Samson Mow, der strategische Geschäftsführer der Blockchain-Firma Blockstream, findet, dass Facebook lieber hätte auf Bitcoin setzen sollen, anstatt zu versuchen, einen eigenen Stablecoin zu etablieren. Die entsprechenden Äußerungen machte er am 16. Juli auf Twitter.

„Libra kann nicht alles gleichzeitig sein”

Im Anschluss an die gestrige parlamentarische Anhörung zur Facebook Kryptowährung merkte Mow flapsig auf Twitter an, dass Libra „ganz schön in den Arsch gekniffen“ sei. Dabei ging er auch mit dem Facebook Gründer Mark Zuckerberg hart ins Gericht und meinte, dass dieser sich gar nicht darüber im Klaren sei, in welche Richtung er mit dem Projekt eigentlich will. So erklärt Mow:

„Libra kann nicht alles gleichzeitig sein. Die dazugehörige Blockchain kann nicht gleichzeitig offen und geschlossen sein.“

In diesem Zusammenhang kritisiert der Experte ebenfalls, dass von Facebook nach außen kommuniziert wird, dass das Projekt offen zugänglich wäre. Der Programmiercode wird zwar bisher als Open-Source deklariert, wodurch die Community diesen frei benutzen könnte, allerdings zeigt sich Mow skeptisch, wie offen Projekt und Code letztendlich wirklich sein werden. Die bisherige Ausgestaltung von Libra steht zu diesem Vorhaben nämlich in starkem Kontrast, wie der Experte meint:  

„Wenn der Programmiercode wirklich offen sein sollte, dann könnten externe Entwickler für ihre Wallets jegliche Sicherheitsmaßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung entfernen und trotzdem frei mit dem restlichen Netzwerk interagieren.“

Damit wäre Facebook dann folglich nicht mehr in der Lage einige der in der Anhörung gemachten Zusagen einzuhalten, besonders was das Versprechen betrifft, dass Wallets sich streng an die Vorgaben der Regierung halten werden.

Dies könnte letztendlich nur erreicht werden, wenn Facebook die volle Kontrolle über das Projekt behält, was logischerweise im Widerspruch zu der beworbenen Offenheit steht. So hieß es zuvor wiederholt, dass die Verbraucher in der Lage sein sollen, den Stablecoin für „alles“ nutzen zu können, solange sie sich im Rahmen der Legalität bewegen.

Bitcoin die bessere Alternative?

Hieraus ergibt sich allerdings wieder die Fragestellung, wie die gesetzlichen Anforderungen an Libra letztendlich ausgestaltet sein werden. Mow befürchtet, dass nach umfänglicher Regulierung wohl nicht mehr viel von den anfänglichen Ambitionen übrigbleiben wird:

„Ich finde es gut, dass Projektleiter David Marucs sich genug Zeit nehmen will, alles richtig zu machen, aber wenn Libra irgendwann den Anforderungen aller Regierungen und Länder genügt, bleibt wohl nur noch ein etwas komplexeres PayPal übrig. Facebook hätte lieber gleich auf Bitcoin setzen sollen.“

Derweil berichtet CNBC, dass Facebook sich noch nicht bei der Schweizer Behörde zurückgemeldet hat, die den Datenschutz von Libra überwachen soll.

Wie Cointelegraph gestern berichtet hat, ist der US-Oppositionsführer Kevin McCarthy ähnlicher Meinung wie Mow, da er Bitcoin dem Libra vorzieht und befürchtet, dass Facebook mit dem Projekt auf eine Kartellbildung abzielt.

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