Sergey Ivancheglo, ein Mitbegründer und ehemaliger Hauptentwickler des dezentralisierten Netzwerks IOTA, hat den Direktor der IOTA-Stiftung David Sønstebø auf über 25 Millionen MIOTA (über 8,5 Mio. US-Dollar) verklagt.

Ivancheglo gab in einem Tweet am 2. Februar bekannt, dass er mit seinen Anwälten versuchen will, dieses Geld von Sønstebø zu bekommen. Die Coin, die ihm zustehen sollen, sind die Hälfte des Vermögens von Jinn Labs. Das ist eine ternäre Computer-Entwicklungsfirma, die sie gemeinsam gegründet haben:

 

"Ich teile der #IOTA-Community mit, dass ich nicht mehr mit David Sønstebø zusammenarbeite. Ich spreche mit meinen Anwälten, um meine 25 Ti von ihm zu bekommen. Er weigert sich, die Iotas zu überweisen, damit ich zu seinem eigenen Nutzen und gegen meinen handle."

Sønstebø: "Den Troll nicht füttern"

Am 3. Februar antwortete Sønstebø auf die Vorwürfe in einem offenen Brief an die IOTA-Community:

"Die IOTA-Community hat sicherlich jedes Recht, aufgrund der Aktion von CFB enttäuscht und verärgert zu sein. Aber ich rufe euch alle dazu auf, diese Energie lieber in etwas zu lenken, das zur Vision von IOTA beträgt. Halten wir uns an das zeitlose Internet-Sprichwort: 'Den Troll nicht füttern'. Das ist hier der beste Ansatz."

Sønstebø behauptet, dass Ivancheglo im Laufe der Zeit nicht mehr mit seiner Rolle im IOTA-Projekt zufrieden war. Er sei nämlich nicht in der Lage gewesen, mit seinem Entwicklerteam eine koordinatorenlose Version des Netzwerks zu entwickeln.

Der Koordinator von IOTA ist ein zentralisierter Knoten, der Doppelausgaben verhindert, solange die Hash-Leistung des Netzwerks alleine nicht ausreicht, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die Abschaffung des Koordinators ist ein zentraler Teil des Entwicklungsplans des Projekts hin zu einem dezentralisierten Netzwerk.

Ivancheglo hingegen war der Ansicht, dass der Brief zu viele private Informationen über ihn enthalte und machte seinem Ärger darüber auf Twitter Luft. Er sagte, er glaube, dass die Informationen mit böser Absicht offengelegt worden seien, und kündigte an:

"Um ihm zu zeigen, dass seine Tat moralisch falsch war, werde ich hier Ausschnitte unserer privaten Gespräche veröffentlichen, die mit dem Drama in Verbindung stehen. Ich höre auf, wenn er sich entschuldigt."

Ivancheglo hat mehrere Screenshots von privaten Gesprächen mit Sønstebø veröffentlicht, die laut ihm beweisen würden, dass er die Hälfte des Vermögens der IOTA Foundation besitze. Die Community reagierte überwältigend negativ darauf. Die Kommentare schlossen sich teils Sønstebøs Vorschlag, sich nicht auf Ivancheglo einzulassen, an und reichten bis hin zu spöttischen Vermutungen, dass er beim Posten der Tweets möglicherweise nicht nüchtern gewesen sei.

Nicht der erste Skandal um Ivancheglo

Das ist nicht der erste Skandal, in den Ivancheglo verwickelt ist. Wie Cointelegraph Anfang Mai 2018 berichtete, ging aus einem durchgesickerten Gespräche hervor, dass er unabhängig von der IOTA Foundation einem Cybersicherheitsforscher mit rechtlichen Schritten gedroht habe. Dieser hatte zuvor mutmaßliche Schwachstellen beim Projekt aufgedeckt. Das führte dazu, dass das Zentrum für Blockchain-Technologien am University College London seine Verbindungen zur IOTA-Stiftung kappte.

Ivancheglo 0war im August 2018 auch an einer größeren Meinungsverschiedenheit in der Führungsspitze der IOTA-Stiftung beteiligt. Nachdem die Gründer, unter denen auch er war, über vier Monate auf einen Sitz im Vorstand gewartet hatten, forderte er den Vorstandsvorsitzenden auf, seinen Posten zu räumen.

Stefano Della Valle, ein italienischer IOTA-Veranstalter und CEO der IOTA-IoT-Firma ThingsLab, hat keine Angst vor den Folgen dieses Streits. Er sagte gegenüber Cointelegraph, er erwarte, dass der Konflikt zwischen Ivancheglo und Sønstebø keine Auswirkungen auf die Entwicklung des Projekts haben werde:

"Die IOTA-Gründer müssen dafür gewürdigt werden, dass sie sich mit einer Gruppe kompetenter Mitarbeiter zusammengetan haben, die sicherlich ihre extreme Vision teilen. Gleichzeitig konnten sie ihre Träume ausreichend im Zaum halten, pragmatisch bleiben und daher äußerst produktiv sein. Der offenbare Ausstieg von CFB aus dem IOTA-Projekt ist meiner Meinung nach eine traurige Nachricht. Aber das wird keine Auswirkungen auf das Projekt haben."

Della Valle sagte auch, dass Sergey Popov, der die Entwicklung seit Ivancheglos Ausstieg Ende Juli 2019 geleitet hat, einen Ansatz hat, der für einen externen Beobachter wohl gut für das Projekt sei:

"Seit langer Zeit wird die Arbeit der internen und externen Forscher und Entwickler von Prof. Sergey Popov mit einem nach außen sehr linear wirkenden Ansatz geleitet. Das Projekt wird daher mit soliden wissenschaftlichen Grundlagen geleitet, die von Community aus Krypto-Nutzern und Mathematikern, zu denen Popov gehört, weitgehend geteilt werden."