Ethereum (ETH) hat bisher im Jahr 2021 einen guten Lauf gehabt. Er ist von etwa 1.300 US-Dollar zu Beginn des Jahres auf fast 4.000 US-Dollar im Mai gestiegen. Doch abgesehen vom Kurs gab es auch laufend Probleme auf der Ethereum-Blockchain für Händler und Entwickler dezentraler Anwendungen (DApps) im Ethereum-Ökosystem. Mangelnde Skalierbarkeit und hohe Gasgebühren sind dabei die Hauptprobleme.

Als eine der größten Krypto-Plattformen für dezentrale Anwendungen hat Ethereum mit einer Netzwerküberlastung zu kämpfen, die sich in den hohen Gasgebühren widerspiegelt, die bei Transaktionen anfallen. Seit Anfang des Jahres haben sich die Kosten für Transaktionen im Ethereum-Ökosystem zeitweise zwischen 16 US-Dollar und 20 US-Dollar bewegt. Bei DApps wie Uniswap, die ein hohes Handelsvolumen aufweisen, sind diese sogar auf bis zu 100 US-Dollar gestiegen.

Angesichts dieser Tatsachen ist der Übergang zu Ethereum 2.0 (Eth2) als Lösung für die Skalierbarkeitsprobleme und für das Problem mit den Gasgebühren eine willkommene Aussicht für die Ethereum-Community.

Eth2 bzw. Serenity soll ein technisches Upgrade sein, das die Ethereum-Blockchain von einem Proof-of-Work (PoW)-Protokoll auf eine Proof-of-Stake (PoS)-Blockchain umstellt. Damit wird die Kapazität für Transaktionen erhöht, die Gasgebühren reduziert und das Netzwerk bei der Generierung neuer Coins und der Validierung von Transaktionen einfach skalierbar und umweltfreundlicher.

Nach Jahren der Vorbereitung wurde Eth2 mit dem Start der Beacon-Chain als ersten Schritt zur Revolutionierung des Ethereum-Netzwerks eingeläutet. Die Umstellung auf eine PoS-Blockchain wird eine der größten Updates der Ethereum-Blockchain überhaupt und daher in Phasen durchgeführt. Der Ethereum London Hard Fork ist eines der Upgrades, die das Ethereum-Netzwerk einen Schritt näher in Richtung Serenity bringen soll.

Berlin Hard Fork

Das Berlin-Upgrade trat am 15. April bei Block 12.244.000 in Kraft. Es wurde nach der Stadt benannt, in der die erste Ethereum Devcon stattfand. Das Upgrade ist ein Vorläufer des größeren London Hard Fork und umfasst vier Ethereum Improvement Proposals (EIPs), bei denen die Gaspreise und neue Transaktionsarten im Fokus stehen.

Der EIP-2565 umfasste die Reduzierung der Gasgebühren auf Ethereum. Dazu wird die sogenannte modulare Potenzierung (ModExp) genutzt. Ethereum-Nutzer, die Dienste im Ethereum-Netzwerk ausführen müssen, profitieren von dieser.

Der EIP0-2718-Protokoll macht alle Transaktionstypen abwärtskompatibel und dadurch einfacher, eine neue Transaktionslogik in Ethereum einzubringen. Die Entwickler, die dieses Protokoll erstellt haben, verwendeten eine neue Funktion, die als "Typed Transaction Envelope" bezeichnet wird.

Der Berlin Hard fork enthält auch den EIP-2929, der eine Erhöhung der Gaspreise in Opcode-Transaktionen umfasst. In der Computertechnik sind Opcodes Teile einer Maschinensprache, die Operationen spezifizieren. Die Opcodes von Ethereum waren in der Vergangenheit ein großer Schwachpunkt bei Denial-of-Service (DoS)-Angriffen. Mit dem EIP-2929 beseitigt ein höherer Gaspreis den Anreiz für DoS-Angriffe.

Außerdem gibt es noch das EIP-2930-Protokoll, das auf EIP-2718 aufbaut und eine neue Art von Transaktionsmechanismus mit sich bringt. Damit können Nutzer Wallet-Adresslisten bilden, damit sie mit viel niedrigeren Gasgebühren handeln können.

Reaktionen auf Berlin

Die EIPs, die mit dem Berlin Hard Fork eingeführt wurden, sollten die Gasgebühren reduzieren, weil das Netzwerk damals ihren Sättigungshöhepunkt erreichte. Außerdem sollte der Hard Fork die Effizienz von Ethereum verbessern. Das Update wurde jedoch aufgrund von Bedenken im Zusammenhang mit möglichen Sicherheitslücken durch die Zentralisierung des Upgrades mehrfach verschoben.

Außerdem war der Konsens in der Ethereum-Community, dass Berlin kurzfristig weniger Auswirkungen haben, aber dennoch den Weg für den EIP-1559 des London Hard Fork ebnen würde.

London Hard Fork: Mehr Blockelastizität

Der London Hard Fork bei Ethereum ist ein wesentlicher Aspekt im Entwicklungsplan von Ethereum auf dem Weg zur Veröffentlichung von Eth2. Der lang erwartete Hard Fork wird wahrscheinlich am 4. August in Kraft treten. Zuvor war dieser für Ende Juli vorgesehen.

Der Ethereum London Hard Fork umfasst fünf Ethereum Improvement Protocols. Die bekanntesten der fünf EIPs sind der EIP-1559 und der EIP-3554.

Der EIP-1559 führt eine neue Gebührenstruktur ein, die Ethereum deflationär machen soll. Diese Protokolländerung ist sehr umstritten, weil es einen Teil der auf der Ethereum-Blockchain generierten Gebühren verbrennen und damit die Einnahmen der Miner reduzieren will.

Der EIP-3554 hingegen führt eine inkrementelle Schwierigkeit für das Ethereum-Mining ein und beseitigt damit den Anreiz für Miner im PoW-Netzwerk. Dieser Schritt soll die Miner auf die neue PoS-Blockchain drängen und gleichzeitig das Proof-of-Work-Netzwerk einfrieren.

Ethereum-Miner reagieren auf EIP-1559

Ethereum-Nutzer und -Investoren ersehnen jetzt bereits schon die Einführung des EIP-1559, da dieser die Gasgebühren reduzieren soll. Die Ether-Miner hingegen waren verständlicherweise nicht begeistert von dem Vorschlag.

Das heiß erwartete Upgrade macht Ethereum durch das Verbrennen von Gebühren, die ursprünglich für die Miner vorgesehen waren, deflationär. Der EIP-1559 will eine feste Gebühr für jeden im Ethereum-Netzwerk festzulegen, so dass niemand dafür bezahlen kann, dass seine Transaktion schneller bestätigt wird als andere Transaktionen. Das Netzwerk legt die Gebühr automatisch fest und dann wird die Gebühr von den Transaktionen eingesammelt und verbrannt. Dadurch wird eine dynamische Expansion und Kontraktion der Blockgrößen ermöglicht.

Für Benutzer, die ihre Transaktionen priorisieren möchten, umfasst dieser EIP-1559 eine optionale "Prioritätsgebühr", die eher als Trinkgeld fungiert, das den Miner dazu anregt, die Transaktion zu priorisieren. Miner können diese Prioritätsgebühr behalten, die Grundgebühr wird jedoch verbrannt.

Laut James Beck, dem Direktor für Kommunikation beim Technologieunternehmen hinter der Ethereum-Blockchain namens ConsenSys, wird die Verbrennung der Grundgebühr einen deflationären Druck auf die Ausgabe von ETH ausüben.

Einige Leute argumentieren, dass der deflationäre Mechanismus dieses Upgrades zu einem Boom des Ether-Kurses führen und eine positive Kursrückkopplungsschleife auslösen wird. Einige der verärgerten Miner haben den Schritt kritisiert, da ihr Einkommen dadurch deutlich niedriger ausfällt.

Aus Protest gegen die geplanten Implementierungen haben einige Ethereum-Miner darüber nachgedacht, einen 51-stündigen Schauangriff auf das Ethereum-Netzwerk durchzuführen. Dabei werden Rechenressourcen an einen Pool geleitet, der einseitige Änderungen am Ethereum-Netzwerk unterstützt. Die Drohungen haben sich inzwischen gelegt und Vitalik Buterin hat einen schnellen Übergang zu Eth2 als Lösung vorgeschlagen.

Zukunft von Hard Forks auf Ethereum

Die beiden Hard Forks London und Berlin sind nur der Anfang der Verbesserungsvorschläge, die auf Ethereum zukommen, bis das Netzwerk auf Eth2 umgestellt wird. Nach dem London Hard Fork wird sich die Ethereum-Community auf den Shanghai Hard Fork vorbereiten, der bis Ende des Jahres in Kraft treten soll.

Der Shanghai Hard Fork soll der letzte Schritt auf dem Weg zur Verschmelzung von Eth1 zu Eth2 sein. Die aktuellen Diskussionen unter den Entwicklern über den Shanghai Hard Fork lassen vermuten, dass das Upgrade im Oktober 2021 in Kraft treten wird und ausschließlich eine Verschmelzung und kein zusätzliches Feature zum kommenden Eth2 implementieren wird, wie es bei anderen Hard Forks der Fall war.

Insgesamt gibt es in der Ethereum-Community eine Mischung aus Aufregung und Enttäuschung. Einige Leute begrüßen den Wechsel zu einer PoS-Blockchain, weil das zu günstigeren Transaktionskosten führt, während andere niedrigere Gewinne beklagen. Es bleibt abzuwarten, ob die Upgrades zu einem schnellen und erfolgreichen Übergang zu Ethereum 2.0 führen.