Ein Beamter der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Idee eines "European Ledger" vorgestellt. Dieses ist als ein kontinental einheitliches Hauptbuch geplant. Eine solche Blockchain könnte europäische digitale Vermögenswerte und Gelder an einem Ort zusammenführen und so zu mehr Effizienz und Synergie führen.
Piero Cipollone, Mitglied des EZB-Direktoriums, sagte, die traditionellen europäischen Kapitalmärkte seien fragmentiert und hätten eine uneinheitliche Gesetzgebung zu überwinden, aber es gebe nun eine Chance, eine einheitliche Plattform für digitale Vermögenswerte zu schaffen. Er nannte diese Plattform eine digitale Kapitalmarktunion.
Investoren und Zentralbanken könnten profitieren
Laut Cipollone erforschen mehr als 60 % der Banken in der Europäischen Union die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) oder experimentieren damit und weitere 22 % nutzen sie bereits. DLT biete zwar die Möglichkeit, finanzielle Integration zu schaffen, sei aber keine Garantie dafür, sagte Cipollone auf einem von der Deutschen Bundesbank veranstalteten Symposium. Ganz im Gegenteil:
"Nicht interoperable technologische Ökosysteme in den einzelnen Ländern, die durch unterschiedliche nationale Regulierungssysteme geprägt sind, haben zu isolierten Liquiditätspools geführt, die die Fragmentierung noch verstärken."
Die DLT wird derzeit hauptsächlich für die Ausgabe von Vermögenswerten genutzt, aber eine Ausweitung der Nutzung auf die Verhandlung, Abrechnung und Verwahrung auf derselben Plattform könnte die Kosten senken und einen Betrieb rund um die Uhr ermöglichen. Die Anleger würden von einer stärkeren Nutzung der DLT profitieren, aber sie sind nicht die einzigen. Cipollone sagte:
"Unser Hauptziel in dieser sich entwickelnden Landschaft ist es, sicherzustellen, dass Zentralbankgeld - das sicherste und liquideste Abwicklungsmittel - ein Eckpfeiler der Stabilität bleibt, auch in einem auf Token und DLT basierenden Kapitalmarkt."
Fortschritt statt Perfektion
Ein sogenannter Unified Ledger ist ein Hauptbuch, in dem Bargeld und Vermögenswerte auf derselben Plattform existieren. Das Konzept wird von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und den Zentralbanken befürwortet und hat die Aufmerksamkeit mehrerer Institutionen wie SWIFT und JPMorgan erregt. Aber es ist wohl kein Allheilmittel.
Quelle: Europäische Zentralbank
Ein europäisches Hauptbuch würde die Finanzstabilität und -integration fördern, aber auch das Risiko mit sich bringen, Innovationen zu ersticken, insbesondere für enge Anwendungsfälle. Auch das traditionelle Finanzwesen würde besser mit der Flexibilität konkurrierender DLT-Plattformen zurechtkommen, so Cipollone.
Während diese Fragen geklärt werden, sucht die EZB weiterhin nach Möglichkeiten, DLT-Transaktionen mit Zentralbankgeld abzuwickeln, auch wenn "der Rückgriff auf bestehende Interoperabilitätslösungen auf lange Sicht zu Ineffizienzen führen könnte".
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