John Patrick Mullin ist ein Investmentbanker, Sprecher, Autor und ein großer Fintech und Edtech-Enthusiast. Als leitender Forschungsexperte am Guotai Junan Securities & Finance Institute konzentriert er sich zurzeit auf Fintech, darunter fallen unter anderem auch AI/ML, Blockchain und Kryptowährungen sowie P2P-Leihen.

In seiner Freizeit ist er Community-Partner für den FinTech Connector. Er berät auch mehrere Blockchain-Unternehmen in Hong Kong, der Schweiz und den Vereinigten Staaten. Er schreibt über seine Erfahrungen im chinesischen Finanzsektor für LinkedIn China und über Kryptowährungen und Fintech-Innovationen für Cointelegraph.

Wir haben die Möglichkeit auf der BlockShow Asia genutzt, um mit John über die Dinge zu sprechen, über die er als Cointelegraph-Autor normalerweise nicht redet - seinen Hintergrund, seine Reisen, seine Bildung und seine persönlichen Ansichten zu der Entwicklung der Community.  

Cointelegraph: Heute sind wir hier mit John Patrick Mullin, Community-Partner beim FinTech Connector. Community, Konnektor - als was fühlst du dich denn eigentlich selbst, welche Rolle spielst du?

John Patrick Mullin: Ja, klar. Vielleicht sollte ich erst mal erklären, was der FinTech Connector überhaupt ist. FinTech Connector ist eine globale Community von Leuten, die sich mit gerne mit Fintech beschäftigen. Er wurde von einem Kerl namens Angel Lorente in New York gegründet. Er ist aus einer Community entstanden, in der Leute am MIT an Fintech zusammengearbeitet haben. Sie sitzen in den Vorlesungen und Angel, der bei Morgan Stanley arbeitet, hat angefangen Treffen in New York zu veranstalten, wo er gearbeitet hat. Am Anfang waren es nur zwei Leute, die in einer Bar über Fintech geredet haben. Innerhalb eines Monats waren es dann schon 30. Jetzt sind wir tatsächlich bei 19 Städten, 19 Communitys in 13 Ländern - und das nur innerhalb eines Jahres. Ich würde sagen, dass es unser Ziel ist, die Fintech-Community weltweit durch unsere lokale Führung zu verbinden. Wir vernetzen Innovatoren mit unseren Fintech-Unternehmern, Start-Ups mit Fintech-Experten, Veteranen, Leuten mit Kapital, Technologie und so weiter.

Wir machen das weltumspannend. Das Problem, das wir eigentlich lösen wollen, ist, dass es viele Fintech-Gemeinden gibt, aber sie sind regional beschränkt während wir schon weltweit agieren. Wir sind auf jedem Kontinenten vertreten, außer in Australien und der Arktis. Aber Australien kommt ziemlich schnell dazu. Das ist so ziemlich das, was wir versuchen. Es geht eigentlich um das, was wir auch vor Ort versuchen. Ich meine, ich leite den FinTech Connector in Schanghai zusammen mit meinem Partner Rold. Wir wollen bilden, nähren, entwickeln und Veranstaltungen organisieren, um vor Ort eine Community aufzubauen, mit der wir dann unsere globale Ambition noch besser voranbringen können, denke ich.

CT: Das ist eine tolle Aktion. Wir sind hier bei einem Community-Treffen in Singapur. Wie ist es für dich, auf der BlockShow Asia zu sein und wie findest du diese Community, die sich heute hier versammelt hat?

JOHN: Bisher sehr gut, wenn ich ehrlich bin. Erst mal Danke, dass ich hier sein darf. Ich schreibe eigentlich für den Cointelegraph und bin glücklich darüber, dass ich nicht nur Teil des Autoren-Teams beim Cointelegraph bin, sondern auch auf der Blockshow, die ja offline stattfindet. FinTech Connector hat einen Zweig in Singapur und heute sind wir hier, was auch echt schön ist, weil ich die Leute mal sehen kann. Es war wirklich gut dabei mitzuwirken und zu sehen, wie ich von Schanghai aus mit Leuten aus Singapur in Kontakt treten kann. Man sieht, wie klein die Community ist, denn jeder kennt jeden. Aber es ist auch eine sehr enge Gemeinschaft und die Zusammenarbeit ist immer gut, um die Hauptquelle für Fintech zu sein, für Blockchain, Kryptowährungen und so weiter.

CT: Glaubst du, dass es bei den Community in anderen Städten oder Ländern Unterschiede gibt? Ich meine zum Beispiel zwischen Asien, Europa, den Vereinigten Staaten?

JOHN: Oh, hundertprozentig! Selbst in China. China ist ein sehr, sehr großes Land. Man sieht allein schon Unterschiede zwischen Peking und Schanghai. Es hängt alles sehr von der Region und vom Ort ab und da gibt es auf jeden Fall Unterschiede, wie die Leute Handeln, worauf man achtet. Hong Kong hat eine bestimmte Art in der Fintech-Community und Singapur eine andere. China ist auch sehr, sehr anders. Ich persönlich bin etwas auf Asien konzentriert, obwohl ich aus dem Westen bin. Ich habe dort nur schon lange nicht mehr gelebt. Aber man sieht auf jeden Fall Unterschiede. Je nachdem, wo man ist.

CT: Du hast das MIT erwähnt. Warst du dort?

JOHN: Ich war nicht am MIT. Das MIT hatte einen Onlinekurs zu Fintech, der The Future of Commerce hieß. Und da ging es um Großdatenanalytik. Zusammen mit EdX ist das ganz technologisch immer weiter fortgeschritten. Das haben die, glaube ich, vor zwei Jahren gemacht. Zurzeit haben sie eine Partnerschaft mit Oxford und jetzt machen sie einen Oxford Fintech-Kurs. Ich mache diesen Kurs sogar mit. Er ist bisher ziemlich interessant. Er ist wirklich gut, um Netzwerk-Kontakte zu knüpfen. Ich habe sogar einige meiner Oxford-Kollegen heute hier getroffen, die darüber in unserer kleinen Telegram-Gruppe geschrieben haben, was ich ziemlich schön fand. Ich habe Leute aus Hong Kong getroffen. Ich habe sogar ein paar von den Professoren aus Schanghai getroffen. Das ist wirklich eine gute Möglichkeit, Kontakte mit Leuten aus der Fintech-Community zu knüpfen und ich habe ein paar theoretische Grundlagen zu Fintech beigetragen.

CT: Weil wir gerade bei der akademischen Welt und grundlegender Inspiration sind. Was war aktuell das inspirierendste, das du gelesen hast?

JOHN: Das aktuell inspirierendste, das ich gelesen habe... Äh, gute Frage! Da geht es zwar, wenn ich ehrlich bin, nicht direkt um Blockchain und Kryptowährungen, aber es ist eins meiner Lieblingsbücher... Naja, eigentlich habe ich zwei. Das erste ist "Dealing with China" von Henry Paulson, der ein ehemaliger CEO bei Goldman Sachs und dann Finanzminister unter George W. Bush war. Er spricht darin über seine Erfahrungen und wie er Geschäfte mit China gemacht hat - und das hat mich tatsächlich zu einigen Dingen, die ich tue, inspiriert. Das zweite wäre "One Hour in China" von Jeffrey Towson und Jonathan Woetzel. Jeffrey Towson ist ein Professor an der Universität in Peking und Jonathan Woetzel ist McKinsey-Partner in Schanghai. Sie haben ein Buch geschrieben, das alles, was man über China wissen muss, in einer Stunde zusammenfasst. Das hat mich dazu inspiriert, viel über chinesische Verbraucher zu schreiben. Ich schreibe sehr viel. I schreibe für LinkedIn China, ich schreibe für den Cointelegraph. Diese zwei Bücher haben mich bei dem, was ich zu tun versuche, geformt.

CT: Interessant. Sprichst du Chinesisch?

JOHN: [spricht Chinesisch]. Das ist dann aber auch schon alles, muss ich gestehen. Daran muss ich noch arbeiten.

CT: Du hast einen schönen Akzent.

JOHN:  [lacht] Danke! China ist mein fünftes Land. Ich wurde in den Vereinigten Staaten geboren, ich war vier Jahre in Spanien in der Schule, ich habe ein wenig in Belgien gelebt, ich habe in Deutschland gelebt und jetzt sind es im Moment schon zweieinhalb Jahre in China. Wenn ich je um die Welt gekommen bin, dann würde ich an diesem Punkt sagen, ich bin ein Weltbürger. In den letzten acht Jahren habe ich nicht mehr in den Vereinigten Staaten gelebt, war unterwegs und ich suche immer wieder nach einem neuen Abenteuer, schätze ich.

CT: Interessant. Ich denke,dass das der Ort ist, wo die Blockchain liegt. Eine globale Community und sie ist großartig.

JOHN: Das ist wirklich eine globale Community!

CT: Vielen Dank, dass du heute bei uns warst.

JOHN: War mir ein Vergnügen!

Lesen Sie ein weiteres Cointelegraph-Interview mit John Patrick Mullin über Fintech-Trends und Blockchain-Technologie: