Die Europäische Union plant eine deutliche Ausweitung der Regulierung von Krypto-Transaktionen. Im Zentrum steht dabei die Nachverfolgbarkeit von Sendern und Empfängern digitaler Vermögenswerte. Das kündigte Eurogruppen-Präsident Paschal Donohoe auf dem European Anti-Financial Crime Summit 2025 an.
Das erklärte Ziel sei es, bestehende Regelwerke zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und Terrorismusfinanzierung (CFT) auf den Krypto-Sektor auszuweiten.
Konkret sollen Kryptodienstleister verpflichtet werden, detaillierte Informationen zu Transaktionen aufzuzeichnen – ein Paradigmenwechsel für viele Marktteilnehmer. Die Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Legislativpakets, das auch die Schaffung einer neuen EU-Behörde für Geldwäschebekämpfung (AML) umfasst. Diese soll künftig einheitliche Regeln für alle EU-Staaten durchsetzen und den Informationsaustausch zwischen Behörden verbessern.
Im Fokus stehen sogenannte Performance Transfer Mechanisms, die bislang oft außerhalb klassischer Finanzaufsicht operieren konnten. Mit der Einbeziehung von Krypto-Assets in die neuen Transparenzpflichten könnten nun auch Peer-to-Peer (P2P)-Transaktionen ins Visier geraten. Branchenverbände befürchten einen Eingriff in die Dezentralität und Anonymität, während Regulierungsbehörden auf die zunehmende Professionalisierung illegaler Netzwerke im Krypto-Bereich verweisen.
Sollte die geplante Regulierung wie vorgesehen greifen, dürfte sie weitreichende Auswirkungen auf Wallets, Börsen und sogar Entwickler dezentraler Finanzprotokolle (DeFi) haben.
Alles halb so schlimm oder Bedrohung für Krypto?
Der Krypto-Experte Patrick Hansen ordnete bereits im März 2024 die EU-Geldwäscherichtlinie AMLR differenziert ein. Entgegen zahlreicher Fehlinterpretationen betonte er damals, dass es sich nicht um ein spezifisches Krypto-Gesetz handelt, sondern um ein breites Regelwerk zur Geldwäschebekämpfung. Anbieter von reinen Self-Custody-Wallets wie Metamask oder Ledger seien explizit ausgenommen. Hansen hob hervor, dass anonyme Konten ohnehin schon verboten seien und sich durch die neue Regelung kaum etwas ändere.
1/ Yesterday was a prime example of why crypto Twitter (and often crypto media) should not be trusted when it comes to crypto policy. Let's debunk claims that the EU is banning anonymous crypto transactions or self-custodial wallets.
— Patrick Hansen (@paddi_hansen) March 24, 2024
Here is what’s actually in the EU Anti Money… pic.twitter.com/dsNZQzl9Mx
Die AMLR fordere lediglich risikobasierte Maßnahmen bei Transfers zwischen Krypto-Plattformen und privaten Wallets, wie Blockchain-Analysen oder Datenabfragen. Besonders betonte er, dass frühere Entwürfe weitaus strenger waren – durch Lobbyarbeit sei nun ein praktikabler Kompromiss erreicht worden. Doch nun treibt die EU augenscheinlich Verschärfungen voran.
So deutet sich nun eine deutlich schärfere Gangart der EU gegenüber anonymen Krypto-Transaktionen an. Bis Juli 2027 sollen sogenannte anonyme Wallets schrittweise aus dem Verkehr gezogen werden. Transaktionen über 1.000 Euro erfordern künftig womöglich eine Ausweispflicht.
Kritiker wie Brian Rose sehen darin ein potenzielles Risiko für die Freiheit im Krypto-Sektor. Zwar dürfte die Durchsetzung vor allem bei zentralisierten Börsen erfolgen, dennoch könnten regulatorische Eingriffe auch dezentrale Anwendungen unter Druck setzen. Nichtstdestotrotz könnte dies einen neuen DeFi-Boom auslösen, wenn sich Anleger für Privatsphäre entscheiden.
The EU just passed regulation to phase out anonymous wallets by July 2027.
— Brian Rose, Founder & Host of London Real (@LondonRealTV) May 5, 2025
IDs will be mandatory for crypto transactions over €1,000.
How will they even enforce this? Except maybe at the exchange level.
DeFi is the way to go. 🔥 pic.twitter.com/2sEpQtLBIS
Im Mai 2025 nimmt auch der digitale Euro zunehmend Gestalt an. Die EZB arbeitet konkret an einer möglichen Einführung bis 2026. Parallel dazu verschärft die EU die Regulierung anonymer Krypto-Transaktionen – ein Schritt, der auch als Vorbereitung auf den digitalen Euro verstanden werden kann. Es geht somit nicht nur um Sicherheit, sondern auch um strategische Positionierung.
CZ kritisiert Krypto-Adoption in Europa
Der Binance-Gründer Changpeng Zhao (CZ) kritisierte jüngst auf der Token2049-Konferenz in Dubai Europas zögerliche Haltung gegenüber Kryptowährungen. Während Länder wie Bhutan bereits Bitcoin und Ethereum in ihre nationalen Reserven aufnehmen, fehle in Europa eine vergleichbare Dynamik. Besonders hob Zhao Montenegro als positiven Ausreißer hervor, während andere EU-Staaten kaum aktiv seien.
Trotz regulatorischer Fortschritte durch die Markets in Crypto Assets-Regulierung (MiCA) sei Europa bei strategischen Krypto-Reserven deutlich im Rückstand. In den USA hingegen wächst der politische Druck zur Integration digitaler Assets.
Zhao sieht darin eine verpasste Chance für Europa, sich technologisch und wirtschaftlich zu positionieren. Der Rückstand könnte langfristige Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit haben, während repressive Maßnahmen zunehmen.
Melde dich bei unseren Sozialen Medien an, um nichts zu verpassen: X, YouTube, Instagram und Telegram – aktuelle Nachrichten, Analysen, Expertenmeinungen und Interviews mit Fokus auf die DACH-Region.