Die Notenbank von Indien (RBI) hat bekannt gegeben, dass die Bank keine Dienstleistungen mehr für Personen oder Unternehmen anbietet, die mit Kryptowährungen zu tun haben. Außerdem hieß es, dass sie in Zukunft auch plant, ihre eigene Kryptowährung zu veröffentlichen. Das geht aus einer "Erklärung zur Entwicklungs- und Regulierungspolitik" von heute, 5. April, hervor.
Das Finanzministerium in Indien hatte Bitcoin (BTC) und Kryptowährungen im Januar dieses Jahres wegen ihrem "fehlenden Eigenwert" kritisiert. In demselben Monat haben auch mehrere große indische Banken Kryptobörsen-Konten geschlossen oder deren Funktionalität begrenzt. Anfang Februar führten falsche Meldungen über ein landesweites Krypto-Verbot in den Medien zu einem Rückgang der Krypto-Märkte.
Die Erklärung der RBI lautet, dass die technologischen Innovationen, die Kryptowährungen unterstützen, "das Potenzial haben, die Effizienz und Inklusivität des Finanzsystems zu verbessern [...] Bei virtuellen Währungen (VCs) [...] gab es unter anderem Bedenken in Bezug auf den Verbraucherschutz, der Marktintegrität und der Geldwäsche."
Die RBI weist weiterhin darauf hin, dass sie die Krypto-Wirtschaftsteilnehmer bereits mehrfach vor den "verschiedenen Risiken" im Umgang mit Kryptowährungen gewarnt habe. Abschließend erklärt die Bank:
"Angesichts der damit verbundenen Risiken wurde beschlossen, dass von der RBI regulierte Organisationen ab sofort keine Dienstleistungen mehr für Einzelpersonen oder Unternehmen tätigen oder anbieten, die VCs betreuen oder abwickeln. Regulierte Unternehmen, die solche Dienstleistungen bereits erbringen, müssen die Beziehung innerhalb einer bestimmten Zeit beenden."
Laut der lokalen Nachrichtenagentur Quartz India beträgt die Zeitspanne, in der sich Unternehmen aus dem Kryptobereich zurückziehen sollen, drei Monate.
Auf einer Pressekonferenz heute sagte Bibhu Prasad Kanungo, der stellvertretende Gouverneur der RBI, in Bezug auf die Entscheidung, dass Kryptowährungen das Potenzial haben, "die Finanzstabilität zu gefährden:"
"Die Regulierungsmaßnahmen für diese Token sind international zwar nicht einheitlich, aber es wird allgemein angenommen, dass sie den AML-Rahmen (Geldwäschebekämpfung) und den FATF-Rahmen (Financial Action Task Force) ernsthaft untergraben können und die Marktintegrität und Kapitalkontrolle beeinträchtigen. Und wenn sie über eine bestimmte Größe hinaus wachsen, können sie auch die finanzielle Stabilität gefährden."
Panjak Jain, der als Investor und Berater in Blockchain- und Krypto-Communities in Indien arbeitet, veröffentlichte heute eine Reihe von Tweets über die neuen RBI-Krypto-Regulierungen. Dabei hebt er hervor, dass die indische Regierung "Krypto nicht verboten hat":
1/ Heute hat die Notenbank von #India ein Rundschreiben veröffentlicht, das "bei der RBI registrierten Unternehmen" (im Wesentlichen Banken und Finanzunternehmen) anordnet, nicht mehr mit Kryptobörsen und Unternehmen zu arbeiten. Die indische Regierung hat #crypto nicht verboten.
— Pankaj Jain (@pjain) 5. April 2018
Jains weitere Tweets erklären, dass "die indische Regierung offensichtlich nicht zwischen den verschiedenen Teilen der Regierung koordiniert". Als Beispiel nannte er, dass die Einkommenssteuer bei Kryptohändlern erhoben wird und fügte hinzu, dass es "interessant" sei, dass die "RBI Fiat- von Kryptobörsen abschneidet, die ziemlich gut den KYC/AML-Praktiken folgen, die von indischen Institutionen verwendet werden":
8/ Der indische Kryptomarkt ist immer noch ziemlich klein, bietet aber viel zukünftiges Wachstum und Chancen, insbesondere für die Mittellosen. Ich hoffe, dass die RBI und der Rest der indischen Regierung diese Entscheidung überdenken und eine positivere Herangehensweise gegenüber #crypto wählen.
— Pankaj Jain (@pjain) 5. April 2018
In der RBI-Erklärung zum Ende der Kryptogeschäftsbeziehungen heißt es außerdem, dass die Bank versuchen wird, ihre eigene staatlich gestützte Kryptowährung "zusätzlich zu der Papierwährung, die wir haben" zu schaffen, wie Kanungo erklärte. Ein Bericht über die Durchführbarkeit soll bis Ende Juni 2018 vorliegen.
Das Interesse der RBI an einer eigenen Kryptowährung beruht auf den "raschen Veränderungen in der Zahlungsverkehrsbranche sowie auf Faktoren wie dem Aufkommen privater digitaler Token und den steigenden Kosten für die Verwaltung von Fiat-Geld in Papier- und Metallform". Diese sind der Grund für Zentralbanken auf der ganzen Welt, um "Fiat Digitalwährungen" einzuführen.
Kanungo fügt hinzu, dass eine staatlich gestützte Kryptowährung "das Versprechen halten könnte, die Kosten für das Drucken von Banknoten zu reduzieren".
Sathvik Vishwanath, der Mitbegründer von Indiens Unocoin, sagte gegenüber Quartz India, dass er nicht glaube, dass es die "richtige Richtung ist, die die Zentralbank eingeschlagen hat":
"Das wird Panik bei einigen Millionen Menschen in Indien auslösen, die bereits Kryptowährungen verwenden. Wenn sie ihre eigenen digitalen Währungen einführen wollen, müssen sie keine bestehenden verbieten."
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