Während sich immer mehr DeFi-Projekte auf der Ethereum-Blockchain niederlassen,warnen Experten, dass das Netzwerk womöglich nicht stark genug ist, um dem Ansturm standzuhalten.

Martin Fröhler, Mathematiker, ehemaliger Hedgefondsmanager und Gründer der österreichischen Krypto-Handelsplattform Morpher, räumt im Gespräch mit Cointelegraph zwar ein, dass Ethereum „das Beste ist, was die Blockchain-Branche zu bieten hat“, jedoch würden die Kapazitäten nicht ausreichend um die rasant steigende Nachfrage durch die Dezentralisierten Finanzdienstleistungen (DeFi) zu stemmen:

„Ethereum kann nur knapp 15 Transaktionen pro Sekunde abwickeln und hat eine Blockdauer von 15 Sekunden, was im Finanzwesen eine Ewigkeit ist. Und jedes Projekt, das darauf arbeitet, braucht zwangsläufig Ether. Das ist eine riesige Hürde für die Massentauglichkeit.“

Nichtsdestotrotz sieht Fröhler in Ethereum die dezentralisierteste Smart Contract Plattform, aber da das Netzwerk noch große Probleme hat, sehen sich viele Entwickler gezwungen, alternative Lösungen zu finden.

Dahingehend schlägt Fröhler vor:

„Der kryptografischen Beweis für alles, was passiert, kann auch auf einer Sidechain von Ethereum geliefert werden. […] Die Leute könnten dann Handeln, ohne dafür Ether zu benötigen. Dann müssten sie auch keine Gebühren zahlen, könnten sich einer Transaktionszeit von einer Sekunde erfreuen und müssten sich nicht mit den vielen Verstopfungen im Ethereum-Netzwerk rumplagen.“

Viele Experten sind der Meinung, dass Ethereum die Größe des DeFi-Hypes unterschätzt hat und selbst das bevorstehende Upgrade auf Ethereum 2.0 würde nicht ausreichen, um den DeFi gerecht zu werden.

Ethereum 2.0 sollte zwar die Leistungsfähigkeit des Netzwerks deutlich verbessern, jedoch könnten die hohen Gas-Gebühren neue Nutzer abschrecken. Auch Sergej Kunz, der CEO der Kryptobörse 1inch, meinte im Rahmen des „DeFi Marathons“ von Cointelegraph China, der am 3. September abgehalten wurde, dass die Kapazitäten von Ethereum zu gering sind, um das Dezentralisierte Finanzwesen zu beherbergen:

„Man muss alles auf den Kopf stellen. Smart Contracts können zwar auf den Programmiercode ausgelagert werden, aber selbst das ist nicht endlos skalierbar. Um skalierbar zu sein, müssen neue Standards und neue Protokolle basierend auf der Sharding-Architektur geschaffen werden, wie zum Beispiel bei NEAR, das ähnlich aufgebaut ist wie Ethereum 2.0.“

Im Rahmen der DeFi-Konferenz erklärte Para Swap Mounir Benchemled, dass das Ausweichen auf eine Layer-2 Lösung aber auch nicht ganz unproblematisch ist. Einerseits sei es schwierig, den Endnutzern zu verdeutlichen, wie und warum diese Lösungen eingesetzt werden, zudem bestünde das Risiko, dass die erwirtschafteten Gelder nicht unmittelbar an die Nutzer fließen. Darüber hinaus wäre es allerdings nicht ratsam, dass alle DeFi-Projekte auf Ethereum 2.0 umsatteln:

„Damit das funktioniert, müssten alle Projekte auf eine einzige Plattform umsteigen. Die großen Projekte könnten sich vielleicht darauf einige, aber für kleinere Projekte, die ihre eigenen Strategien fahren, könnte das schwierig werden. Es müssen auf jeden Fall neue Brücken für mehr Interoperabilität gebaut werden.“

Obwohl die Ethereum-Blockchain also noch viele Probleme zu lösen hat, ist sich Experte Fröhler allerdings sicher, dass die „DeFi gekommen sind, um zu bleiben.“