am Montag auf einem Bankensymposium in Deutschland erklärte. Derzeit werden zwei Optionen für Wholesale-CBDCs erwogen.
Das Konzept von Wholesale-CBDCs ist nichts Neues, so Panetta. Das Eurosystem Target2 verwendet streng genommen eine zentralisierte CBDC. Target2 ist ein Bruttoabrechnungssystem in Echtzeit, dass seit 2017 verwendet wird und auch eine Wertpapierabwicklungsplattform sowie einen Sofort-Abrechnungsdienst für Zahlungen anbietet. Trotzdem erforschen Banken und Finanzinstitutionen weiterhin die Distributed-Ledger-Technologie (DLT), so Panetta.
The digitalisation of finance has broadened payment options, with emerging fintechs, big techs and cryptos causing disruptions, says Executive Board member Fabio Panetta at the @bundesbank. We need to preserve an anchor of stability for the monetary and payments systems.
— European Central Bank (@ecb) September 26, 2022
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Wenn Target2 schwierig zu handhaben ist, werden die Marktteilnehmer auf Geschäftsbankengeld und Stablecoins ausweichen, wie er weiter erklärte. Das würde die Finanzstabilität untergraben, da das zu einer Fragmentierung beim Handel und bei der Liquidität führen und Zentralbankgeld bei Abwicklungsprozessen eine geringere Rolle spielen würde. Außerdem sind Stablecoins "nur dem Namen nach stabil".
Er glaubt zwar daran, dass DLT Teile des Abwicklungssystems verbessern könnte, allerdings sind die Vorteile einer CBDC gegenüber den derzeitigen Technologien noch nicht erwiesen. Eine Kostenoptimierung wäre auch möglich, doch Panetta hat da noch Bedenken.
"Nicht zu unterschätzen ist der Umstand, dass die Governance in Bezug auf wichtige DLT-Anwendungen und Netzwerke von Akteuren bestimmt wird, die entweder unbekannt oder außerhalb Europas angesiedelt sind. Dieser lässt Bedenken bezüglich der strategischen Autonomie aufkommen."
Panetta ist wenig von der Idee einer EZB-CBDC begeistert, zeigt sich aber dennoch offen:
"Doch trotz der Unsicherheiten hinsichtlich des Potenzials der DLT möchten wir auf ein Szenario vorbereitet sein, in dem Marktteilnehmer die DLT für Wholesale-Zahlungen und Wertpapierabwicklung einführen."
Die EZB erwägt zwei Optionen für die Integration von DLT- und Target-Diensten. Die erste besteht darin, eine Verbindung zwischen DLT-Plattformen des Marktes und Zentralbankinfrastrukturen zu schaffen. Diese Vorgehensweise wäre wahrscheinlich schneller umsetzbar als "die Schaffung eines neuen DLT-basierten Wholesale-Abwicklungsdienstes mit DLT-basiertem Zentralbankgeld".
Die Marktbedingungen würden den Ausschlag geben, so Panetta.
Die EZB hat bereits zuvor die Vorteile einer CBDC gegenüber TARGET2 ausgelotet. Target2 lässt sich grob mit dem FedNow-System aus den USA vergleichen, das seit 2019 diskutiert wird.
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